Klöster in Baden-Württemberg
Mönchsorden   Benediktiner   Klöster im Landkreis Lörrach   
Benediktinerpropstei Istein - Geschichte
  Zurück
Die Gründungsumstände des Cluniazenserinnenpriorats Istein liegen im Dunkeln. Der erste urkundliche Beleg datiert in das Jahr 1264, als Prior und Konvent als Besitzanlieger einem Tauschgeschäft zustimmten. Indes dürfte das Priorat um einiges älter sein. Ein Urbar aus dem ausgehenden 14. Jh. datiert die Gründung in das Jahr 1105 und schreibt sie dem Edlen Dietrich von Rötteln zu. Ob dem Datum Authentizität zukommt, bleibt zweifelhaft. Die Herren von Rötteln, die bis ins 13. Jh. hinein eine nahtlose Abfolge von Trägern des Namens Dietrich aufweisen, gehörten zu den wichtigsten Adelsfamilien im südlichen Breisgau und übten dort Vogteirechte für das Bistum Basel aus. Aus dieser Position heraus erlangten sie im Verlauf des 12. Jh. auch die Kastvogtei über die rechtsrheinischen Besitzungen des Cluniazenserpriorats St. Alban in Basel. Die Gründung des Isteiner Priorats, das über ein Marien-Patrozinium verfügte, dürfte in enger Anlehnung an St. Alban erfolgt sein.
Die Urbare liefern Hinweise auf zahlreiche Schenkungen verschiedener Röttler Familienmitglieder und erwecken den Eindruck, als habe das Priorat für die Familie als Hauskloster fungiert. Der Gründer wird in der klösterlichen Tradition als Mönch bezeichnet, möglicherweise war er als Konverse in St. Alban eingetreten. Liutold von Rötteln, der von 1238 bis 1248 den Basler Stuhl bekleidete, stellte das Priorat im 13. Jh. durch Schenkungen nochmals auf eine erweiterte wirtschaftliche Grundlage.
Die überlieferten Visitationsprotokolle der cluniazensischen Ordensprovinz Alemannia zeigen zwischen 1269 und 1335 einen kleinen Konvent, der sich konstant aus fünf bis acht Nonnen, ferner einem Prior und mitunter einem weiteren Mönch zusammensetzte. Die Vogtei lag bis 1315 bei der Gründerfamilie und ging nach deren Aussterben an die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg über, die sie 1365 im Rahmen eines Tauschgeschäftes an den Basler Stuhl weiterreichten. Der insgesamt nicht sehr umfangreiche Besitz des Priorats war um Istein konzentriert; aus ihm sticht der Fronhof Huttingen hervor, der zur Gründungsausstattung gezählt haben dürfte. Hinzu kamen einige Güter im elsässischen Sundgau.
In der Mitte des 14. Jh. hatte sich die wirtschaftliche Lage gravierend verschlechtert, so dass dem Priorat 1356 mit Genehmigung Clunys und des Basler Bischofs die Pfarrkirche in Kembs inkorporiert wurde, die bis dahin Eigentum St. Albans gewesen war. Dessen Prior wurde für den Verlust entschädigt, indem ihm das Recht zur Besetzung des Isteiner Priorenamts (die so genannte Kollatur) übertragen wurde; damit wurde das Priorat faktisch zu einer Dependance des Albanklosters.
Wenige Jahre später (1365) beschloss das cluniazensische Generalkapitel, das Priorat in ein Männerkloster umzuwidmen. Diese Entscheidung wurde jedoch durch den Prior konterkariert, der weiterhin Frauen aufnahm, so dass es noch ein knappes Jahrhundert dauern sollte, bis der Frauenkonvent an sein Ende kam.
Das Kloster befand sich direkt am Rhein, auf der dem Dorf abgewandten Seite des Isteiner Klotzes. 1387 wurde bei einem Brand die Klausur vollständig vernichtet und erst am Ende des 16. Jh. wieder aufgebaut. Während die Klosterkirche in Funktion blieb, residierte der Konvent fortan in dem zwischen Dorf und Isteiner Klotz gelegenen so genannten "Weißen Haus". An der Wende zum 15. Jh. wandelte der Basler Bischof das Priorat in eine Propstei um.
Nach der Basler Reformation (1525/29) ging die Kollatur mit der Aufhebung St. Albans in den Besitz des Basler Rates über. Der Propst wurde fortan durch den Rat gewählt; er war nicht mehr residenzpflichtig und mit der Versehung der geistlichen Aufgaben wurde der Geistliche der Isteiner Pfarrkirche beauftragt. Am Ende des 16. Jh. kam es anlässlich der Neubesetzung zu einer ausufernden Auseinandersetzung, in der der Rat als Kollator, der Basler Bischof als Vogt, der Konstanzer Bischof als zuständiger Diözesan und überdies der Cluniazenserorden ihre verwobenen Rechtstitel gegeneinander durchzusetzen versuchten. Dieser Konflikt führte bis ins 18. Jh. bei jeder Neuausgabe zu Verwicklungen, bis 1745 eine tragfähige Lösung gefunden wurde: danach wurde der Propst durch den Basler Rat gewählt, dem Konstanzer Bischof oblag die Investitur und seinem Basler Amtskollegen die Pfründeinsetzung. Die Cluniazenser hatten seit 1629 keinen Zugriff mehr auf die Propstei, die regelmäßig an Basler Domkapitulare ausgegeben wurde.
Die Propsteigebäude und die Kirche wurden 1783 mit Ratsgenehmigung abgebrochen, wobei die Titel der Kirche auf den Altar der Isteiner Pfarrkirche übertragen wurden. Im Dezember 1802 wurden die Güter der Propstei durch Baden beschlagnahmt, da sie fälschlicherweise als Besitz der Basler Dompropstei angesehen wurden; trotz der Aufklärung dieses Irrtums und des vehementen Basler Widerspruchs wurden die Besitzungen nicht restituiert, sondern blieben in badischem Besitz und wurden 1811 veräußert.
FLORIAN LAMKE     
LITERATUR
-<HelvSac III/1> 235-238.
- <KB Lörrach> I, 716.
- <KDB V> 21.
- O. ROLLER: Die Geschichte der Edelherren von Rötteln. In: Blätter aus der Markgrafschaft 7 (1927) 1-49.
- E. DIETSCHI: Geschichte der Dörfer Istein und Huttingen. Basel 1930.
- F. SCHÜLIN: Das Kloster "unser lieben Frowen zu Istein" und sein Fronhof zu Huttingen. In: DERS. / H. SCHÄFER (Hg.): Istein und der Isteiner Klotz. Beiträge zur Orts-, Landschafts- und Wehrgeschichte. Istein 1961, 258-265.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
Seitenanfang