Klöster in Baden-Württemberg
Orte   Orte: Buchstabe L   Bettelorden   Kapuziner   Klöster im Landkreis Waldshut   
Kapuzinerkloster Laufenburg - Geschichte
  Zurück
Der Wirkungsbereich der Kapuziner, ein Reformzweig des Franziskanerordens, war zunächst auf Italien beschränkt; etwa 50 Jahre nach der Gründung wurde ihnen jedoch 1574 eine weitere Ausbreitung gestattet. In Laufenburg hegte man erstmals im Jahr 1619 Pläne, die Patres vor Ort anzusiedeln und ihnen ein Kloster zu errichten, doch kamen diese zunächst nicht zur Ausführung. Ein Gesuch der Stadt an Erzherzog Leopold V. von Österreich acht Jahre später war zwar erfolgreich, die Notlage des Dreißigjährigen Krieges verhinderte allerdings zunächst die Umsetzung.
Nach dem Westfälischen Frieden (1648) sollte vor allem die Konkurrenz zur Nachbarstadt Waldshut die Klostergründung beschleunigen, fürchtete man doch, dass nur einer der beiden Orte die Erlaubnis hierzu erhalten könnte. In Laufenburg wandte man sich daher 1649 an das Provinzkapitel der Kapuziner und führte als Gründe für die Ansiedlung des Ordens an: Die nächtliche Erscheinung eines "feurigen Glanzes" am vorgesehenen Bauplatz, die Nähe zu den Calvinisten des Berner Gebiets sowie das Vorbild Rheinfeldens. Das Gesuch war schließlich erfolgreich, so dass im Jahr 1650 wichtige Schritte zur Klostergründung getan werden konnten: Die Zustimmung des Generalkapitels in Rom (Juni) und des Provinzkapitels in Konstanz (Oktober) sowie das Eintreffen der ersten Kapuziner (November). Der vorgesehene Bauplatz lag vor dem östlichen Stadttor (Markttor/Bärenturm) nahe der Stadtmauer (heute: Spitalstrasse 10), weshalb aus militärischer Sicht zunächst Bedenken bestanden. Nachdem der Landesherr Erzherzog Ferdinand Karl (9. August 1652) und der Bischof von Basel (30. Juni 1651) ihre Zustimmung gegeben hatten, erfolgte schließlich am 14. Juni 1654 die Grundsteinlegung und am 4. April 1660 die Weihe der Kirche zu Ehre Johannes des Täufers und des heiligen Fridolin. Das Kloster gehörte zunächst der Schweizer Provinz an, von 1668 bis 1805 dann der Vorderösterreichischen Provinz.
Ermöglicht wurde der Bau durch freiwillige Spenden auswärtiger und Laufenburger Bürger sowie aus Geldern der Stadtkasse, den Grundstock der Klosterbibliothek bildete eine Schenkung Sebastian Sartorius‘, Hofmeister des Bischofs von Wiener Neustadt. Die Patres des neugegründeten Klosters übernahmen in der Folgezeit sowohl in Laufenburg (Stadt und Spital) als auch im Umland (Fricktal und Schwarzwald) aushilfsweise die Seelsorge, führten Exorzismen durch, dienten dem Damenstift im nahe gelegenen Säckingen als Beichtväter und wirkten in der Krankenpflege, bei deren Ausübung nicht wenige Brüder selbst den Tod fanden. Außerdem widmeten sie sich der Bekehrung der umliegenden Bevölkerung, und dies offenbar mit Erfolg: Für den Zeitraum von 1674 bis 1738 soll sich die Zahl der Konversionen auf annähernd 9000 belaufen haben. Viele der Brüder des Klosters waren gebürtige Laufenburger. Aus dem nahe gelegenen Rheinfelden stammte Ignatius Eggs, der vielleicht berühmteste Mönch des Klosters Laufenburg: Er begleitete 1655 als Seelsorger für deutsche Söldner im Dienste Venedigs die Flotte in den Krieg gegen die Türken und gelangte schließlich auch nach Palästina. Nach Laufenburg zurückgekehrt schrieb er seine Erlebnisse nieder. Das Werk wurde 1664 erstmals gedruckt und erlebte bald mehrere Auflagen.
Im Zuge der Revolutionskriege wurde das Kloster schwer in Mitleidenschaft gezogen, als etwa 800 Franzosen am 19. Oktober 1796 die Räumlichkeiten in Besitz nahmen und sich heftige Gefechte mit den kaiserlichen Truppen lieferten. Trotz Unterstützung der Bürger bei der Wiederherstellung konnte sich der Konvent von diesen Schäden nicht mehr erholen: Die Zahl der Mönche sank von achtzehn im Jahr 1754 auf zehn im Jahr 1800 und auf sieben im Jahr 1802. Als ein Jahr später infolge der Abtretung des Fricktals an die Schweiz alle Kapuziner österreichischer Nation vom Wiener Kaiserhof abberufen wurden, wurde das Kloster weiterer Insassen beraubt. Da auch die schweizerische Kapuzinerprovinz keine Hilfe senden konnte, wurde der Konvent am 22. August 1805 aufgelöst. Ein letzter Versuch zur Wiederbesiedlung im darauffolgenden Jahr scheiterte, so dass 1810 die endgültige Auflösung erfolgte. Die Bibliothek wurde in die aargauische Kantonsbibliothek überführt, die Klostergebäude kamen zunächst in städtischen und dann in privaten Besitz. Von 1882 bis 1890 wurden in der Kapuzinerkirche noch einmal katholische Gottesdienste gefeiert. 1904 musste das Kloster dem Bau eines Bezirkskrankenhauses weichen, das auch heute noch als "Spital Laufenburg" besteht.
ANDREAS BÜTTNER     
LITERATUR
-R. V. STOCKACH: Historia Provinciae Anterioris Austriae Fratrum Minorum Capucinorum. Kempten 1747, 123-125.
- F. WERNLI: Bausteine zu einer Geschichte des Kapuzinerklosters Laufenburg. In: Taschenbuch der historischen Gesellschaft des Kantons Aargau (1910), 171-203.
- B. MAYER: Kloster Laufenburg. In: Der Franziskanerorden. Die Kapuziner und Kapuzinerinnen in der Schweiz (Helvetia Sacra V,2,1). Bern 1974, 343-351.
- W. HÜMMERICH: Anfänge des kapuzinischen Klosterbaues. Untersuchungen zur Kapuzinerarchitektur in den rheinischen Ordensprovinzen (Quellen und Abhandlun-gen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 58). Mainz 1987, 68, 571f.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 80: Breisgau Ausland
-Generallandesarchiv Karlsruhe 97: Säckingen, Stift, Stadt und Amt
Seitenanfang