Klöster in Baden-Württemberg
Bettelorden   Franziskaner   Klöster im Ostalbkreis   
Franziskanerkloster Schwäbisch Gmünd - Geschichte
  Zurück
Abbildung  Button Das Barfüßerkloster in Schwäbisch Gmünd, Stich Merian, 1643 (Ausschnitt).
Das Gmünder Franziskanerkloster ist mit großer Wahrscheinlichkeit vor 1250 gegründet worden. Dass von hier aus 1229 das Franziskanerkloster in Ulm gegründet worden sein soll, ist nicht letztlich zu klären. Eine legendäre Darstellung ist die Stiftertradition, wonach das Kloster durch einen Bruder David 1208 gegründet wurde. Der erste urkundliche Nachweis des Konvents lässt sich im Jahr 1281 fassen, als König Rudolf von Habsburg im Kloster weilte und dort beim Verkauf der Burg Ehrenstein an das Kloster Söflingen persönlich anwesend war. Die Geschichte des Klosters blieb in der Folgezeit eng mit der Entwicklung der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd und seinen Geschlechtern nach 1250 verknüpft : Im Franziskanerkloster fanden die aus angesehenen Geschlechter stammenden Walter von Rinderbach 1270 und Peter Wolf, wohl 1274, ihre letzte Ruhestätte. Beide Familien können als die Mitgründer des Klosters angesehen werden. Seelgeräte und andere fromme Stiftungen erhöhten den nun päpstlicherweise erlaubten Besitz der Klosterkirche: Um 1390 wird ein Kreuzaltar erwähnt, 1377 ein Zwölf-Boten-Altar, 1481 eine Ewig-Licht-Stiftung, 1482 ein Laurentius- und 1486 ein Liebfrauenaltar. Die gestiegene Bedeutung des Klosters machte der Umstand deutlich, dass im Jahr 1495 ein Provinzkapitel der süddeutschen Franziskanerprovinz hier stattfand.
Die Blütezeit des Klosters lag deutlich in den ersten Jahrhunderten nach der Gründung. Im beginnenden 16. Jh. besaßen die Franziskaner lediglich noch sechs Fallgüter und fünf Erblehen mit einer Gesamtfläche von rund 135 Hektar.
Das Streben nach kirchlichen Reformen machte im frühen 16. Jh. auch vor den Toren des Gmünder Franziskanerklosters nicht halt. Der Versuch des Franziskaners Johannes Schilling aus Rothenburg über das Gmünder Franziskanerkloster die lutherische Reformation in der gesamten Stadt einzuführen, scheiterte ebenso wie der Versuch des Magistrats, durch finanzielle Zuschüsse das wirtschaftliche Niveau im Kloster zu heben. 1533 zählte das Kloster nur noch drei Patres und im Jahr 1546 hatte sich seine wirtschaftliche Lage derart verschlechtert, dass der Rat das nach Überlingen einberufene Kapitel der Franziskaner um eine gründliche Reform des Konvents bat.
Zum äußeren und inneren Verfall gesellte sich eine dritte Katastrophe : Am 26. November 1546 plünderten Truppen des Schmalkaldischen Bundes neben der Stadt auch das Franziskanerkloster. Erst Ende des 16. Jh. verbesserte sich die finanzielle Lage des Klosters wieder: Zwischen 1575 und 1582 wurden die Klostergebäude unter Guardian Crispinus Heußlin repariert.
Nach diesen ersten Ansätzen einer Konsolidierung konnte dann ein gezielter Neuaufbau des Konvents beginnen. Mit diesem inneren Neuanfang ist der Name des Paters Laib eng verknüpft. Bis zum Jahr 1620 bettelte Laib - dank eines Empfehlungsschreibens Kaiser Ferdinands II. - knapp 12.000 Gulden zusammen und es wohnten wieder fünf Priester und fünf Laienbrüder in seinem Konvent.
Im Jahr 1715 fing Guardian Raymund Lemmermeyer an, die wieder stark herabgekommene Kirche und das Kloster zu restaurieren, nachdem bereits im Jahr 1680 die St.-Antonius-Kapelle neu erbaut worden war. Am 19. April 1718 konnte der Grundstein für den Konventsneubau gelegt werden. Am 22. April 1722 wurde im neu errichteten Kloster - für Planung und Bautätigkeit der Jahre 1715/19 zeichnete der Vorarlberger Bruder Eusebius Moosbrugger verantwortlich - ein Provinzkapitel der Franziskaner abgehalten. Der Klosterneubau wich von den ursprünglichen Plänen so weit ab, dass der Schwäbisch Gmünder Magistrat spöttisch vermerkte, das Gebäude gleiche "mehrers einer kleinen politischen Residenz als einem modesten Religiosengebäu".
In den 30er Jahren des 18. Jh. wurden auch Kirche und Antoniuskapelle umgestaltet, neue Fenster im Chor und bei der Orgel eingesetzt, 1732/33 ein neuer Choraltar gefertigt. Nach mehreren vergeblichen Anläufen gelang es den Franziskanern im Klosterbereich ein Gymnasium einzurichten, das 1736 den Lehrbetrieb aufnahm und später in die Schmalzgrube (Schwörhaus) wechselte. Berühmt über die Stadtgrenzen hinaus wurden die bei den Franziskanern aufgeführten, von den Lateinschülern gespielten Theaterstücke sowie die jährlich nach dem Ende des 30-jährigen Krieges vor dem Hauptportal der Stadtpfarrkirche aufgeführten, von den Patres betreuten Passionsspiele, an denen die ganze Stadt und das katholische Umland lebhaft teilnahmen.
Am 3. Februar 1752 begann der Umbau und die totale Innensanierung der Kirche. Die Ausmalung erfolgte anschließend durch den Tomerdinger Joseph Wannenmacher, die Stukkaturen im Chor stammen wohl von Nikolaus Schütz. Die Altäre werden Bruder Anton Pfister von Luzern zugeschrieben, der Entwurf Dominikus Zimmermann.
Das Ende der Reichsstadtzeit, der Übergang Schwäbisch Gmünds an Württemberg und die damit verbundene Säkularisierung traf die 13 Franziskaner im Kloster vorerst weniger hart als die anderen Klöster: Der wenige Grundbesitz wurde der neu geschaffenen Schulpflege unterstellt, Prior Pius Lang als Schulvorstand bestellt, und zusammen mit zwei weiteren Patres als Professoren durften sie den Unterricht am Gymnasium in ihrem Kloster weiterführen. Am 6. Oktober 1809 wurde Lang von württembergischer Seite als Leiter der Schule abberufen, eine Woche später das Franziskanerkloster geschlossen, lediglich zwei Professoren in den Staatsdienst übernommen. Bis 1822 lebten die restlichen Franziskaner als Genossenschaft noch in der Stadt . Alle Prozessionen, außer der Fronleichnamsprozession, wurden ihnen verboten, ebenso das Messelesen und andere karitative Aufgaben wie Almosengeben und Pflege von alten und kranken Menschen. Der letzte Schwäbisch Gmünder Franziskaner starb 1858 als Pensionär in Ellwangen.
Nachdem Pläne gescheitert waren, hier ein Zucht- und Arbeitshaus einzurichten - man entschied für das vor den Toren der Stadt gelegene Dominikanerinnenkloster Gotteszell -, wurde 1825 das ehemalige Franziskanerkloster Sitz des katholischen Schullehrerseminars; die eigentlichen Umbauarbeiten zogen sich bis 1827 hin. Die ehemalige Klosterkirche wurde 1824 als Seminarkirche für die Zöglinge der Lehrerpräparandie bestimmt.
KLAUS-JÜRGEN HERRMANN     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 264f.
- <Württ. Klosterbuch> 440-442 (K. J. HERRMANN).
- <KDW III/1> OA Gmünd, 403-406.
- K. EUBEL: Geschichte des Franziskaner-Minoriten-Klosters Schwäbisch Gmünd. In: <WVjH> 13 (1890) 123-137.
- B. KLAUS: Zur Geschichte der Klöster der ehem. Reichsstadt Schwäbisch Gmünd. In: <WVjH> 20 (1911) 48-66.
- H. H. DIETERICH: Rechtsstellung und Rechtstätigkeit der Schwäbisch Gmünder Klöster bis zum Dreißigjährigen Krieg (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Gmünd 1). Schwäbisch Gmünd 1977.
- DERS.: Das Franziskanerkloster zwischen Reformation und Säkularisation. In: Gmünder Studien 3 (1989) 37-58.
- H. HUMMEL: Gmünder Bibliotheken im Zeitalter der Säkularisation. In: K. J. HERRMANN (Hg.): Barock in Schwäbisch Gmünd. Schwäbisch Gmünd 1981.
- K. GRAF Gmünd im Spätmittelalter. Kirchen, Klöster und Spitäler. In: K .J. HERRMANN (Hg.): Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd. Stuttgart/Aalen 1984, 163.
- K. J. HERRMANN: Das Wirken der Bettelorden in Schwäbisch Gmünd. In: Gmünder Studien 3 (1989) 59-61, 247-248.
- DERS.: Die Franziskaner und St. Franziskus in Schwäbisch Gmünd. In : Einhorn Jahrbuch (1998) 157-164.
- R. STROBEL: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Bd. II: Kirchen der Altstadt. München 1995, 47-95.
QUELLEN
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 L: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 S: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
Seitenanfang