Klöster in Baden-Württemberg
Mönchsorden   Benediktiner   Klöster im Landkreis Tuttlingen   
Benediktinerinnenabtei Amtenhausen - Geschichte
  Zurück
Abbildung  Button Die letzte Äbtissin von Amtenhausen: Kunigunde I. Schilling (1796-1808).
Das Benediktinerinnenkloster Amtenhausen geht auf eine Gründung des Klosters St. Georgen zu Beginn des 12. Jh. zurück. Der dortige Frauenkonvent siedelte auf Initiative des St. Georgener Abts in das Amtenhauser Tal um. Die Grundsteinlegung in Amtenhausen erfolgte anno 1102. Im Jahr 1113 konnte der Konstanzer Bischof das Kloster weihen. Das Amtenhausener Tal gehörte im 12. Jh. zum Einflussbereich der Herren von Wartenberg. Die Gründung des Klosters konnte folglich nur mit Zustimmung dieses Adelsgeschlechts erfolgt sein. Die Wartenberger erlangten die Vogtei über das Kloster Amtenhausen, welches ihnen zugleich als Grablege diente. Bis ins 14. Jh. unterstand Amtenhausen zudem einer starken Kontrolle des Mutterklosters St. Georgen. Päpstliche Bestätigungsurkunden von 1139 und 1179 nennen unter den übrigen Besitzungen von St. Georgen auch die "cellam Ambtenhusen". Im Laufe des Spätmittelalters konnte Amtenhausen dann allerdings eine weitgehende Selbständigkeit erreichen. Die Fürstenberger als Erben der Wartburger drängten nämlich den Einfluss St. Georgens immer weiter zurück und versuchten, den Abt in weltlichen Dingen auszuschalten. Allerdings blieb die Funktion des Mutterklosters als Visitator unangetastet. Ein Prior, als Vertreter des Abts von St. Georgen, sorgte auch in der frühen Neuzeit für die geistliche Betreuung des Frauenklosters, der Abt hatte zudem die Aufsicht über die Klosterzucht inne. Seit dem späten 14. Jh. gelang es den Fürstenbergern, Einfluss auf die Wirtschaftsführung des Klosters zu gewinnen. Sie machten Rechtsgeschäfte der klösterlichen Organe von ihrer Zustimmung abhängig. Ein von Fürstenberg im Benehmen mit der Meisterin bzw. der Äbtissin bestellter und besoldeter Verwalter - der Propst - kümmerte sich um die weltlichen Angelegenheiten und um die wirtschaftlichen Belange des Klosters. Außerdem vertrat der Propst das Kloster in rechtlichen Dingen.
Dem Haus Fürstenberg gelang es, die Vogtei über das Kloster allmählich zur Landesherrschaft auszubauen. Fürstenberg nahm seit dem 16. Jh. über die rein vogteilichen Rechte hinaus alle hoheitlichen Funktionen für sich in Anspruch: Amtenhausen wurde landständisch und unterstand der Landeshoheit Fürstenbergs.
Die Schwerpunkte des klösterlichen Grundbesitzes lagen in unmittelbarer Nähe des Klosters, in der Baar. Darüber hinaus besaß Amtenhausen Grund und Boden und daraus fließende Einkünfte und Rechte in der Umgebung des Klosters St. Georgen sowie im Bodenseeraum und im Hegau. Der Besitz in unmittelbarer Nähe des Klosters unterstand der Verwaltung durch die Schaffnei zu Amtenhausen. Die Schaffnei Engen kümmerte sich um den im Hegau, die Schaffnei Villingen um den im Villinger Raum, in Dürrheim und Weigheim gelegenen Grundbesitz und die daraus fließenden Einkünfte. Das Anniversarbuch zählt all jene Personen auf, die im Laufe des Jahrhunderts das Kloster Amtenhausen mit Zuwendungen bedachten, durch Jahrtagsstiftungen ebenso wie durch Schenkungen. Unter den Stiftern und Wohltätern des Klosters finden sich auch Angehörige der Adelshäuser Wartenberg, Fürstenberg, Lupfen und Reischach.
An der Spitze des Konvents stand als Vorsteherin eine so genannte Meisterin. 1682 wurde mit Gertrud Weißmann erstmals eine Äbtissin gewählt. Viele Nonnen waren adeliger Herkunft, allerdings nahm der Anteil der aus dem regionalen Adel entstammenden Mitglieder im Laufe der frühen Neuzeit deutlich ab.
Der Konvent scheint bereits kurz nach der Gründung des Klosters recht groß gewesen zu sein. Die Vita Theogeri behauptet, die Zahl der Nonnen von Amtenhausen habe schon zur Zeit des St. Georgener Abtes Theoger gegen 100 betragen. Schon bald nach seiner Gründung konnte Amtenhausen Nonnen zu Tochtergründungen nach Friedenweiler und Urspring entsenden. Im Jahr 1738 nahmen 22 Nonnen an der Wahl der Äbtissin teil, anno 1796 waren es 16.
Die Konventsmitglieder beschäftigten sich mit der Herstellung von Paramenten sowie mit der Produktion von Kerzen und mit der Hostienbäckerei für die umliegenden Pfarreien.
Wir stoßen im Mittelalter auf das Patrozinium des hl. Sebastian, im 16. Jh. begegnen uns aber auch die hll. Georg, Fabian und Laurentius als Patrone.
Die Kriege des 17. und 18. Jh. brachten Not und Bedrückung über die Klosterfrauen. Im 30-jährigen Krieg verwüsteten die Schweden das Kloster, die Nonnen flohen 1632 nach Villingen, Engen, Öhningen und in die Schweiz. Nach dem Ende der Kriegswirren kehrten schließlich fünf Schwestern nach Amtenhausen zurück. Die 1651 zur Meisterin gewählte Anna Scholastika Zoller versuchte, das schwer in Mitleidenschaft gezogene Kloster wiederherzustellen. Im Spanischen Erbfolgekrieg 1704 sowie während des Ersten und Zweiten Koalitionskrieges litt das Kloster unter Plünderungen, Einquartierungen und Requisitionen französischer Truppen.
Im Zuge der Säkularisation 1803 fiel das Kloster Amtenhausen an das Haus Fürstenberg. Bereits Ende November 1802 nahm der fürstenbergische Hofrat Schanz das Kloster für die Fürstenberger offiziell in Besitz. Zum Zeitpunkt der Säkularisation befanden sich 16 Klosterfrauen, zehn Laienschwestern und drei Kandidatinnen, die noch nicht förmlich in das Noviziat aufgenommen waren, im Kloster. Fürstenberg gestand den Nonnen, die weiterhin im Kloster verbleiben durften, einen jährlichen Unterhaltsbeitrag zu.
Bis zum Juni 1809 waren bereits acht Benediktinerinnen verstorben und 1842 lebten nur noch drei Schwestern. Die zuletzt verbliebene Nonne Agatha Krebser verließ schließlich Amtenhausen und zog zu ihrem in Oberschwaben lebenden Bruder. Im Jahre 1850 ordnete das Erzbistum Freiburg die Exsekration der Klosterkirche an, und unmittelbar danach erfolgte der Abbruch des Gebäudes. Auch der erst 1786 neu errichtete Konventsbau wurde abgerissen. Nur das Verwaltergebäude blieb stehen und diente später als Förster- und Pächterwohnung. Die Kirchenausstattung wurde in alle Winde verstreut. Der im Jahr 1688 von Johann Pöllandt geschaffene Hochaltar gelangte zusammen mit zwei Seitenaltären nach Emmingen, weitere Seitenaltäre kamen nach Immendingen, Zimmern und Aasen. Die Silbermann-Orgel erhielt Neudingen, wo sie später verbrannte. Skulpturen und liturgische Geräte gelangten nach Villingen, Rottweil, Engen, Immendingen und Zimmern.
An das Benediktinerinnenkloster Amtenhausen erinnern heute nur noch das ehemalige Prioratsgebäude - heute Privatbesitz - sowie ein im Jahr 1960 errichtetes Gedenkkreuz mit Bildstock.
HANS-JOACHIM SCHUSTER     
LITERATUR
-<KDB I> 54.
- K. S. BADER: Kloster Amtenhausen in der Baar. Rechts- und wirtschaftsgeschichtliche Untersuchungen (Veröffentlichungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv 7). Donaueschingen 1940.
- P. WILLIMSKI: Das Heimatbuch Zimmern. Villingen 1973.
- F. VÖGELE / F. DREYER: Der "steinreiche" Pfarrer Josef Keller und seine Gemeinde. Sigmaringen 1990.
- Klöster und Ordensgemeinschaften im Landkreis Tuttlingen. Hrsg. v. Landkreis Tuttlingen (Schriftenreihe des Kreisarchivs Tuttlingen 6). Tuttlingen 2003.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 100: Sankt Georgen, Kloster, Amt und Ort
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 79: Breisgau Generalia
-Generallandesarchiv Karlsruhe 87: Ettenheimmünster
Seitenanfang