Klöster in Baden-Württemberg
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Zisterzienserniederlassung Frauenberg - Geschichte
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Am 16. September 1307 brannte die alte Burg Bodman, erbaut vor 1296, während eines Gewitters nieder. Die Familie der Ritter von Bodman hatte sich auf der Burg versammelt, als das Feuer ausbrach. Sieben Familienangehörige sowie drei Bedienstete kamen ums Leben. Einzig der Stammhalter der Familie, Johann von Bodman, der Legende nach ein Säugling, konnte gerettet werden.
Nach dem Brand übergab Johann von Bodman in seinem und seiner Nachkommen Namen Grund und Boden der alten Burg mit allen Liegenschaften an das Kloster Salem. Er bestimmte in aller Form, dass die Zisterzienser von Salem mit Zustimmung Bischof Gerhards von Konstanz diese Aufgabe übernehmen sollen und übertrug den Mönchen für alle Zukunft die Sorge für den Frauenberg. Dieses immerwährende Gedächtnis sollte zu seinem eigenen Seelenheil gefeiert werden und als Seelgerät für die durch die Brandkatastrophe umgekommenen Familienangehörigen dienen. Die Stiftungsabsicht machte deutlich, dass die Wahrnehmung der mit dieser Aufgabe verbundenen gottesdienstlichen Verpflichtungen in Form von Jahrzeitstiftungen am besten einem Mönchsorden möglich sei. Daher wurde die Pflege an die Zisterzienser von Salem vergeben.
Bereits im Mai 1309 konnten die Bischöfe von Eichstätt und Konstanz die Kapelle "unserer lieben Frau" - daher Frauenberg - weihen. Diese erste Kapelle, errichtet aus Anlass eines Totengedächtnisses, war als Votivkirche ausgewiesen. 1515 wurde eine neuerliche Konsekration der Frauenbergkapelle vorgenommen, 1550 fiel sie einem Brand zum Opfer. In den Jahren 1611-1613 wurde unter Abt Peter Müller von Salem anstelle der nun alten, baufällig gewordenen Kirche der noch heute vorhandene Gebäudekomplex errichtet, dessen Kapelle 1615 geweiht wurde. Eine weitere Altarweihe ist für 1676 nachgewiesen. Zwischen 1994 und 1996 ließ Wilderich Graf v. u. zu Bodman die Fassaden mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes und der Denkmalstiftung sanieren und renovieren und das äußere Erscheinungsbild des Anwesens dem Aussehen der Zeit um 1800 anpassen.
Der Besitz der den Gottesdienst auf dem Frauenberg versehenden Zisterziensermönche aus Salem vermehrte sich im späten Mittelalter und es entwickelte sich bald eine Wallfahrt. Hinweise auf einen wallfahrtsmäßigen "Zulauf" (confluxus) oder dessen Förderung findet sich beispielsweise 1515 anlässlich der neuerlichen Konsekration der Wallfahrtskapelle und ihrer Altäre. Eine Blütezeit erlebte die Wallfahrt auf den Frauenberg vor allem im 17. und 18. Jahrhundert. Kristallisationspunkt ist das Gnadenbild der "Maria Bodmanorum" und deren grafische Darstellung, unter anderem als Andachtsbild. Bei der figürlichen Darstellung Marias mit dem Kind handelt es sich um eine Statue des späten 15. Jahrhunderts.
Zusammen mit dem Kloster Salem wurde die Zisterzienserklause auf dem Frauenberg im Jahr 1802 säkularisiert und der markgräflich badischen Standesherrschaft Salem zugeteilt. 1811 konnte Freiherr Johann Franz v. u. zu Bodman den Frauenberg mit zugehörendem Besitz für die Familie zurück erwerben. Nach Aufhebung der Wallfahrt 1803 wurde das Gnadenbild 1821 in die Gruftkapelle der Pfarrkirche verbracht und 1822, nach dem Tod des letzten Salemer Zisterzienserpaters, die Kapelle exsakriert. 1865 ließ Freiherr Sigismund von Bodman Kapelle und Gnadenbild restaurieren und sorgte für ein Wiederaufleben der niedergegangenen Wallfahrt. Die Kapelle wurde neu geweiht.
Das Klostergebäude fand in der Folge unterschiedliche Nutzungen, bis 1982 eine katholische Laiengemeinschaft in die ehemals klösterlichen Mauern einzog. Der Frauenberg ist von Bodman aus über den schmalen Wallfahrtsweg entlang von Kreuzwegstationen zu erreichen. Unterhalb des Gebäudes erinnert ein Sandsteinobelisk an die Entstehungsgeschichte des Klosters Frauenberg. Die Wallfahrtskapelle ist für Besucher zugänglich; über die Außentreppe betritt man Kloster und Kapelle mit dem Gnadenbild der "Maria Bodmanorum", das heute noch verehrt wird.
HILDEGARD BIBBY     
LITERATUR
-<KB Konstanz> 503.
- H. BERNER (Hrsg.): Bodman - Dorf Kaiserpfalz Adel II. Sigmaringen 1985.
- J. J. HALBEKANN: Gräflich von Bodmansches Archiv, Urkundenregesten 1277-1902. Inventare der nichtstaatlichen Archive Baden-Württemberg, hrsg. von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Bd. 30. Stuttgart 2001, 51- 55.
- Bodman am Bodensee, Kleiner Kunstführer. Regensburg 2003.
- W. KRAMER/M.GREUTER (Hrsg.): Kunstschätze im Kreis Konstanz entdecken und erleben. Hilzingen u.a. 2006, 18-19.
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