Klöster in Baden-Württemberg
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Zisterzienserinnenabtei Gnadental - Geschichte
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Abbildung  Button Grabstein für Gräfin Helena von Hohenlohe (gest. 1552), die letzte Konventsvorsteherin von Gnadental.
Kloster Gnadental - "Vallis Gratiae" - , das 1237 auf Bitten des Würzburger Bischofs Hermann von Lobedeburg vom Generalkapitel in Cîteaux dem Zisterzienserorden inkorporiert wurde, geht auf eine Stiftung Konrads von Krautheim und seiner Gemahlin Kunigunde von Eberstein zurück, die diese in Hohebach nahe ihrer Burg Krautheim vornahmen. 1243 statteten sie den Nonnenkonvent mit dem Patronatsrecht an der dortigen Kirche und weiteren Gütern aus, was 1246 im großen Ordensprivileg ("Privilegium commune") durch Papst Innozenz IV. bestätigt wurde. Damals war der Konvent bereits nach Gnadental in das obere Tal des Bibers, eines linken Zuflusses des Kochers, umgezogen, nachdem dort offenbar die nötigsten Gebäudeteile für ein Klosterleben fertiggestellt waren.
In der zweiten Hälfte des 13. Jh. zeugen zahlreiche päpstliche und bischöfliche Ablassurkunden von einer regen und kostspieligen Bautätigkeit. Noch 1307 wird über schwierige Bauarbeiten geklagt, wobei die Kirche mit acht Altären, von denen einer dem hl. Petrus geweiht war, erwähnt wird. Das Stifterehepaar zog sich 1266 in das Kloster zurück, wo sein Totengedächtnis regelmäßig gefeiert wurde. Konrad von Krautheim erhielt gemeinsam mit seinem Sohn, dem Deutschordensritter Kraft von Krautheim, einen Grabstein, der noch heute in der Klosterkirche vorhanden ist. Das Erbe trat sein Neffe, Kraft von Hohenlohe, an, der auch die Klostervogtei übernahm. Diese wurden den Grafen von Hohenlohe, die Gnadental zeitweise ebenfalls als Grablege nutzten, 1332 durch Kaiser Ludwig den Bayern bestätigt.
Aufbauend auf den reichen Schenkungen der Stifterfamilie und ihrer Erben konnte Gnadental durch eine geschickte Kauf- und Tauschpolitik Besitzungen in 160 Ortschaften vornehmlich im Neckar- und Jagstkreis und bis nach Baden und Bayern hinein erwerben. Dazu zählten 18 Höfe, vier Mühlen und 20 Salzsieden in Hall sowie die inkorporierten Kirchen zu Hohebach und Kirchensall. Der Konvent, dessen erste Äbtissin die Tochter des Stifters, Kunigunde von Krautheim war, und der zuletzt von Gräfin Helena von Hohenlohe geleitet wurde, rekrutierte sich aus den Familien des umliegenden Landadels und des Haller Patriziats. Vom mit der reichen Ausstattung einhergehenden regen geistigen Leben in Gnadental zeugt eine im Kloster Schöntal überlieferte Sammelhandschrift aus dem Ende des 13. Jahrhunderts.
Während das Kloster 1525 vom Bauernkrieg verschont blieb, war es 1450 im Städtekrieg von der Stadt Heilbronn überfallen worden, so dass seine Gebäude 1459 als sehr heruntergekommen bezeichnet werden. Mit dem bedauernswerten äußeren Zustand der Abtei ging im 15. Jh. die zunehmende Disziplinlosigkeit im Innern einher, wobei die Grundsätze des gemeinsamen Lebens, wie etwa der Verzicht auf Privateigentum, vernachlässigt wurden. Als Weiserabtei lässt sich von Beginn an und regelmäßig das Zisterzienserkloster Schöntal nachweisen, das auch zwei Kapläne zur Seelsorge in Gnadental abstellte. Der auf die Reformierung des Konvents bedachte Schöntaler Abt Bernhard pochte bei ihnen 1468 auf die Befolgung seiner Visitationsvorschriften, was jedoch offenbar fruchtlos blieb.1500 schließlich stellte Abt Georg von Schöntal zusammen mit dem Grafen Kraft von Hohenlohe als weltlichem Schirmherrn eine Klosterordnung auf, die zu einem regelgemäßen Leben in Gnadental zurückführen sollte. 1551 schritt Hohenlohe zur Einführung der Reformation und hob das Kloster auf, wo die Nonnen, die nicht zum evangelischen Glauben übertraten, weiterhin freie Wohnung und eine Pension erhielten. Nach dem Tod der letzten Priorin Sophia von Ellrichshausen (1578) wurde in Gnadental 1589 zunächst ein Gestüt, 1622 eine Münzstätte und 1696 ein Spital für 24 Insassen eingerichtet, das später nach Neuenstein umzog. Das Spitalgebäude und die bedeutende dreischiffige, frühgotische Kirche mit Nonnenempore und mehreren herausragenden Grabsteinen von Äbtissinnen und Wohltätern haben sich erhalten. An den Einfassungen des heutigen Gemeindefriedhofs sind noch der ummauerte Klosterbezirk und Reste des Kreuzgangs zu erkennen.
MARIA M. RÜCKERT     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 248f. (M. M. RÜCKERT).
- <KB Schwäbisch Hall> II, 132-134.
- H. BAUER: Das Kloster Gnadenthal. In: <WFr> 9 (1871) 34-71.
- M. WIELAND: Gnadenthal, Cistercienserinnen-Kloster in Württemberg. In: <CistChr> 18 (1906) 65-71, 107-115, 135-144.
- Zisterzienser in Franken. Das alte Bistum Würzburg und seine einstigen Zisterzen. Hrsg. v. W. BRÜCKNER u. J. LENSSEN (Kirche, Kunst und Kultur in Franken 2). Würzburg 1991, 107f. (A. TREIBER).
- M. M. RÜCKERT: Zur Inkorporation südwestdeutscher Frauenklöster in den Zisterzienserorden. Untersuchungen zu den Zisterzen der Maulbronner Filiation im 12. und 13. Jahrhundert. In: <SMGB> 111 (2000) 381-410.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 128: Lagerbücher von Bistümern und Klöstern
-Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein GA 10 Schublade 20 - 23: Gemeinschaftliches Hausarchiv, Abteilung III: Kirchliche und geistliche Stiftungen in der Grafschaft Hohenlohe
-Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein GL 5 Schublade 37: Neuensteiner Linienarchiv
-Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein Wa 15, 3.3: Kanzlei bis 1555
-Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein Wa 25, 5.3: Kanzlei Waldenburg
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 98: Salem
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