Klöster in Baden-Württemberg
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Paulinerkloster Tannheim - Geschichte
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Nach späterer Überlieferung hauste in Tannheim der selige Cuno mit dem Beinamen "der Schweiger" als Eremit. Wie in einigen anderen Fällen schloss er sich selbst den Paulinern an oder sie übernahmen nach seinem Tod seine Klause. Erstmals wurden die Pauliner in Tannheim erwähnt, als 1353 Graf Hugo von Fürstenberg, Herr zu Zindelstein, als Vogt über ihr Haus, die Hofstatt und vier Jauchert Holz und Feld im Wald "Scharta"auftrat. 1354 urkundete der Prior zwar mit einem Konvent, aber den größten Teil seiner Geschichte blieb Tannheim ein "eremitorium", bis ins 17. Jh. befand sich meist nur ein Prior hier. Im Bauernkrieg kam das Kloster glimpflich davon, als die Villinger das aufständische Dorf nieder brannten, verlor der Prior nur sein Vieh, das er wieder zurückkaufen konnte. Gegen die auch in anderen Orden und Klöstern verbreiteten Verfallserscheinungen des 16. Jh. schritten Ende des Jahrhunderts Ordens- und Provinzleitung ein. Der im Konkubinat lebende Prior musste 1596 zurücktreten und das Kloster verlassen, ein Nachfolger wurde 1608 vom Generalvisitator als Prior und Provinzial abgesetzt. Nach dem 30-jährigen Krieg lag das Klösterlein verödet, der Orden erwog, Bonndorf, Grünwald und Tannheim zusammenzulegen. 1659 und 1662 mahnte die fürstenbergische Regierung die Wiederbesetzung des Klosters an. Im 18. Jh. zählte der Konvent außer dem Prior jeweils zwei Mönche, die vom Provinzkapitel bestimmt und immer wieder unter den schwäbischen Klöstern ausgetauscht wurden. Auch den Prior wählte das Provinzkapitel. Er hatte sich anschließend den Grafen, ab 1664 den Fürsten von Fürstenberg vorzustellen und musste ab Ende des 16. Jh. förmlich präsentiert und bestätigt werden. Die fürstliche Regierung beanspruchte zudem seit dem 17. Jh. die Obsignation, das heißt die Inventarisierung der Hinterlassenschaft eines verstorbenen Priors und die Kontrolle der Klosterökonomie. Eine Immunität des Klosters anzuerkennen, lehnte sie ab, da keine Klausur bestehe und eine Magd den Haushalt führe.
Das Dorf Tannheim gehörte zum größten Teil zur Pfarrei Kirchdorf, das Kloster selbst mit einigen Hofstätten zur Pfarrei Wolterdingen. Doch übernahmen die Pauliner einen Großteil der Seelsorge, was 1695 mit dem Pfarrer von Kirchdorf auch vertraglich geregelt wurde. Zeitweise verwalteten die Pauliner auch die Pfarrei Wolterdingen und bezogen deren geringe Einkünfte. Die Bitte um eine dauerhafte Überlassung 1659 blieb erfolglos. Zum Grab des seligen Cuno in der Klosterkirche kamen viele Wallfahrer, die vor allem bei Knochenbrüchen Heilung suchten. Von 1673-1704 wurden 565 Wunder des Seligen verzeichnet. Da angenommen wurde, Cuno sei als Angehöriger des fürstenbergischen Grafenhauses Kardinal in Rom gewesen und unerkannt in seine Heimat zurückgekehrt, betrachtete das Haus Fürstenberg ihn als Hausheiligen und gab in den Patronatskirchen Donaueschingen und Meßkirch Statuen des Seligen in Auftrag. Die Pauliner glaubten, er sei Laienbruder ihres Ordens geworden und schmückten Kirchen in Ungarn und Kroatien mit seinen Bildern und Statuen.
Das Vermögen des Klosters vermehrte sich nach der Gründung vor allem durch Jahrzeitstiftungen und Käufe. Die Pauliner bezogen den Zehnten in Tannheim, besaßen einige Erblehen dort und in benachbarten Orten, vor allem aber den in Pacht vergebenen Klosterhof mit über 400 Jauchert und den Klosterwald. Zum 1802 mit etwa 100.000 Gulden geschätzten Vermögen trug der Klosterhof etwa die Hälfte und der Wald etwa ein Drittel bei. Das Jahreseinkommen lag Ende des 18. Jh. bei etwa 1.700 Gulden.
Mehrfach wurde das Kloster durch Brände zerstört: 1437 und kurz vor 1489, weshalb die Grafen von Fürstenberg erlaubten, Almosen zu sammeln. 1622 ging es wieder durch Brandstiftung in Flammen auf. Zwar begann man sofort mit dem Wiederaufbau, aber in Folge neuer Schäden im 30-jährigen Krieg lag es noch 1659 in Trümmern. 1669 konnte der Konstanzer Weihbischof die Altäre neu weihen. In den 1740er Jahren waren Renovierungen nötig, aber 1779 brannten Kloster und Kirche vollständig ab. Für den Neubau genehmigte der Bischof eine Kollekte in der Diözese. Die Pläne für den Neubau entwarf der fürstliche Baudirektor Franz Joseph Salzmann. Den südlichen Teil einer Drei-Flügel-Anlage bildete die geostete Kirche, an die sich nördlich der Konventsbau anschloss, an den als Nordflügel der Gesinde- und Ökonomiebau anstieß. Erst 1791 wurde die Kirche wieder konsekriert.
Das Kloster hatte schwere Jahre hinter sich. Nach der Aufhebung der vorderösterreichischen Klöster Langnau und Rohrhalden 1786/87 hatte die fürstenbergische Regierung ihren Klöstern Grünwald und Tannheim den Verbleib im restlichen Provinzialverband untersagt und die Klosterökonomie ihrer strengen Kontrolle unterstellt. Doch nach dem Tod Kaiser Josephs II. gestand sie die Wiedererrichtung der nur noch aus drei kleinen Klöstern bestehenden winzigen Provinz zu. Es war nur noch eine Gnadenfrist. Die Revolutionskriege stürzten das Kloster in Schulden. Das gemeinsame Chorgebet wurde aufgegeben. Hatten sich die Mönche 1789 noch zu Matutin und Vesper in der Kirche zusammengefunden, so betete 1802 jeder nur noch privat das Brevier. Am 5. September 1801 stimmte das bischöfliche Ordinariat der Aufhebung von Tannheim zugunsten der Sanierung Grünwalds zu. Nach weiteren Verhandlungen hob die fürstliche Regierung am 18. Oktober 1802 das Paulinerkloster Tannheim auf und wies die drei Patres an, nach Grünwald überzusiedeln. Am 14. Juni 1803 wurden beide fürstenbergischen Paulinerklöster definitiv aufgehoben. Das Vermögen fiel an das fürstliche Landesspital in Hüfingen.
Aber alle Tannheimer Patres kehrten bald wieder zur Fortführung der Seelsorge nach Tannheim zurück. Zunächst wirkte dort bis 1803 der ehemalige Pater Scheidenmüller als Pfarrverweser, der 1804 eine Kaplaneistelle in Horheim erhielt. Ihm folgte 1803 der vormalige Prior P. Stury, der 1804 als Geistlicher in das Zuchthaus Hüfingen überwechselte. Der dritte Pater Seifriz sollte ihn 1804 in der Tannheimer Seelsorge unterstützen, starb aber schon im gleichen Jahr. Pfarrverweser ab 1804 und 1806-1810 erster Pfarrer der neu errichteten Pfarrei Tannheim wurde der vormalige Grünwalder Prior Huber.
Nachdem 1896 der Ökonomieteil des ehemaligen Klostergebäudes abgebrannt war, betrieb der damalige Pfarrer energisch den Neubau einer Kirche im Dorf selbst. 1898 wurden Kirche und restliche Klostergebäude abgebrochen, 1899 die neue Pfarrkirche benediziert und 1907 konsekriert. In der Kirche hat sich u. a. das Hochaltarbild der Klosterkirche erhalten mit der Darstellung der hl. Dreifaltigkeit von Simon Göser aus dem Jahr 1792. Im Heimatmuseum sind volkstümliche Zeugnisse der Verehrung des sel. Cuno und die Altaraufsätze der ehemaligen Seitenaltäre zu sehen. Seit einigen Jahren erinnert wieder eine kleine Kapelle an den Standort des Klosters auf der Hochfläche über dem Dorf.
ELMAR L. KUHN     
LITERATUR
-<KDB II> 47.
- F. MAYER: Das Paulinerkloster in Tannheim. In: H. BERNER (Hg.): Tannheim. Geschichte von Dorf und Kloster am Osthang des Schwarzwaldes. Tannheim 1971, 124-166.
- E. L. KUHN: Die schwäbische Provinz des Paulinerordens in der frühen Neuzeit. In: K. ELM u. a. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Paulinerordens. Berlin 2000, 209-280.
- E. L. KUHN: Der Paulinerorden in Deutschland. Tettnang 2005.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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