Klöster in Baden-Württemberg
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Augustinerinnenkloster Owen - Geschichte
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Nach unsicherer Überlieferung existierte in Owen neben der nahe gelegenen Beginenklause ein Frauenkloster in der der Owener Vorstadt. Das Kloster soll nach einer wenig glaubhaften Tradition im 12. Jh. gegründet worden sein. Eine andere Überlieferung bezeichnet den 1282 verstorbenen Herzog Ludwig von Teck als seinen Stifter, auf den man auch die Beginenklause zurückführt. Noch im ausgehenden 16. Jh. waren in der Klosterkirche St. Peter Wandmalereien zu sehen, die Herzog Ludwig von Teck vor Gott kniend und hinter ihm Petrus und hinter diesem wiederum die vier Söhne Ludwigs, auf der anderen Seite zudem seine Gemahlin mit drei Töchtern und der hl. Maria zeigten.
In den erhaltenen Urkunden erscheint zunächst jedoch nur - aber auch erst 1430 - die Beginensammlung, hier beim Verkauf eines Baumgartens bei der bereits 1398 erwähnten Kapelle St. Peter - der späteren Klosterkirche St. Peter - und der Klause. 1460 bestellte Graf Ulrich von Württemberg eine Klausnerin zu Hermaringen namens Barbara auf Bitte der Gräfin Agnes von Helfenstein zur Meisterin der Klause in Owen auf Lebenszeit. Der Lebenswandel der Meisterin und ihrer Mitschwestern sollte von Amtmann und Gericht in Owen überwacht werden. 1465, 1483 und 1489 erlaubte der Konstanzer Bischof das Almosensammeln zur Wiederherstellung der baufällig gewordenen Klause. Die Frauen lebten nach der Augustinerregel. Bereits 1479 hatte Graf Eberhard die früheren Tübinger Sammlungsschwestern dazu bewegt, Augustinerinnen zu werden. Im Sommer 1495 verlegte er das Augustinerinnenkloster St. Ursula aus der unruhigen und für ein geistliches Leben wenig geeigneten Stadt Tübingen und vereinigte es mit der Owener Klause unter ihrer Meisterin Anna von Gmünd und den Schwestern Barbara mit ihrer Tochter Apollonia sowie Margaretha Gabler.
Nach Einführung der Reformation traten 1538 zwei Frauen aus, andere bewohnten das Kloster noch vier Jahrzehnte lang, so dass Klaus von Grafeneck das ihm durch Herzog Ulrich 1542 verliehene Anwesen nicht in Besitz nehmen konnte. 1563 lebten im Kloster noch immer drei Schwestern. Erst nach dem Tod der letzten Priorin, Katharina Schertler, im Jahr 1576 stand das Kloster leer und diente zunächst als Heulager. 1596 verkaufte die geistliche Verwaltung Kirchheim das Anwesen an den Kirchheimer Obervogt Hans Sigmund von Remchingen. Das Klostergebäude wurde im 30-jährigen Krieg zerstört und die Klosterkirche zunächst als adeliges Wohnhaus umgebaut. 1786 erwarb der herzogliche Kirchenrat das nunmehr "Schlößle" genannte ehemalige Kirchengebäude und richtete es als evangelisches Pfarrhaus ein, in dem u. a. auch Eduard Mörike wohnte. Die 1430 erwähnte Beginenklause wies 1567 u. a. vier Stuben, siebzehn Zellen und zwei Keller auf. Auch dieses Gebäude wurde im 30-jährigen Krieg zerstört. Bei dem heute als "Beginenklause" bezeichneten und angeblich um 1465 wiederhergestellten Gebäude Kirchheimer Straße 51 handelt es sich wohl um das nahe dem ehemaligen Kloster gelegene Gasthaus.
CHRISTOPH J. DRÜPPEL     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 381f. (CHR. C. DRÜPPEL).
- <OAB Kirchheim> 240, 242-243.
- <KB Esslingen> II, 360-375.
- <KDW Kirchheim> 154.
- P. ROOSCHÜZ: Owen. Seine Geschichte und Denkwürdigkeiten. Stuttgart 1884.
- Heimatbuch des Kreises Nürtingen Bd. 2. Würzburg 1953, 1014.
- D. STIEVERMANN: Die württembergischen Klosterreformen des 15. Jahrhunderts. In: <ZWLG> 44 (1985) 83.
- R. GÖTZ: Vergessene Kirchen in Kirchheim und Owen. Zur Lokalisierung und Identifizierung vorreformatorischer Kirchen und Kapellen. In: Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck 15 (1992) 37-73.
- K.FAST (Hg.): Zwischen Himmel und Erde. Klöster und Pfleghöfe in Esslingen : eine Ausstellung der Städtischen Museen und des Stadtarchivs Esslingen am Neckar in der Franziskanerkirche Esslingen, 27. September 2009 bis 31. Januar 2010. Begleitpublikation im Namen der Stadt Esslingen am Neckar. Petersberg 2009.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 513: Owen
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 602: Württembergische Regesten
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 121 Bd. 154a: Lagerbücher örtlicher Kirchenvermögen
-Generallandesarchiv Karlsruhe 225: Überlingen, Stadt
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