Klöster in Baden-Württemberg
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Benediktinerabtei Schuttern - Geschichte
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Abbildung  Button Benediktinerabtei Schuttern. Kupferstich von F. X. Schönbächler, Mitte 18. Jh.
Eine um 1510 verfasste Klosterchronik des Humanisten Paul Volz (eines aus Offenburg stammenden Konventsmitglieds) führt die Gründung auf einen angelsächsischen König Offa zurück. Sicherlich ist die Legende früher als die Chronik zu datieren. Hierfür kann ein gotisches Konventssiegel von 1355 als Beleg herangezogen werden, das in der Umschrift einen "rex Offo fundator ibidem" (König Offo, Gründer dieses [Klosters]) nennt und ein Bild dessen zeigt, wie dieser der Gottesmutter Maria die Kirche darreicht. Die Dagoberts-Urkunde aus dem Jahr 705 erwies sich als eine Fälschung; jedoch legten archäologische Ausgrabungen eine Kirche aus der Merowingerzeit frei. Eine frühe Auskunft über die Existenz des Klosters ist in der Pirminvita (Ende des 9. Jhs.) zu finden. Demzufolge gilt es, Schuttern neben Gengenbach , Murbach, Maursmünster, Schwarzach, Neuweiler und Niederaltaich zu jenen Klöstern zu rechnen, die Pirmin im Zeitraum von 746-753 nach der Benediktsregel organisierte. In dieser Zeit erhält die Kirche Erweiterungsbauten (Apsis mit neuem Sanktuarium und einen südlichen Anbau mit drei Kapellen. Aufgrund von Zuwendungen durch die Karolinger erfährt das Kloster um die Wende zum 9. Jh. einen erheblichen Aufschwung (unter anderem wird eine vollständig neue Kirche errichtet mit dreifachem Flächeninhalt ihres Vorgängerbaus). Im Kapitulare Ludwigs des Frommen von 817 wird Schuttern bereits zu den 14 vermögendsten Abteien gerechnet und nach dem Königskloster Lorsch als zweitbedeutendste Reichsabtei genannt. Ein Immunitätsprivileg Ottos II. aus dem Jahr 975 gab schließlich dem Kloster das Recht der freien Abtwahl.
1009 belehnte Heinrich II. das neu gegründete Bistum Bamberg mit den Abteien Schuttern und Gengenbach , um sie vor der Willkür ihrer Vögte zu beschützen. 1155 wurde der Kirchenneubau, der durch einen Brand zerstörten Klosterkirche, durch den Straßburger Bischof Burkhard konsekriert. Eine Bulle Innozenz' II. von 1136 schildert detailliert die Klosterbesitzungen in der Ortenau, am Kaiserstuhl, im Breisgau, in Schwaben und Lothringen. Des Weiteren besaß das Kloster einen Klosterhof in Freiburg, wo Abt und Konvent 1537 das Bürgerrecht erwarben. Aufgrund von Bränden (1166, 1169 und 1240) setzte Papst Alexander IV. 1255 ein Statut zur Reduzierung der klösterlichen Schuldenlast in Kraft. 1268 konsekrierte Albert der Große, Dominikaner und ehemals Bischof von Regensburg, mehrere Altäre in der Klosterkirche; 1283 erfolgte eine weitere Weihe von sechs Altären durch den Konstanzer Weihbischof, Johann von Litauen. Unter Abt Hermann gelangte 1290 von Straßburg eine Heilig-Blut-Reliquie nach Schuttern, wodurch sich das Kloster zu einem bedeutenden Wallfahrtsort in der Ortenau entwickelte.
Im späten 15. Jh. strengten der Herzog von Bayern und der Pfalzgraf bei Rhein an, Kloster Schuttern für die Reformbemühungen der Bursfelder Union zu gewinnen. Im November 1489 wurde dieses Vorhaben unter der Beteiligung der Äbte von Hirsau und Alpirsbach Realität. Das Kloster war mehrmals von massiven Zerstörungen betroffen gewesen: um 1300 bei der Auseinandersetzung der Städte Kenzingen und Endingen um die Reliquien des vorgeblichen Klosterstifters Offa, 1328 im Thronstreit zwischen Friedrich von Österreich und Ludwig dem Bayern, 1333/34 in der Fehde zwischen der Stadt Straßburg und Walter III. von Geroldseck. Als Vögte sind zunächst die Herzöge von Zähringen belegt. Ihnen folgten die Herren von Diersburg, 1327 die Herren von Geroldseck. Nach dem Erlöschen der Geroldsecker Linie im Jahr 1634 übertrug der Bamberger Bischof die Vogtei auf das Kloster selbst. Schuttern hatte sich bereits 1523 unter den besonderen Schutz Österreichs gestellt und war bis zu seiner Auflösung Mitglied der vorderösterreichischen Landstände. Der Bauernkrieg von 1525 zwang die Mönche zur Flucht. Aufständische aus der Lahrer und Friesenheimer Umgebung plünderten dabei unter der Führung von Georg Heid von Lahr das Kloster und dessen Kirche. Ab 1622 durchzogen im Kontext des 30-jährigen Krieges (1618-1648) evangelische Truppen die Ortenau, sodass schließlich 1633 die letzten Mönche fliehend das Kloster verlassen mussten. Nach Kriegsende kehrten die Mönche unter ihrem neugewählten Abt, Vinzenz Haug, zurück. Die folgenden Jahre waren dennoch keine friedlichen. 1675 besetzte das französische Heer das rechte Rheinufer. 1688 begann der "Pfälzische Erbfolgekrieg", der bis 1697 andauerte. 1703 musste Abt Jakob Vogler nach einer Plünderung seitens der Franzosen fliehen.
Unter Abt Placidus II. Hinderer erfolgten massive Umbauarbeiten im Stil des Barocks. Architekt der neuen Klosterkirche war der Tiroler Joseph Michael Schnöller. Im Jahr des Baubeginns starb der Baumeister. Es ist anzunehmen, dass einer seiner Söhne die weiteren Arbeiten (1767-1771) leitete. Die Gestaltung des Kircheninnenraumes wurde dem Stuckateur Christian Eitel übertragen. Unter dem nachfolgenden Abt, Karl Vogel, wurde der Klostergarten zu einer Parkanlage im französischen Stil (einschließlich einer Orangerie) umgebaut. Am 6. Mai 1770 übernachtete hier Marie Antoinette, kurz bevor sie den späteren französischen König, Ludwig XVI., ehelichte. Am 31. August 1806 wurde das Kloster säkularisiert. Zu dieser Zeit bewohnten 28 Mönche einschließlich ihres Abtes, Placidus III. Bacheberle, die Anlage. Bei der Säkularisierung ging der gesamte Klosterbesitz an den Markgrafen von Baden. Im gleichen Jahr wurde dem ehemaligen Mönch Josef Kohler die neu errichtete Pfarrei Schuttern übertragen, die er bis zu seinem Ableben 1862 betreute.
ADAM WIDERA - KARL-HEINZ BRAUN     
LITERATUR
-J. MAY: Paul Volz und die Annalen von Schuttern. Leipzig 1898.
- L. HEIZMANN: Benediktiner-Abtei Schuttern. Lahr 1915.
- O. KOHLER: Die Lehensverhältnisse in der ehemaligen Benediktinerabtei Schuttern. In: Die Ortenau 22 (1935), 102-106.
- K. SCHÄFFNER: Die Frühgeschichte des Klosters Schuttern. In: Die Ortenau 41 (1961), 229-234.
- <GermBen> 5 (1975) 562-572 (G. KALLER).
- H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden. 1. Teil. In: <FDA> 98 (1978), 290-293.
- P. HILLENBRAND / K. LIST: Reichskloster Schuttern. Im Wandel der Zeiten 603-1980. Schuttern 1983.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 104: Schuttern
-Generallandesarchiv Karlsruhe 111: Geroldseck
-Generallandesarchiv Karlsruhe 115: Hochberg
-Generallandesarchiv Karlsruhe 117: Lahr-Mahlberg
-Generallandesarchiv Karlsruhe 119: Ortenau, Landvogtei
-Generallandesarchiv Karlsruhe 198: Emmendingen, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 202: Gengenbach, Stadt und Kloster
-Generallandesarchiv Karlsruhe 205: Heidelberg, Universität
-Generallandesarchiv Karlsruhe 211: Lahr, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 216: Offenburg, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 228: Zell am Harmersbach, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
-Generallandesarchiv Karlsruhe 29: Schuttern
-Generallandesarchiv Karlsruhe 61: Protokolle
-Generallandesarchiv Karlsruhe 62: Rechnungen
-Generallandesarchiv Karlsruhe 63: Kompetenzbücher
-Generallandesarchiv Karlsruhe 65: Handschriften
-Generallandesarchiv Karlsruhe 66: Beraine
-Generallandesarchiv Karlsruhe 67: Kopialbücher
-Generallandesarchiv Karlsruhe 68: Repertorien
-Generallandesarchiv Karlsruhe 69 Röder-1: Familien- und Herrschaftsarchiv Roeder von Diersburg: Urkunden
-Generallandesarchiv Karlsruhe 69 Röder-2: Familien- und Herrschaftsarchiv Röder von Diersburg: Akten
-Generallandesarchiv Karlsruhe 74: Baden-Generalia
-Generallandesarchiv Karlsruhe 79: Breisgau Generalia
-Generallandesarchiv Karlsruhe 87: Ettenheimmünster
-Generallandesarchiv Karlsruhe A: Kaiser- und Königsurkunden vor 1200
-Generallandesarchiv Karlsruhe D: Kaiser- und Königsurkunden 1200-1518
-Generallandesarchiv Karlsruhe E: Papsturkunden 1198-1302
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