Der kinderlose Ritter Berthold vom Stein zu Grundsheim leitete 1450 die Gründung eines Augustiner-Eremitenklosters in Uttenweiler ein, einem Marktort mit hoher Gerichtsbarkeit. Die Pfarrkirche, zu deren Sprengel auch Dettenberg und Minderreuti gehörten, wurde 1453 inkorporiert. Nachdem Schutzbriefe vom Reich (1458) und vom österreichischen Landesherrn (1458) vorlagen, nahm das Generalkapitel 1459 das Kloster in den Augustiner-Eremitenorden auf, das 1465 dem bayerischen Provinzialkapitel eingegliedert wurde. Entgegen der Ordenskonstitution behielt sich die Gründerfamilie die Vogtei vor. Die Einkünfte für die maximal sechs Priester und drei bis vier Novizen reichten aus, um nicht auf das Sammeln von Almosen in dem 1471 vom Bischof zugewiesenen Bezirk angewiesen zu sein. Die lutherische Lehre fand im Konvent Anhänger, nach 1546 lag das geistliche Leben darnieder. Das Priorat und die Pfarrei wurden zeitweise von Mönchen aus Zwiefalten oder von weltlichen Priestern versehen. 1572 nahm die rheinisch-schwäbische Provinz der Augustiner-Eremiten das Kloster auf, um es zu reformieren. Da die vom Stein nicht auf die erbliche Vogtei und andere Vorrechte verzichteten, kam es zu jahrzehntelangen Zerwürfnissen mit den Ordensprovinzialen. 1665 regelte die vom Steinsche Herrschaft ihre Beziehungen zum Kloster vertraglich, wobei der Konvent einer strengen Aufsicht unterworfen wurde. Als die Prämonstratenserreichsabtei Marchtal 1702 die Herrschaft Uttenweiler, teils Reichs-, österreichisches und st. gallisches Lehen, teils allodiales Rittergut, kaufte, erlangte sie auch die Vogtei über das Kloster. Im Vertrag vom 21. Juli 1719 sicherte sich die Abtei weitreichende Aufsichtsrechte über das Kloster. Unter der Aufsicht der Prämonstratenser stabilisierte sich der Konvent, und die wirtschaftlichen Verhältnisse besserten sich. Schwerpunkte im Leben der Augustiner-Eremiten waren die persönliche Heiligung und die Pfarrseelsorge in Uttenweiler. 1615 bestand eine Bruderschaft St. Sebastian. 1702 wurde eine Gürtelbruderschaft bestätigt, die 1732 Erzbruderschaft Maria Trost unter dem Titel der hl. Monika bezeichnet und im Dezember 1807 aufgehoben wurde. Die Augustiner bestellten seit 1669 den Mesner und Schulmeister. Ende 1802 ließ der Fürst von Thurn und Taxis das in guten wirtschaftlichen Verhältnissen befindliche Kloster, in dem neun Priester und zwei Laienbrüder lebten, als Bestandteil der Reichsabtei Marchtal provisorisch in Besitz nehmen. Die Einkünfte in mittleren Jahren betrugen etwa 3.680 Gulden. Der Wert der Liegenschaften allein lag bei rund 73.600 Gulden, der Gesamtwert des Kloster bei rund 117.000 Gulden. 100 Jauchert Güter unterlagen dem Eigenbetrieb, daneben gehörten dem Kloster eine Mühle in Uttenweiler, ein Brauhaus, sechs Falllehenhöfe, der Universalzehnte in Uttenweiler und Minderreuti und Zehntanteile in Bischmannshausen, Dieterskirch und Dietenhausen. Als Mediatkloster hatte nach dem Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 der Deutsche Orden ein Anrecht auf Uttenweiler, er konnte seine Ansprüche jedoch nicht durchsetzen. Auch Baden hatte 1805 wegen der reichsritterschaftlichen Güter Ansprüche erhoben. 1806 fiel das Kloster an das Königreich Württemberg. Die Aufhebung wurde durch königliches Dekret vom 21. Februar 1807 angeordnet und im April 1807 vollzogen. Die Augustiner-Eremiten wurden mit Leibrenten abgefunden und/oder wieder in der Seelsorge eingesetzt, zwei von ihnen in der neu dotierten Pfarrei Uttenweiler. Die wertvolle Bibliothek, die vor allem zahlreiche Inkunabeln und Frühdrucke enthielt, gelangte teilweise in das Wilhelmsstift in Tübingen, in die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart und in die Universitätsbibliothek Tübingen. Die nach 1472 erbaute Klosterkirche wurde 1710 durch einen Vorarlberger Baumeister barock umgestaltet (dreischiffiges Langhaus, Vorarlberger Wandpfeilerstruktur mit Emporen). Je ein Turm im Nordosten und Südosten mit Laterne und Zwiebelhaube prägen die Ortsansicht. Die dreischiffige Halle wurde um 1710/15 reich stuckiert. Die Deckenmalereien in den Kartuschen wurden bei der Restaurierung 1910/11 teilweise stark verändert. Kruzifix mit Assistenzfiguren, um 1700. Die Kanzel, um 1720/30, weist bildliche und plastische Darstellungen auf ("weide meine Lämmer"). 1873 wurde das Schiff um ein Joch verlängert. Im Refektorium wurde 1474 oder 1475 ein Altar geweiht. Von den in der Barockzeit umgebauten Konventsgebäuden wurden 1824 drei Flügeln des Gevierts abgebrochen und der südwestliche als Pfarrhaus erhalten. |
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WILFRIED SCHÖNTAG | |||||||||||||||||||||||||
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QUELLEN | |||||||||||||||||||||||||
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