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Dominikanerinnenkloster Habsthal - Geschichte
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Abbildung  Button Muttergottes und Klosterstifter. Hochaltargemälde in der Klosterkirche Habsthal von Matthäus Zehender.
Wie zahlreiche Frauenklöster des Hochmittelalters ist auch das Habsthaler Dominikanerinnenkloster aus einer Beginensammlung hervorgegangen, die sich um die Mitte des 13. Jh. in Mengen gebildet hatte und 1257 vom Konstanzer Bischof Eberhard II. von Waldburg die Augustinusregel erhielt. Seelsorge und Visitation übernahmen die Dominikaner des Konstanzer Inselklosters. 1259 überließ Pfalzgraf Hugo IV. von Tübingen den Frauen von Mengen seine Besitzungen in Habsthal, um seines und seiner Vorfahren Seelenheils willen, wie es in der Stiftungsurkunde heißt. Noch im selben Jahr wurde mit dem Bau von Kirche und Kloster begonnen und die Frauen siedelten nach Habsthal über. 1276 verlieh König Rudolf von Habsburg dem Kloster das Recht, Reichslehen mit einem Einkommen von bis zu 20 Mark Silber käuflich zu erwerben.
Schirmherren waren zunächst die Pfalzgrafen von Tübingen, gefolgt von den jeweiligen Inhabern der Grafschaft Sigmaringen. Seit 1535 bis zur Aufhebung des Klosters 1806 übten die Grafen, ab 1623 Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen Schirmherrschaft und Hochgerichtsbarkeit über das Kloster aus. Außerdem besaßen sie das Bestätigungsrecht für die Wahl der Priorin. Mit den Orten Habsthal, Rosna und Bernweiler bildete das Kloster eine kleine Grund- und Niedergerichtsherrschaft, in der die Priorin auch Ortsherrin war. Als Mediatkloster nahm Habsthal innerhalb der österreichisch lehenbaren Grafschaft Sigmaringen eine Sonderstellung ein. Infolge der Auseinandersetzungen zwischen dem Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen und dem Erzhaus Österreich um die Durchsetzung der habsburgischen Territorialhoheit über die Grafschaft Sigmaringen gelangte Habsthal im Laufe des 18. Jh. zunehmend in die Einflusssphäre Österreichs.
Die Basis der Habsthaler Grundherrschaft bildete die Stiftung des Pfalzgrafen Hugo IV. Weitere Schenkungen und Vermächtnisse adliger wie bürgerlicher Familien ermöglichten es den Frauen, ihren Besitz in der Folgezeit kontinuierlich zu vermehren. Zwischen 1420 und 1728 erhöhte sich das Gesamteigentum an Grund und Boden um rund 78 Prozent. Gleichzeitig verfolgten die Klostervorsteherinnen eine planmäßige Arrondierungsstrategie, bei der sie den Grundbesitz, der sich im Spätmittelalter noch auf 26 weit verstreute Ortschaften verteilt hatte, auf den Habsthaler Niedergerichtsbezirk und die nähere Umgebung konzentrierten.
Bis in die frühe Neuzeit gehörten dem Habsthaler Konvent vor allem adlige Frauen an, für die das Kloster eine Versorgungsfunktion hatte. Erst nach dem 30-jährigen Krieg traten zunehmend bürgerliche Novizinnen ins Kloster ein. Zum Zeitpunkt der Säkularisation 1806 befand sich unter den 21 Konventualinnen nur noch eine Adlige.
Die innerklösterliche Disziplin ließ aus bischöflicher Sicht häufig zu wünschen übrig. 1521 sah sich der Konstanzer Bischof Hugo von Hohenlandenberg gezwungen, strenge Statuten für den Habsthaler Konvent zu erlassen, die jedoch wenig Beachtung fanden. Ziel der neuen Hausordnung waren vor allem die strikte Einhaltung der Klausur und die gewissenhafte Erfüllung der religiösen Pflichten. Feste, Tanz und Gesang wurden, allerdings vergeblich, verboten. Durch Plünderungen der Höfe und Einbußen bei den Natural- und Geldabgaben kamen während des 30-jährigen Krieges zu der inneren Krise auch noch materielle Probleme hinzu. Zeitweise waren die Klosterfrauen sogar gezwungen, ihren Lebensunterhalt mit Betteln zu verdienen. Eine Phase der innerklösterlichen Ruhe und Stabilität sowie der wirtschaftlichen Prosperität erlebte Habsthal in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In dieser Zeit erreichte die Habsthaler Grundherrschaft ihren Höhepunkt und die Klosterkirche erhielt ihre hochwertige Ausstattung. 1740 lobte der bischöfliche Generalvikar die Frauen ausdrücklich wegen der geistlich wie ökonomisch wohl geordneten Verhältnisse im Kloster.
Auf Grund der Zugehörigkeit zu Österreich blieb das Kloster 1803 von der Säkularisation verschont und wurde erst 1806 in Art. 23 der Rheinbundakte dem Fürstenhaus Hohenzollern-Sigmaringen zugesprochen und daraufhin aufgehoben. Die Frauen erhielten eine jährliche Pension von 200 Gulden und konnten weiterhin im Kloster nach ihren Ordensregeln leben. Novizinnen durften allerdings nicht mehr aufgenommen werden.
1807 gründete die Priorin Conrada Egger eine Mädchenschule, für die der Sigmaringer Medizinalrat und Bildungsexperte Franz Xaver Mezler ein pädagogisches Konzept ausarbeitete. Zielgruppe waren bürgerliche Mädchen, die hier in Naturgeschichte, Gesundheitspflege, Rechnen, Religion und vor allem in hauswirtschaftlichen Fächern unterrichtet wurden. Wegen mangelnder Unterstützung musste das Habsthaler Mädchenpensionat jedoch bereits 1810 wieder schließen.1840/41 wurde der noch aus sechs Frauen bestehende Konvent endgültig aufgelöst.
Nachdem die Klostergebäude in den folgenden Jahrzehnten zweckentfremdet als Lehrerbildungsanstalt, als Blinden- und Taubstummeninstitut und schließlich als Haftanstalt genutzt worden waren, kehrte mit dem Einzug der Benediktinerinnen aus Hermetschwil 1892 das geistliche Leben in das ehemalige Kloster Habsthal zurück. Ihre Paramenten- und Stickkunst machte die Habsthaler Benediktinerinnen weltweit bekannt. In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg bildete die Paramentenwerkstatt die Haupteinnahmequelle des Klosters.
Die Grundsteinlegung für den Bau des Konventgebäudes nach dem St. Gallener Planschema erfolgte 1259. Kirche und Kloster wurden, nachdem sie 1363 einem Brand zum Opfer gefallen waren, über den ursprünglichen Grundmauern wieder aufgebaut. 1501 stiftete der Baron von Hornstein eine Chorkapelle samt Altar. Mit dem Abbruch der spätgotischen Kapelle und dem Neubau der drei Konventflügel durch Jodocus Beer setzte ab 1681 die Barockisierung der Klosteranlage ein. Für die erneuerte Klosterkirche schuf Matthäus Zehender 1691 das Hochaltargemälde, das an die Gründung des Klosters und seine Stifter erinnert. Auf der Weltkugel, die der hl. Dominikus in der Hand hält, ist eine zeitgenössische Darstellung des Klosters Habsthal zu sehen.
Um die Mitte des 18. Jh. wurden Kirche, Priorat, Refektorium und Kapitelsaal aufwändig im Stil des Spätbarock ausgestattet. Besonders reizvoll ist der bis heute erhaltene Deckenstuck von Joseph Anton Feuchtmayer in zwei Räumen des Südflügels. Im 19. Jh. fielen kostbare Stuckarbeiten und Architekturen aus der Barockzeit Umbauarbeiten zum Opfer, darunter zwei Säulen am Kirchenportal und ein Marienbrunnen im Klosterhof. Nach der Neugründung des Klosters 1892 erfolgten umfangreiche Instandsetzungsarbeiten, vor allem im Südflügel. Die Klausurmauer wurde wieder aufgebaut und eine Lourdeskapelle eingerichtet.
Die Klosterkirche St. Stephan, die seit 1825 zugleich Pfarrkirche ist, nimmt fast drei Viertel des nördlichen Konventflügels ein. Teile ihrer fast 750 Jahre alten Grundmauern sind möglicherweise bis heute erhalten. Das 1966 frei gelegte spitzbogige Nordportal und das gotische Dreipassfenster im Chor gehen vermutlich auf die Zeit vor dem Brand von 1363 zurück. Die spätbarocke Innenausstattung stammt von führenden süddeutschen Malern und Stuckateuren des 18. Jh., wie Joseph Anton Feuchtmayer. Die Deckenfresken des Augsburger Malers Gottfried Bernhard Göz verweisen auf die Marienverehrung der Dominikaner. Auf dem Deckengemälde im Nonnenchor sind 16 Ordensfrauen, das "Salve Regina" singend, dargestellt, das ovale Hauptbild im Langhaus zeigt den Ordensgründer Dominikus, einen Marienschild hochhaltend. Auf die Ordensgeschichte bezieht sich auch Franz Joseph Spieglers Seitenaltarbild der Katharina von Siena.
DORIS MUTH     
LITERATUR
-<KDH Sigmaringen> 126-135.
- G. SPAHR: Oberschwäbische Barockstraße. Bd. IV. Altshausen bis Birnau. Weingarten 1982, 52-60.
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum. Sigmaringen 1994, 382.
- D. MUTH / K. KREIDLER OSB: Das Kloster Habstahl. In: <Klöster im Landkreis Sigmaringen> 120-165.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 225: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Habsthal-Horb a. N.
-Generallandesarchiv Karlsruhe 225: Überlingen, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 79 P 18: Oberösterreichische/Vorderösterreichische Regierung und Kammer: Nellenburg
-Generallandesarchiv Karlsruhe 98: Salem
-Staatsarchiv Sigmaringen FAS DS 30 T 1: Dominikanerinnenkloster Habsthal
-Staatsarchiv Sigmaringen Ho 150 NVA: Habsthal (Dominikanerinnenkloster)
-Staatsarchiv Sigmaringen Ho 150 T 1: Habsthal (Dominikanerinnenkloster): Urkunden
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