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Benediktinerabtei St. Georg Isny - Geschichte
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Die Geschichte der Reichsabtei St. Georg in Isny beginnt mit der Stiftung der Kirche durch die Grafen von Altshausen-Veringen. Sie wurde 1042 Jakobus d. Ä. und Georg geweiht und 1096 zusammen mit weiterem Besitz Benediktinern aus Altshausen und Hirsau zur Gründung eines Klosters übergeben. Im gleichen Jahr erfolgte die Erhebung zur Abtei, 1106 die Bestätigung der Stiftung durch Papst Paschalis II., der das Kloster unter seinen Schutz nahm. Zum Kloster gehörten Güter im bayrischen wie württembergischen Allgäu, bei Saulgau und Riedlingen. Der Frauenkonvent, der seit der zweiten Hälfte des 12. Jh. in Isny belegt ist, wurde um 1189 nach Rohrdorf verlegt. In diese Zeit fällt auch die erste Blüte des Klosters und die Tochtergründung in Irsee (1182). Ab 1171 wurde auf ehemaligem Klosterbesitz eine Marktsiedlung ausgebaut, die noch vor 1235 zur Stadt aufstieg. Strittige Rechtsangelegenheiten zwischen Abtei und Stadt wurden 1290 beigelegt. 1306 ging die Vogtei an die Truchsessen von Waldburg, bei der Teilung des Hauses (1429) an die jakobinische Linie Trauchburg-Scheer. Nach langwierigen Streitigkeiten zwischen Kastvogt und Kloster bzw. Bischof über die Unabhängigkeit des Klosters kam es 1693 zu einem endgültigen Vergleich: die Herren von Waldburg wurden Erbkastvögte. Seit dem Ende des 15. Jh. hatte das Kloster sich vergeblich um die Reichsunmittelbarkeit bemüht, 1781 (Kaiserliche Ratifikation 1782) erreichte es die völlige Vogtfreiheit, die Reichsstandschaft und landesherrliche Gewalt auf der Viehweide, dem Herrenberg, der Adelegg, den Blockwiesen und im Eisenbach.
Die älteste Inkorporation Isnys war die Kirche in Rohrdorf (um 1190). Sie wurde 1231 durch Papst Gregor IX. und 1277/1278 durch den Bischof von Konstanz bestätigt. Die Inkorporation Taldorf (1354) musste schon 1384 wieder verkauft werden. Zu den frühen Inkorporationen zählen die spätere Pfarrkirche St. Nikolaus von Isny (1396), die im 16. Jh. mit Pfarrhof und Friedhof in den Besitz der Stadt überging, Friesenhofen (1396) und Unterreitnau, heute Lindau (1401). 1467 bewilligte der päpstliche Legat auch die Inkorporation von Menelzhofen und Engerazhofen.
Bedingt durch den Brand von 1284, die Pest von 1350, in deren Folge der Konvent vollständig ausstarb, und diverse innerklösterliche Verfassungsänderungen verschlechterten sich die wirtschaftlichen wie geistlichen Zustände im Kloster. Im 15. Jh. war der kleine Konvent reformbedürftig, da die Konventualen wie Weltpriester lebten. Unter Abt Philipp von Stein (1501-1532) sollte mit Hilfe aus Blaubeuren und Wiblingen und unter dem Einfluss der Melker Bewegung eine Reform durchgeführt werden. 1501 führte Stein die strenge Klausur wieder ein. Gebetsverbrüderungen schloss man mit den Abteien Ottobeuren (1508), Ochsenhausen (1516), Wiblingen (1528), Irsee (1549), Füssen (1581) und Mehrerau (1589) sowie mit den Terziarinnen in Leutkirch (um 1580). Als die Reichsstadt Isny protestantisch wurde, kam es zu Spannungen mit dem altgläubigen Kloster. Isnyer Bürger unternahmen 1534 einen "Bildersturm" auf die Klosterkirche, 1583 musste das Kloster die Pfarrkirche St. Nikolaus endgültig an die Stadt abtreten. Die rechtsrheinischen Benediktiner der Diözese Konstanz errichteten 1567/68 einen Reformverband, der in den folgenden Jahrzehnten - geprägt von der Jesuiten-Universität Dillingen und vom Wirken des Weingartener Abtes Georg Wegelin (1586-1627) - auch im reformbedürftigen Isny zur Stärkung der Disziplin und wirtschaftlichen Konsolidierung führte. Unter größten Anstrengungen wurde unter Abt Wolfgang Schmid (Administrator 1607-1617, Abt bis 1638) die wirtschaftliche Lage erheblich verbessert. Nach dem großen Kloster- und Stadtbrand (1631) und der Pestepidemie (1635) gelang eine Konsolidierung der Verhältnisse erst unter Abt Alfons Torelli (1701-1731), der als "zweiter Gründer Isnys" in die Geschichte einging. Er leitete eine neue Blütezeit für das Kloster ein: die Bibliothek wurde ausgebaut, verschiedene Konventualen betätigten sich als Wissenschaftler, Maler und Komponisten, wie etwa Johann Nepomuk Gaumer (1727-1793). Als Schriftsteller und Gelehrte wurden v. a. zwei Isnyer Mönche am Ende des 18. Jh. bekannt: Jakob (Joseph) Danzer (1743-1796) lehrte ab 1785 in Salzburg zunächst als Professor für Dogmatik und Moraltheologie. Der bekannte Aufklärer musste 1792 jedoch die Universität verlassen, ließ sich 1793 von seinem Ordensgelübde entbinden und lebte in der Folge bis zu seinem Tod als Weltgeistlicher im Damenstift Buchau. Pater Augustin (Joseph Alexander) Rugel (1762-1825) nahm nach Gelehrtenreisen durch die Schweiz und Deutschland eine Stelle als Professor für Moralphilosophie in Schwyz an (1801). Ab 1803 bemühte er sich als Weltgeistlicher in seiner Heimat Gutenzell im Sinne der Aufklärung um eine Reform der Seelsorge, des Gottesdienstes und des Schulwesens; auch als Literat machte er sich einen Namen. 1817 ging er als Stadtpfarrer nach Ellwangen, später nach Neuhausen auf den Fildern.
1803 fielen im Zuge der Säkularisation Kloster und Stadt als Entschädigung an den Grafen Otto Wilhelm von Quadt-Wykradt. Die Klostergebäude wurden zum gräflichen Schloss umgewandelt, die Kirche diente ab 1803 den Katholiken als Pfarrkirche. Zum Kloster gehörten zum Zeitpunkt der Aufhebung der Abt und 13 Konventualen. Das jährliche Einkommen aus dem Stiftsbesitz wurde mit etwa 19.700 Gulden veranschlagt, wobei das Kloster mit rund 114.000 Gulden verschuldet war. 1806 ging die Grafschaft Isny an das Königreich Württemberg über. Das Haus Quadt verkaufte 1942 das ehemalige Kloster an die Stadt Stuttgart. Bis 1943 diente es der Hitler-Jugend, bis 1996 als geriatrische Klinik und Altenpflegeheim.
An der 1042 geweihten Kirche wurden um 1180 erste bauliche Veränderungen vorgenommen. 1269 zerstörte ein Feuer die hochromanische Kirche, 1284 fielen Klostergebäude und die wiederaufgebaute Kirche dem verheerenden Stadtbrand zum Opfer. Großzügige Spenden ermöglichten den spätromanischen Kirchenneubau durch Bruder Heinrich von Brunow, die Weihe erfolgte 1288. Vieles spricht für eine gotische Hallenkirche, die beiden Kirchtürme lagen zu beiden Seiten des Chores an der Ostseite. 1477 kam es zum Bau eines Gästehauses, 1481-1484 erfolgte der Neubau von Speise- und Erholungssaal, Kreuzgang und Mönchszellen. Christoph Wohlgemut aus Überlingen wölbte 1513 den westlichen, zweigeschossigen Vorbau der Kirche ein. 1548 ließ Abt Ulrich Todt den Chor von Grund auf erneuern und erweitern. Bis 1617 wurden Hochaltar, weitere Seitenaltäre, der Chor und die Marienkapelle renoviert, die spätestens 1391 vollendet worden war und das hochgotische Gnadenbild einer sitzenden Madonna mit Kind (um 1420) beherbergt. Unter Abt Wolfgang Schmid kam es bis 1630 zu umfassenden Baumaßnahmen (Kirche, Sakristei, Kapitelsaal, Abtswohnung etc.). 1631 brannte das Kloster erneut ab. Die Marienkapelle wurde 1645-1647 wieder hergestellt und zwischen 1660 und 1682 erweitert bzw. erneuert. Kloster und Kirche konnten dank einer Erbschaft im barocken Stil wieder aufgebaut werden (1650-1666). Der Vorarlberger Baumeister Michael Beer errichtete in den Jahren 1656/57 den "Neuen Bau" und setzte einen Teil des Konventbaus instand. 1660 kam es zum Vertrag mit den Meistern Giulio und Pietro Barbieri aus Graubünden über die Renovierung der Klostergebäude und den Neubau der Kirche. Am 24. August 1666 erfolgte die Weihe durch Weihbischof Georg Sigismund Müller von Konstanz. Der hochbarocke Zwiebelturm wurde erst 1709 vollendet. 1757 beauftragte Abt Basilius Sinner den Freskanten Johann Michael Holzhey mit der Ausmalung der Stiftskirche. Johann Georg Gigl aus Wessobrunn wurde für die Stuckarbeiten unter Vertrag genommen, auch sein Stiefbruder Matthäus (II.) war beim Anbringen des einzigartigen Rokokostucks beteiligt. Der Wurzacher Bildhauer Johann Jakob Willibald Ruez arbeitete an Kanzel und Altären, die 1760 geweiht wurden, und am Taufstein für die Marienkapelle (1765). Nach der Säkularisation wurde die Kirche erstmals 1946/47 und erneut 1994-1996 renoviert. Das Orgelgehäuse von 1745 bekam 1976 ein Orgelwerk mit 32 Registern der Brüder Reiser aus Biberach. Der Bildhauer Helmut Ulrich aus Augsburg-Friedberg gestaltete zum Jubiläumsjahr 1996 einen zeitgemäßen Choraltar und dazugehörigen Ambo.
KONSTANTIN MAIER     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 385f.
- <Württ. Klosterbuch> 293-296 (K. MAIER).
- <GermBen> V, 320-331 (R. REINHARDT).
- <KDW Wangen> 148-170.
- I. KAMMERER: Zur kirchlichen Geschichte Isnys im Mittelalter. In: <UuO>33 (1953) 63-79.
- R. REINHARDT (Hg.): Reichsabtei St. Georg in Isny 1096-1802. Beiträge zur Geschichte und Kunst des 900-jährigen Benediktinerklosters. Weißenhorn 1996.
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