Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerkloster Heitersheim - Geschichte
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Abbildung  Button Kloster Heitersheim (am linken Bildrand), Kupferstich von Matthäus Merian, (Topographia Alsatiae), 1643/44.
Das Franziskanerkloster in Heitersheim gehörte zur Oberdeutschen (Straßburger) Provinz der Konventualen (Minoriten), die sich 1517 im Zuge ordensinterner Streitigkeiten von den Franziskaner-Observanten abgespalten hatten. Das Franziskanerkloster Heitersheim stellt insofern eine Besonderheit dar, als dass es sich um eine Gründung des Malteserordens handelte, welcher zu Beginn des 17. Jahrhunderts nicht mehr über genügend Priester verfügte, um seelsorgerische Aufgaben wahrzunehmen. Die Errichtung eines Franziskanerklosters im Malteser-Fürstentum Heitersheim beruhte auf dem Engagement des Großpriors Johann Friedrich Hund von Saulheim. Dieser plante bereits 1612, Minoriten zur Seelsorge nach Heitersheim zu berufen. Die Malteser entschieden sich für einen Bettelorden, weil sie eine Missionstätigkeit in den benachbarten protestantischen Territorien und eine Verbesserung der Seelsorge auf eine möglichst kostengünstige Art anstrebten. Zunächst sollten die Kapuziner in Heitersheim ansässig werden, aber diese lehnten ab, da sie bereits in Neuenburg mit dem Aufbau einer Niederlassung beschäftigt waren. Es gingen noch sieben Jahre ins Land, bis der Bischof von Konstanz und das Provinzkapitel der Johanniter ihre Zustimmung zur Ansiedlung der Minderbrüder gaben.
Am 1. September 1619 übergaben die Malteser den Minoriten offiziell die Niederlassung. Sie zogen in ein bereits bestehendes, einflügeliges Gebäude mit Kirche ein. Der erste Guardian wurde Jacobus Ammann, der zugleich die Niederlassung in Breisach leitete. Die Größe der Niederlassung wurde auf sechs Personen (Guardian, zwei Priester, ein Laienbruder, ein Novize, ein weltlicher Knabe) festgelegt, welche die Seelsorge bei den Maltesern und in der Klosterkirche zu leisten hatten. Weiterhin mussten sie dem Stadtpfarrer Aushilfe leisten. Die Johanniter sagten den Minderbrüdern lediglich eine jährliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 600 Gulden zu. Als Besonderheit behielt sich Johann Friedrich Hund von Saulheim das Inspektionsrecht sowie das Recht, den Erwerb von Realien zu untersagen, vor. Weiterhin durften keine Vermögenswerte aus dem Territorium verbracht werden. Die Niederlassung war im Gegensatz zu anderen Franziskanerklöstern nicht exemt.
Aufgrund der spärlichen finanziellen Zuwendungen erhielten die Minoriten die Pfarreien Eschbach (1620), Heitersheim (1634), Grißheim (1661), Schlatt (1659/61) und Bremgarten (1661), welche sie ex currendo vom Kloster aus versahen. Im Jahr 1666 übernahmen sie ebenfalls den Gottesdienst in der fürstlichen Hofkapelle, sodass alle Pfarrstellen im Fürstentum Heitersheim durch die Minderbrüder betreut wurden. Allerdings wurden den Minoriten 1742 im Zusammenhang von Streitigkeiten zwischen den Johannitern mit dem Bischof von Konstanz die fünf heitersheimischen Pfarreien entzogen und mit Weltgeistlichen besetzt. Aufgrund der wegfallenden Einkünfte mussten die Franziskaner nun um ihre Existenz bangen. Wenige Jahre später erhielten sie Heitersheim, Eschbach und Schlatt zurück.
Im Jahr 1781 löste Kaiser Joseph II: die vorderösterreichischen Minoriten-Klöster von der Oberdeutschen Provinz. Zusammen mit Konstanz, Villingen, Breisach und Viktorsberg bildete Heistersheim nun eine eigene Kongregation, aus der 18 "ausländische" Priester austreten mussten. Im Franziskanerkloster Heitersheim lebten zu diesem Zeitpunkt 10 Priester und drei Laienbrüder. Diese Anordnung führte zu einem schnellen Verfall der Klöster. In Heitersheim lebten 1782 sieben Priester und drei Laienbrüder in ärmlichen Verhältnissen. 1797 wurde der Guardian des inzwischen hoch verschuldeten Klosters wegen "Untauglichkeit" seines Amtes enthoben. Eine geplante Aufhebung des Klosters scheiterte am Einspruch der Johanniter, da diese eine Übernahme der Schulden und der eventuellen Pensionen für die Minderbrüder befürchteten. Den Minderbrüdern fehlte es aber an Nachwuchs, außerdem traten mehrere von ihnen in den Weltklerus über. So endete 1804 aufgrund fehlender Laienbrüder das Terminieren. Das Ende des Klosters kam 1806 mit der Auflösung des Johanniter-Fürstentums. Die badische Klosterkommission erklärte das Kloster zum Staatseigentum. Die wenigen brauchbaren Gegenstände wurden ins Heitersheimer Schloss und nach Karlsruhe überführt. Der Konvent bestand zu diesem Zeitpunkt noch aus vier alten Patres, von denen zwei als in den Weltklerus übertraten und zwei als Pensionäre nach wenigen Jahren verstarben. Offiziell wurde das Kloster am 23. April 1807 aufgelöst. Das Kircheninventar wurde verkauft und die Kirche 1812 abgerissen. Das Wohngebäude diente künftig als Pfarrhaus.
CHRISTIAN PLATH     
LITERATUR
-J. B. KOLB: Historisch-statistisch-topographisches Lexicon von dem Großherzogthum Baden. Bd. 2. Karlsruhe 1814, 55-57.
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- <KDB VI/1> 419-421.
- A. KRIEGER: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Bd. 1. Heidelberg (2. Aufl.) 1904, Sp. 915-917.
- K. KRAUS-MANNETSTATTER: Heitersheim, die Malteserstadt. Heitersheim 1952, 41-43, 54-55.
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- Stadt Heitersheim (Hg.): 200 Jahre Heitersheim. Die Malteserstadt zwischen gestern und morgen. Lörrach 1977, 52, 53.
H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1811. In:<FDA> 98/99 (1978) 171-352 und 99 (1979) 173-375.
- H. SCHMID: Die Minoriten im Malteser-Fürstentum Heitersheim 1619-1807. Zur Geschichte der oberdeutschen Minderbrüder. In:<FDA> 101 (1981) 285-298.
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- Verzeichnis aller Bücher, welche sich in der Bibliothek der Minoriten zu Heitersheim befinden (1787). Online-Ressource, Universitätsbibliothek Freiburg/Br. 2007.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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