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Benediktinerpropstei Wiesenbach - Geschichte
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Vermutlich schenkten oder verkauften die Grafen von Lauffen in der ersten Hälfte des 12. Jh. Wiesenbach an das Kloster Ellwangen . Eine Propstei entstand erst um 1200 als die Propstei Schriesheim hierher verlegt wurde. Die Propstei erhielt Reliquien der Heiligen Mammes und Benigno, welche sich bis zur Säkularisation in einem Steinsarkophag in Wiesenbach befanden. Die Propstei sollte der Verwaltung des weit entfernt von Ellwangen liegenden Streubesitzes an der Bergstraße, im Kraichgau und im Odenwald dienen.
Im Jahr 1229 wird erstmals in einer Urkunde ein Propst von Wiesenbach genannt. 1347 bestätigte Karl IV. alle früheren Privilegien der Abtei Ellwangen in Wiesenbach und verlieh dem bei der Propstei liegenden Hof des Schultheißen das Asylrecht. 1454 bestätigte Kaiser Friedrich III. dem Kloster Ellwangen die Abgabenfreiheit der Propstei und des dazugehörigen Schultheißenhofes.
Im Jahr 1480 verkaufte Ellwangen die Propstei an das Augustinerkloster Heidelberg für 1200 Gulden. Das Wiesenbacher Pfarrgut wurde in diesem Jahr an das Kloster Schönau veräußert, an welches es bereits seit 1452 verpfändet worden war. 1482 gelangte die Propstei ebenfalls an Schönau und verblieb dort bis zur Auflösung der Abtei 1558. Nach der Aufhebung wurde Wiesenbach der kurpfälzischen Geistlichen Verwaltung unterstellt und seine Güter mit denen der Benediktinerinnenabtei Lobenfeld zu einer Schaffnerei vereinigt.
Neuere archäologische Untersuchungen erlauben heute den Schluss, dass Wiesenbach zumindest in seiner Blütezeit über einen für eine Propstei großen Konvent verfügt haben muss. Leider fehlen schriftliche Nachrichten über das Vorhandensein dieses Konventes; aber immerhin wurde noch 1480, als Dekan und Kapitel zu Ellwangen den Besitz in Schriesheim und Wiesenbach verkauften, an ein "Klösterlein" erinnert: "Unser Propstey Güter, des Closterlins zu Wisenbach mit Häusern, Hofen".
Die Teilvogtei über die ellwangischen Güter im Elsenzgau übten die Grafen von Lauffen, später die Pfalzgrafen bei Rhein als deren Rechtsnachfolger, aus.
Ursprünglich besaß die Propstei wohl die Grundherrschaft in Wiesenbach, sowie Höfe und Mühlen in Nußloch, Meckesheim, Reilsheim, Bammental, Spechbach, und Waldwimmersbach.
Im 15. Jh. befand sich die Propstei in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. 1427 musste der damalige Propst seine Misswirtschaft eingestehen und versprechen, sich ganz den Anweisungen des Mutterklosters zu fügen. 1434 war Wiesenbach vorübergehend ohne Propst. In einer Urkunde von 1436 heißt es, die Wiesenbacher Propstei sei auf Grund von "Brunst, Wasser, Wetters und anderen Schaden wegen in Unbau und Schuldt kommen", die Abtei Ellwangen habe den Propst aus Einsparungsgründen nach Ellwangen zurückberufen.
Archäologische Untersuchungen in neuerer Zeit ergaben den Befund einer ehemaligen, in der Mitte des 12. Jh. errichteten dreischiffigen, achtjochigen, querschifflosen Basilika mit rechteckigem Chor, darunter liegender Vierstützenkrypta und zwei Westtürmen. In einem Inventar von 1441 wurde diese dem hl. Georg geweihte Kirche als ein Münster bezeichnet. Dieser Bau wurde aber bereits in der Mitte des 15. Jh. auf einen Saalbau reduziert. Dieses verkleinerte Gotteshaus ließ die Geistliche Verwaltung im Jahr 1660 wegen seiner Baufälligkeit abbrechen. 1735 erbaute die katholische Kirchengemeinde in Wiesenbach unter Verwendung der Reste der Propstei an dieser Stelle eine neue, aber wiederum kleinere Kirche, die 1776 um eine Fensterachse nach Westen erweitert wurde.
ANDREAS BUTZ     
LITERATUR
-<GermBen> V 560-562 u. 667-670 (F. QUARTHAL).
- <KDB VIII/2>, 653-654.
- K. LAIER-BEIFUSS / D. LUTZ, Die ehemalige Propstei Wiesenbach des Klosters Ellwangen, Stuttgart 1990.
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