Auf der Insel Reichenau im Bodensee existierte im späten Mittelalter unweit der Benediktinerabtei Reichenau eine Gemeinschaft geistlicher Frauen, die sich "Sammlung zum Garten" nannte. Sie ging möglicherweise auf eine Stiftung des reichenauischen Ministerialengeschlechts der Herren von Rast zurück, worauf der frühere Standort des Schwesternhauses in der Spitzgasse 8 in unmittelbarer Nachbarschaft zum so genannten Rasthof hindeuten könnte. Ursprünglich dürfte es sich um eine Gruppe frommer Frauen gehandelt haben, die ihre Religiosität unabhängig von den etablierten Klosterstrukturen ihrer Zeit auslebten. Vorstellungen und Lebensweise solcher Gemeinschaften wurden inspiriert durch die religiösen Auffassungen des seit dem 13. Jh. sich stark verbreitenden Beginenwesens. Die Kirche bemühte sich darum, diese semireligiösen Gemeinschaften in Ordensstrukturen einzubinden. Diesen Prozess durchlief auch die Reichenauer Sammlung "Zum Garten", für die zunächst die Abtei Reichenau den juristischen Schutz übernahm und die schließlich 1366 die Drittordensregel des Franziskanerordens annahm. Aus der Entstehungszeit der Beginengemeinschaft sind keine Quellen überliefert. Erstmals wird die Sammlung 1332 genannt, als der Verkauf eines Weinzehnten an die Schwestern bestätigt wurde. Aus den nachfolgenden Jahrzehnten sind einige weitere Urkunden und Lehenbucheinträge überliefert, in denen es zumeist um Grundstücks- und Zinsgeschäfte geht. Es zeigt sich, dass die von einer Meisterin geleiteten Schwestern private Einkünfte besaßen, keine Klausur befolgten und als Gemeinschaft über einigen Grundbesitz auf der Klosterinsel, auf dem Bodanrück und im Thurgau verfügten. Die namentlich bekannten Konventsmitglieder - von Rast, von Meldegg, Tüffer, Illikuser - entstammten Familien, die der Reichenauer Ministerialität sowie dem Patriziat und Bürgertum der Stadt Konstanz zuzurechnen sind und die in Form von Mitgiften und Stiftungen für die materielle Ausstattung sorgten. Die Gemeinschaft, die kirchlich zum Pfarrsprengel von St. Johann gehörte und darüber hinaus enge Beziehungen zur Stiftskirche St. Adalbert pflegte, wurde dessen ungeachtet spätestens seit 1366 seelsorgerisch vom Guardian des Franziskanerklosters in Konstanz betreut. Sie existierte noch im Jahr 1485, doch danach verliert sich ihre Spur. |
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THOMAS KREUTZER | |||||||||||||||||||||
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