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Johanniterkommende Überlingen - Geschichte
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Mit der Schenkung des Meierhofes "in villa Vberlingen" im Jahr 1257 durch den kaiserlichen Kämmerer Heinrich von Bienburg an die Brüder des hl. Johannes vom Spital zu Jerusalem beginnt die Geschichte der Kommende. Heinrich von Bienburg, der wenig später auch die Deutschordenskommende Altshausen mit einer Schenkung bedachte, hatte diesen Meierhof als Afterlehen von den Grafen Wolfrad d. Ä. von Veringen und Mangold von Nellenburg besessen. Er entschädigte dafür die beiden Grafen und das Reich mit Eigengütern; damit wurde der Hof für die Johanniter frei von jeglicher Lehenspflicht. Drei Jahre später übertrug der Bischof von Konstanz, Eberhard von Waldburg, dem Orden das Patronatsrecht in Goldbach mit dem Weinzehnten im Tausch gegen den Pfarrsatz in Hagnau. Später erhielten die Johanniter noch das Patronatsrecht in Hoppetenzell und in Andelshofen. Die Ordenskirche in Überlingen selbst mit ihren drei Altären - St. Johann Baptist, Heilig Kreuz und Maria - fungierte nicht als Pfarrkirche. Die Güter wurden zunächst wohl von Bubikon aus verwaltet, doch bereits für das Jahr 1272 wird mit Bruder Heinrich von Leonegg ein erster Komtur in Überlingen genannt. Der Adel in der Region tritt immer wieder mit Schenkungen in Erscheinung; dies geschah zur Unterstützung der Aufgaben des Ordens, für das eigene Seelenheil oder das der Vorfahren sowie beim Eintritt von Familienangehörigen in den Orden.
Die Kommende in der wirtschaftlich blühenden Handelsstadt Überlingen, die nach dem Ende des schwäbischen Herzogtums 1268 an das Reich gefallen war, nahm einen beträchtlichen Aufschwung, der allerdings sehr bald ins Stocken kam, da die Deutschordens-Kommende auf der Insel Mainau ihr den Rang ablief. Der nur von Angehörigen des deutschen Adels gebildete Ordo Beatae Mariae Virginis Teutonicorum hatte eine höhere Anziehungskraft als die aus acht Ordensnationen/Ordenszungen bestehende internationale Gemeinschaft der Johanniter, in der die deutschen Mitglieder nur eine kleine Minderheit bildeten.
Die erste Niederlassung in der heutigen Überlinger Neustadt, die immer noch als "Dorf" bezeichnet wird, wurde um 1280 aufgegeben. Die Brüder errichteten ihr Ordenshaus mit Oratorium, aber auch mit Wehranlagen, auf dem bald nach ihrem Ordenspatron genannten St. Johanns-Buckel am Rande der Stadt. Dies musste zwangsläufig zu Befürchtungen der Bürgerschaft führen, der Orden wolle eine die Stadt bedrohende Wehranlage errichten. König Rudolf von Habsburg musste schlichtend eingreifen und so kam es 1282 zu einem Vertrag, nach dem die Ordensbrüder zwar an dieser Stelle ansässig bleiben konnten, aber hier keine gegen die Stadt gerichteten Befestigungsanlagen bauen durften. Der Stadt wurde zudem das Recht zugesprochen, auf ewige Zeiten einen Weg durch das Gelände der Kommende zu nutzen. Davon zeugt heute noch eine etwa 60 Meter lange Mauer, die wohl im Nachgang zu diesem Vergleich von 1282 errichtet worden ist.
Streitigkeiten zwischen der Bürgerschaft der Reichsstadt Überlingen und den Komturen der Johanniter flammten immer wieder auf; nach Ausweis der überlieferten Akten gab es diese Querelen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. So kam es erst 1359 zur Verleihung des Bürgerrechts an den Orden. Dieses wurde 1419 erneuert, wobei der Orden eine Verdoppelung der verlangten Schatzung akzeptieren musste. Im
Gegensatz zu Villingen und vielen anderen Ordenshäusern konnte der Orden in den zu der Kommende gehörenden Dörfern Hoppetenzell und Andelshofen nur die niedere Gerichtsbarkeit ausüben. Aus dem Bericht der Generalvisitation von 1495 geht hervor, dass sich damals in der Kommende neben dem Verwalter ein Ordens- und ein Weltgeistlicher sowie fünf Dienstboten aufhielten. Der Komtur Rudolf von Baden (1473-1500) war nicht anwesend. Diese Situation, dass die Kommende im Auftrag des amtierenden Komturs verwaltet wurde, sollte für die folgenden Jahrhunderte praktisch zum Normalfall werden, da sie sich meist in den Händen von Großbaillis, die in Malta amtierten, oder von deutschen Großprioren, deren Residenz seit 1505 Heitersheim war, befand.
Auch für Überlingen lässt sich, obwohl die neue Lehre in der Reichsstadt nicht Fuß fassen konnte, ähnlich wie in Villingen, ein deutlicher Rückgang des Ertrags feststellen. Konnten der Komtur 1495 noch über einen Überschuss von 424 Gulden und die Kapläne über eigene Einkünfte von 23 Gulden verfügen, so war 1541 nur noch ein knapper Überschuss von 63 Gulden zu verzeichnen. 1541 waren nach den Angaben im Visitationsbericht noch 21 Fuder Wein vorhanden, deren Gegenwert von 210 Gulden allerdings nicht in die Rechnung eingestellt wurde, da dieser Wein im Haus getrunken wurde.
Ein Hinweis auf die Stellung der Kommende in der Stadt ergibt sich aus der Angabe des Berichtes von 1541, dass der Komtur, damals der Großbailli (1534-1546) und spätere Großprior (1546-1554) Georg Schilling von Canstatt, an allen hohen Feiertagen der Kirche und des Ordens die beiden Bürgermeister mit allem Gefolge, alle Priester, Bürger und Freunde der Kommende, die an der Messe teilgenommen hatten, mit einem Frühstück bewirten musste. Im Jahr 1541 fand diese Bewirtung viermal statt und verursachte Kosten von 20 Gulden.
Über die Baulichkeiten der Kommende sind erst ab dem 17. Jh. nähere Angaben zu machen. Da die Kommende, wie bereits ausgeführt, meist in den Händen der Großbaillis oder Großprioren war, die sich hier nicht aufhielten, kam es nicht zu repräsentativen Bauwerken wie z. B. in Dätzingen. Neben der Ordenskirche, die 1774 mit neuen Altären versehen wurde, und dem Amtshaus für den Verwalter gab es nur die üblichen Gebäude des landwirtschaftlichen Bereichs, Stallungen, Scheune, Kelterhaus; ein Hospital hat der Orden in Überlingen, wo bereits 1250 eine derartige Einrichtung gegründet worden war, nie betrieben. Im 30-jährigen Krieg trugen die Gebäude der Kommende schwere Schäden davon. Erst 1732/33 kam es zum Neubau des Ritterhauses, das auch über einen Großen Speicher verfügte, also als Zweckbau anzusprechen ist. Auch die Ökonomiegebäude wurden in der Zeit erneuert. Im Jahr 1803 kam die einstige Reichsstadt Überlingen an Baden. Das Haus der Johanniter wurde am 17. Dezember 1805 auf Befehl des badischen Kurfürsten und nachmaligen Großherzogs Karl Friedrich in Beschlag genommen. Der letzte Komtur Franz Thaddäus Freiher von Ulm auf Langenrain legte dagegen vergeblich Protest ein. Erst nach der Unterzeichnung der Rheinischen Bundesakte am 12. Juli 1806 erfolgte dann die Inventarisierung der ehemaligen Ordensgüter, deren Wert auf 122.000 Gulden und die Reineinkünfte, die bis dato dem Komtur zustanden, auf 3.000 Gulden im Jahr beziffert wurden. Der letzte Komtur, dem auf Lebenszeit die Einkünfte von Hoppetenzell vom württembergischen König garantiert worden waren, erhielt dazu eine Pension aus der badischen Staatskasse. Er starb 1813. Im Jahr 1818 wurden die Kapelle und die Wirtschaftsgebäude abgebrochen. Lediglich das Ritterhaus zeugt heute noch von der einstigen Präsenz der Johanniter in Überlingen.
WALTER G. RÖDEL     
LITERATUR
-<KDB I> 592, 622.
- K. H. Freiherr ROTH VON SCHRECKENSTEIN: Die Johanniter (Maltheser) - Commende in Überlingen. In: <ZGO> 29 (1877) 129-163 u. <ZGO> 32 (1880) 167-183.
- Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Bd. 2. Bearb. von A. KRIEGER. 2. Aufl. 1905.
- W. G. RÖDEL: Das Großpriorat Deutschland des Johanniter-Ordens im Übergang vom Mittelalter zur Reformation. 2. Aufl. Köln 1972, 114-119, 445.
- H. SCHMID: Zur Geschichte der Malteser-Kommende Überlingen 1257-1807. In: Badische Heimat 58 (1978) 333-342.
- DERS.: Die Johanniter-Kommende Überlingen. In: Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 84 (1991) 9-12.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 515 II 2456: Weingarten, Benediktinerkloster: Leibeigenschaftsbriefe
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 146 Bü 8227: Ministerium des Innern III
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 63/9 Bü 133, 196, 208, 212, 218: Kommissionen zur Vollziehung von Staatsverträgen mit Baden
-Generallandesarchiv Karlsruhe 2: Überlingen-Pfullendorf
-Generallandesarchiv Karlsruhe 21: Vereinigte Breisgauer Archive (Vorderösterreich u. a.)
-Generallandesarchiv Karlsruhe 217: Pfullendorf, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 225: Überlingen, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 65: Handschriften
-Generallandesarchiv Karlsruhe 66: Beraine
-Generallandesarchiv Karlsruhe 67: Kopialbücher
-Generallandesarchiv Karlsruhe D: Kaiser- und Königsurkunden 1200-1518
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