Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerkloster Freiburg - Geschichte
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Die Gründungsinitiative zum Konvent ging vom Stadtherrn Graf Egino II. von Urach aus. Die rechtliche Absicherung gegenüber dem Orden, dem Stadtrat und dem Pfarrrektor geschah in den Jahren 1233 bis 1238, wohl 1235 ließen sich die Brüder auf einem Gelände im Stadtbereich Unterlinden nieder. Die Grundsteinlegung erfolgte 1237 und 1239 die Weihe des rechteckigen Chorbaues der ersten Kirche (2007-2008 archäologisch ergraben). Für den Bau gewährte Ablässe von 1246 und 1250 beziehen sich auf das bis 1253 entstandene frühgotische Langhaus, einen Saalbau auf verzogenem Grundriss. Bald darauf erfolgt der Bau eines neuen Chores in hochgotischen Formen, der 1282 geweiht wurde. 1291 wird die neben dem Chor gelegene Kreuzkapelle erwähnt. Aus dieser Zeit stammen Ablässe für den Besuch der Kirche, die das Patrozinium Hll. Johannes Evangelista und Baptista hatte.
Als Lektor im Kloster wirkte von 1236 bis 1238 Albertus Magnus, zu seinen Begleitern zählte Johannes von Freiburg, Autor der "Summa confessorum", später gleichfalls Lektor und Prior des Klosters (gest. 1314). Die Fratres entfalteten eine rege Tätigkeit als Professoren der 1457 gegründeten Freiburger Universität, 1488 war Bruder Kaspar Grünwalt dort Rektor, später mehrfach Dekan, zugleich Inquisitor in den südwestdeutschen Bistümern.
Der spätmittelalterlichen Ordensreform schloss sich der Konvent zunächst nicht an, nach langanhaltendem Widerstand von Seiten der Stadt und der Mönche wurde 1562 schließlich doch die strenge Observanz durchgesetzt.
Neben umfangreichem Grundbesitz waren Zinseinkünfte die wirtschaftliche Basis, das Kloster fungierte als Kreditgeber für hochgestellte Gläubiger, darunter die Stadtherren. Zahlreiche Konventualen aus ritterlichem Stand sind nachgewiesen, dazu traten die Laienbrüder (Konversen). 1375 wird die Zahl der Konventsmitglieder mit 80 angegeben, andere Belege nennen acht bis 20 Klosterinsassen. In der Neuzeit diente das Kloster auch als Wohnstätte für zum Studium in die Stadt gesandte Brüder aus der gesamten Ordensprovinz. Die seelsorgerliche Betreuung der Freiburger Frauenklöster des Ordens ("cura monialium") fiel ebenfalls in seine Zuständigkeit. Im 17. Jahrhundert versahen die Fratres zudem einige Pfarreien um Freiburg. In dieser Zeit wirkten sie besonders durch eine Rosenkranz-Bruderschaft auf das Volk und regten die Gründung mehrerer solcher Bruderschaften im Breisgau an. Ebenso betreuten sie eine Johannes-Nepomuk-Bruderschaft und eine weitere der "Bohrer und Balierer" (Edelsteinschleifer). Kirche und Friedhof waren durch alle Jahrhunderte als Grablege begehrt, im Chor lagen Grabstätten der Grafen von Freiburg. Der "Kaiserbau" auf dem Areal des Klosters diente als Herberge für hochgestellte Gäste der Stadt und war bis 1564 in städtischem Besitz. 1415 war er Unterkunft für Papst Johannes XXIII., später für Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. Das Kloster wurde während der französischen Herrschaft über Freiburg ab 1787 für zehn Jahre in die neugeschaffene elsässische Kongregation des Ordens integriert, 1709 der neuen oberdeutsche Provinz zugewiesen und 1781 in die österreichische Provinz eingegliedert.
1793/94 erfolgte die Aufhebung, damals gab es noch fünf Fratres und zwei Laienbrüder. 1804 ersteigerte die Universität das Gebäude, darauf erfolgte der Abriss des Chores, während das Langhaus zu einem Altersheim umgebaut wurde. Das Bauwerk wurde 1944 zerstört und die Ruine 1952 abgetragen.
STEPHANIE ZUMBRINK     
LITERATUR
-A. DOLD: Studien zur Geschichte des Dominikanerklosters zu Freiburg i. Br. In: FDA 26 (1910), 129-179.
- A. POINSIGNON: Das Dominicaner- oder Prediger-Kloster zu Freiburg im Breisgau. In: Freiburger Diözesanarchiv 16 (1883), 1-48.
- H. SCHMID: Der Stiftungsfundus der Freiburger Dominikaner zu St. Johann Baptist und St. Johann Evangelist im Jahr 1767. In: Schau-ins-Land 108 (1989), 147-168.
- B. JENISCH / P. KALCHTHALER: "Weihrauch und Pulverdampf" : 850 Jahre Freiburger Stadtgeschichte im Quartier Unterlinden. Begleitband der Ausstellung 25.10.-30.12.2011, Meckel-Halle Freiburg i.Br. (Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg 64). Esslingen 2011.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 200: Freiburg, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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