Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Biberach - Geschichte
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Abbildung  Button Das Kapuzinerkloster Biberach, Bleistiftzeichnung von Johann Nepomuk von Pflummern, 1806.
Mit dem Kapuzinerkloster entstand - gefördert vom Biberacher Pfarrer und dem umliegenden Adel - 1615 erstmals ein Männerkloster in der Reichsstadt. 1632 vertrieben, ließen sich die Kapuziner nach der Zerstörung ihres Klosters 1633 in der Stadt selber nieder, die sie dann aber 1649 aufgrund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens wieder verlassen mussten; sie bauten dann am alten Platz vor dem Obertor ein neues Kloster.
Die Bedeutung der Kapuziner für das katholische Biberach war sehr groß. Sie wirkten nicht nur als gesuchte Seelsorger und volkstümliche Prediger, sondern engagierten sich ebenso in der Fürsorge für die Armen und Kranken. Ihre Gottesdienste waren fester Bestandteil der Biberacher Gottesdienstordnung, die Klosterkirche diente als Nebenkirche der simultanen Stadtpfarrkirche. Ihre Bemühungen um die Rekatholisierung der Bevölkerung führten sie auch nach 1649 fort; ein Ereignis war jeweils die Kontroverspredigt am Palmsonntag, die wegen ihrer Schärfe 1777 zu einer Klage der Evangelischen beim Kaiser führte. 1804 verbot sie Baden.
Der Deutsche Orden, an den das Kloster 1803 fiel, beließ - ebenso wie Baden als Stadtherr von 1802-1806 - den aus zehn Patres und vier Brüdern bestehenden Konvent. Württemberg, das 1809 bereits zwei Patres als Feldkapläne württembergischer Regimenter verwendet hatte, hob das Kloster gegen die von Bürgern beider Konfessionen unterstützte Eingabe des Magistrats am 22. Mai 1810 auf; die sieben Patres kamen am 5. Juni 1810 in das Riedlinger Kloster, der Guardian mit den Brüdern nach Radolfzell. Das Gesamtvermögen des Klosters betrug über 10.000 Gulden.
Nach der feierlichen Grundsteinlegung am 17. September 1615 wurde am 28. April 1616 mit dem Bau der Klosteranlage begonnen; einer der beiden aufsichtsführenden Patres war der später heiliggesprochene P. Fidelis von Sigmaringen. Geweiht wurde die Klosterkirche am 3. Mai 1618. Nach der Zerstörung des Klosters im Schwedenjahr 1632 begann 1649 ein provisorischer Wiederaufbau; am 22. Juli 1649 konnte das "Kapuzinerhäusle" bezogen, am 4. Oktober die erste Messe in der neuerbauten Kapelle gelesen werden. Zu einem durchgreifenden Neubau kam es dann in den Jahres 1658 und 1659; den Abschluss bildete die Weihe der Klosterkirche am 23. August 1661 durch den Konstanzer Bischof. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahre 1810 wurde die Kirche abgebrochen; der Hochaltar in Rißtissen soll aus dem Kapuzinerkloster stammen. Das Kloster diente in der Folge als Mietshaus, Manchester-, Band- und Metalltuchfabrik, Waisenhaus, Privat-Töchterschule, Bezirkskommando und von 1903 bis zum Abbruch im Jahre 1973 als Armenhaus. An seiner Stelle steht heute das Hotel "Kapuzinerhof".
KURT DIEMER     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 315f.
- <Württ. Klosterbuch> 191 (K. DIEMER).
- <KB Biberach> I, 691.
- <KDW Biberach> 40, 66.
- A. RUMMEL: Stiftung und Erbauung des Kapuzinerklosters zu Biberach. In: Schwäbisches Archiv 28 (1910) 29-137, 154-159.
- Geschichte der Stadt Biberach. Stuttgart 1991, 317ff, 335ff (A. RIOTTE).
- K. DIEMER: Das Biberacher Kapuzinerkloster in den Berichten des Malers Johann Bapt. Pflug. In: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 25 (2002) Heft 2.
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