Klöster in Baden-Württemberg
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Prämonstratenserinnenkloster Schäftersheim - Geschichte
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Am 11. April 1172 nahm Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Gründung eines Klosters für nach der Regel des hl. Augustinus lebende Frauen durch seinen 1167 verstorbenen Neffen Herzog Friedrich IV. von Rothenburg in Schäftersheim unweit der hohenlohischen Burg Weikersheim in seinen Schutz und Schirm. Eine Gründungsurkunde fehlt. Der Zeugenkreis der Barbarossa-Urkunde nennt die fränkischen Adelsfamilien, die dem Kloster Zuwendungen machten und deren Töchter Aufnahme in den Konvent fanden, u. a. Bebenburg, Boxberg, Dürn, Lobenhausen, Hohenlohe (-Weikersheim). Der Kaiser erlaubte die Aufnahme von Angehörigen der staufischen Ministerialenfamilien, also des niederen Adels, später auch aus verbürgerlichten Rittergeschlechtern aus Rothenburg und Würzburg, vor allem aber von Frauen aus der hohenlohischen Ministerialität. Das der Jungfrau Maria geweihte Kloster schloss sich dem Prämonstratenserorden an und wurde - nachweislich 1238 - in geistlichen Angelegenheiten dem Abt des Klosters Oberzell bei Würzburg unterstellt. Von hier wurden Mönche zur Wahrnehmung der geistlichen Funktionen abgeordnet.
Die Gründungsausstattung bestand aus Gütern und Rechten in Schäftersheim und weiteren entlegenen, zum Teil bald abgestoßenen vier Dörfern, darunter dem für Hohenlohe später namengebenden Hohlach bei Uffenheim. Im Lauf der Zeit dehnte sich der Besitz bis zur Aufhebung des Klosters auf 61 Orte aus. Der Klosterbesitz wurde durch Klosterämter in Schäftersheim selbst, seit der Übernahme des dortigen Klosters 1253 in Kreuzfeld, später verlegt nach Lindlein, dem so genannten Nonnenämtlein, und seit dem 14. Jh. in Sichertshausen verwaltet. Seit 1333 war das Kloster Gerichtsherr in Sichertshausen und Lindlein. Anfang des 14. Jh. wurde das Kloster Lochgarten inkorporiert.
Das Kloster unterstand der Sendgerichtsbarkeit des Bischofs von Würzburg, konnte aber weltliche Gerichte frei wählen. Die Vogtei nahmen zunächst die staufischen Herrscher, vertreten durch ihre Vögte in Rothenburg ob der Tauber, wahr. Mit der Verpfändung von Rothenburg an Gottfried von Hohenlohe 1251 ging die Vogtei über Schäftersheim für dauernd auf die Hohenlohe über und fiel 1553 an die hohenlohische Hauptlinie Neuenstein.
1226 umfasste der Konvent zehn Konventualinnen, später maximal 14, 1540 noch vier. Das Kloster wurde 1525 im Bauernkrieg durch den Taubertäler Haufen weitgehend zerstört.
1543 wurde das Kloster durch Hohenlohe aufgehoben, die Reformation eingeführt. Die letzten Nonnen starben 1553. 1555 wurden die Klostergüter an hohenlohische Untertanen verliehen, die letzten Konventsgebäude, darunter eine Kapelle, bis 1590 abgebrochen.
Im Zuge der Umsetzung des Restitutionsedikts während des 30-jährigen Kriegs wurde das Kloster 1630 vorübergehend von Oberzell aus besetzt und 1634 bis zur Rückgabe an Hohenlohe 1648 dem Prämonstratenserorden eingeräumt, ohne dass es zu einer Wiederbesiedlung kam. Von der ehemaligen Klosteranlage stehen keine originalen Bauten mehr. Lediglich der quadratische Aufbau des heute von einer Straße durchquerten Komplexes ist noch an der Stellung moderner Wirtschaftsgebäude erkennbar.
GERHARD TADDEY     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 432f. (G. TADDEY).
- K. ULSHÖFER: Die Geschichte des Klosters Schäftersheim. O. O. (1963).
- K. E. SAUER: Kloster Schäftersheim. Baugeschichtliche Untersuchungen. In: <WFr> 61(1977) 70-78.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 52 U 31: Bemalte Urkunden
-Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein GA 10 Schublade 23 - 24: Gemeinschaftliches Hausarchiv, Abteilung III: Kirchliche und geistliche Stiftungen in der Grafschaft Hohenlohe
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