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Benediktinerpropstei Bürgeln - Geschichte
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Abbildung  Button Die Benediktinerpropstei Bürgeln. Kupferstich, 1. Hälfte 19. Jh.
Um das Jahr 1130 wurde die spätere Benediktinerpropstei Bürgeln durch Mönche des Klosters St. Blasien als Cella gegründet. Die finanziellen Mittel zur Errichtung dieser Zella stammten aus dem Vermögen der Familie von Kaltenbach. Nachdem Werner von Kaltenbach sowie seine Söhne Werner und Wipert in das Kloster St. Blasien, Werners Frau Ita in das von St. Blasien abhängige Kloster Berau eingetreten waren, und die Besitztümer der Familie an das Kloster St. Blasien übergingen, überzeugte Werner von Kaltenbach den St. Blasianer Abt Rusten (1108-1125) von der Gründung einer Dependance in Bürgeln. Allerdings stieß dieses Vorhaben bei den örtlichen Geistlichen auf Widerstand, da sie um den Bestand ihrer Pfründe fürchteten. Somit konnte die Cella erst unter Abt Berthold (1125-1141) mit der Unterstützung des Konstanzer Bischofs Ulrich I. errichtet werden. An der Ausstattung und dem Ausbau der Cella wirkten noch weitere Verwandte der Familie von Kaltenbach mit.
Im Kloster Bürgeln lebten zuerst drei, später fünf Mönche, die in der Anfangszeit des Benediktinerinnenklosters Sitzenkirch dieses auch seelsorgerlich mitbetreuten. Wie weit die Autonomie der Propstei Bürgeln gegenüber dem Mutterkloster St. Blasien reichte, ist unklar beziehungsweise umstritten. Zwar hatte die Propstei ein Vermögen, über das der Propst verfügen konnte, allerdings waren die Äbte von St. Blasien bestrebt, festzustellen, dass der Propst von Bürgeln in seinem Handeln der Zustimmung des Abtes bedürfe und diesem rechenschaftspflichtig sei.
Aufgaben der Mönche waren sowohl die Verwaltung der Güter der Abtei St. Blasien in der Umgebung von Bürgeln als auch die seelsorgerliche Betreuung von Sitzenkirch, Kaltenbach, Marzell und Obereggenen.
Als Vögte für Bürgeln waren zuständig bis 1218 die Herzöge von Zähringen, dann die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg, ab 1503 die Markgrafen von Baden-Durlach.
Wie die meisten anderen Klöster der Region wurde auch die Propstei Bürgeln während der Bauernkriege im Jahr 1525 geplündert und verwüstet.
Mit den reformatorischen Veränderungen verlor die Propstei im Jahr 1556 ihre Aufgaben in der Seelsorge für die umliegenden Dörfer, da in den zuvor betreuten Kirchen protestantische Pfarrer eingesetzt werden. Jedoch konnte auch in Bürgeln die Abtei St. Blasien ihren Besitz behalten wie in der gesamten Markgrafschaft Baden-Durlach. Sie musste allerdings die protestantischen Pfarrer besolden und für den Erhalt der Kirchen sorgen. Bis etwa 1560 hatte sich im gesamten Gebiet der Propstei Bürgeln die Reformation durchgesetzt. Mit dem Wegfall der seelsorgerlichen Aufgaben war es nun nicht mehr nötig, die Propstei mit mehreren Mönchen zu besetzen, sodass entweder nur der Propst allein oder bisweilen zusätzlich noch ein anderer Mönch fortan den Konvent bildeten.
Immer mehr Rechte gingen der Propstei verloren, so zum Beispiel im Jahr 1660 die niedere Gerichtsbarkeit, über die vorher der Propst verfügt hatte. Wegen ihres Lebensstils wurden den Pröpsten von Bürgeln wiederholt von der protestantischen Regierung Strafen auferlegt. Hinzu kam, dass immer mehr Bauern die Zahlung von Abgaben verweigerten. Die Propstei blieb jedoch bis 1813 erhalten, danach wurde sie von der Pfarrei Liel (Kreis Lörrach) seelsorgerlich durch einen Vikar versorgt.
GEORG PFEIFFER - KARL-HEINZ BRAUN     
LITERATUR
-<GermBen> 5 (1975) 175-183 (R. REICHENSTEIN).
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 120: Rötteln-Sausenberg
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 70 Hertingen:
-Generallandesarchiv Karlsruhe 70 Obereggenen:
-Generallandesarchiv Karlsruhe 74: Baden-Generalia
-Generallandesarchiv Karlsruhe C: Privaturkunden vor 1200
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