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Benediktinerinnenpriorat Bollschweil - Geschichte
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In Bollschweil bestand an der Wende zum 12. Jh. ein cluniazensischer Frauenkonvent, der jedoch bereits nach wenigen Jahren um 1115 nach Sölden verlegt wurde. Spärliche Nachrichten übermitteln ein Gründungsbericht in der späteren Vita des hl. Ulrich von Zell und die urkundliche Überlieferung zur Verlegung. Die Einrichtung des Frauenpriorats geht auf Ulrich von Zell (gest. um 1090) zurück und fällt in die Zeit nach der Verlegung des Grüninger Priorats nach Zell (St. Ulrich) 1087 und seinem nicht belegten Todesjahr. Nach dem Bericht der Vita hat Ulrich in Bollschweil nicht nur "Jungfrauen" versammelt, sondern auch Frauen, die unter anderen Umständen der Welt entsagen wollten. Die Prioratsgründung ist folglich vor dem Hintergrund der florierenden Laienfrömmigkeit im Rahmen der gregorianischen Reformbewegungen und ihrer institutionellen Einbindung zu sehen. Als direktes Vorbild für die Bollschweiler Gründung wird das erste Cluny unterstellte Frauenkloster Marcigny-sur-Loire (1055) angenommen, wo Ulrich zeitweise als Prior gewirkt hatte.
Die Ausweitung der cluniazensischen Bewegung auf Frauen stellte einen Paradigmenwechsel der zweiten Hälfte des 11. Jh. dar, für den auch die Bollschweiler Niederlassung als einer der ersten cluniazensischen Frauenkonvente besondere Bedeutung zugekommen sein dürfte. Vermutlich bildete das Bollschweiler Haus eine rechtlich-institutionelle Einheit mit St. Ulrich. Anlässlich der Verlegung wird deutlich, dass die Mönche bisher eine umfassende Betreuung (cura) für die Frauen wahrgenommen und Besitzungen für deren Lebensunterhalt zur Verfügung gestellt hatten. Schenkungen bei Klostereintritten wurden bis zur Verlegung rechtlich dem Männerkloster übertragen. In Bollschweil gehörte St. Ulrich der Haupthof mit Kirche; diese Besitzungen dürften den Nonnen bis zu ihrer Verlegung als Domizil gedient haben.
FLORIAN LAMKE     
LITERATUR
-<KB Freiburg> II/1, 95.
- <KDB VI/1> 410.
- E. M. WISCHERMANN: Marcigny-sur-Loire. Gründungs- und Frühgeschichte des ersten Cluniacenserinnenpriorates (1055-1150) (Münstersche Mittelalter-Schriften 42). München 1986, 505.
- F. LAMKE: Die Viten des Ulrich von Zell. Entstehung, Überlieferung und Wirkungskontext. In: H. KRIEG / A. ZETTLER (Hg.): in frumento et vino opima. Festschrift für Thomas Zotz zu seinem 60. Geburtstag. Stuttgart 2004, 163-180.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 101: Sankt Märgen
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