Klöster in Baden-Württemberg
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Karmeliterkloster Heilbronn - Geschichte
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Die 1448 erfolgte Gründung des Karmeliterklosters "zur Nessel/zu den Nesseln" oder auch des "Nesselklosters" resultiert aus einer wunderbaren Erscheinung, die 1442 einer Bauersfrau an einem von Brennnesseln überwucherten Marienbild nordöstlich der Stadt an der Straße nach Weinsberg widerfahren war. Die dadurch ausgelöste Wallfahrt veranlasste den Heilbronner Rat zum Bau einer Marienkapelle um das Gnadenbild. Die Verhandlungen mit dem Karmeliterorden wegen der Gründung eines Klosters zur Betreuung der Wallfahrtsstätte führten zu dem 1447 geschlossenen Klostervertrag. Den Grund und Boden für das Kloster stellte die Stadt, die auch den Bau und die Einrichtung des Klosters übernahm und die Wirtschaftsführung beaufsichtigte. Die Zahl der Mönche wurde auf sechs und die der Novizen auf drei festgelegt. Diese Zahl wurde später nur selten übertroffen.
Erstmals im Juni 1448 sind Prior und Konvent des neuen Klosters nachweisbar. Vermutlich bezogen die Mönche zunächst das gleich hinter dem nördlichen Stadttor, dem Sülmertor, gelegene Konventshaus. Nach Bezug des fertig gestellten Klosters diente das Haus als Stadthof.
Zwei kleinere Fischteiche in unweit entfernten Orten sowie der große 1465 östlich des Klosters künstlich angelegte und 1524 vom Rat trocken gelegte Mönchsee stellten den ganzen Klosterbesitz dar. Das Kloster hielt einen regen Lehrbetrieb aufrecht. Seine Bibliothek bestand 1524 aus 399 Büchern.
Die in der Reichsstadt seit 1524 einsetzende und ab 1528 politisch unterstützte Reformation konnte dem Konvent letztlich zwar nichts anhaben, doch das Gnadenbild ging in ihren Wirren verloren. Das 1550 auf Veranlassung des Rats neu angefertigte Bild wurde 1651 nach Straubing überführt, wo es heute noch in der Kirche des dortigen Karmeliterklosters gezeigt wird. Nach der Zerstörung des Klosters im 30-jährigen Krieg zog der Konvent in den Heilbronner Stadthof. Der Konvent wurde 1803/04 aufgelöst.
Das Konventshaus in der Stadt wird 1487 erstmals urkundlich fassbar. Von 1739 bis 1743 wurde es barockisiert. Ab 1803 in württembergischer Hand, diente es zunächst als Kaserne, von 1853 bis 1869 als Pensionat und danach bis zu seiner Zerstörung 1944 als Schule.
Die Grundsteinlegung der Klosteranlage wird auf 1448 datiert. Die Pläne für die Anlage dürften von Hans von Mingolsheim stammen. Die Marienkapelle beim Gnadenbild ging vermutlich in der 1458 geweihten Marienkirche auf. Der Bau war allem Anschein nach 1478 fertiggestellt. In nächster Nähe zu ihm befand sich das wohl kurz vor 1498 erstellte Prioratshaus mit Weinkeller, Krankenhaus, Kapelle und Gästehaus. Das Gelände des im Bauernkrieg 1525 schwer beschädigten, wieder instand gesetzten und 1632 abgebrochenen Klosters wurde dem benachbarten Friedhof an der Weinsberger Straße zugeschlagen.
SIMON M. HAAG     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 270.
- <Württ. Klosterbuch> 263f. (S. M. HAAG).
- <KDW I> OA Heilbronn, 258.
- H. HUMMEL: Katalog der Inkunabeln des Stadtarchivs Heilbronn. Heilbronn 1981, 65-71.
- DERS.: Die Klosteranlage der Karmeliten vor der Stadt Heilbronn. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme 32/3 (März 1986) 1-4.
- M. DUMITRACHE / S. M. HAAG: Heilbronn (Archäologischer Stadtkataster Baden-Württemberg 8). Stuttgart 2001, 119, 125-126, 131.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 134-135a: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 225: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Habsthal-Horb a. N.
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 III: Heilbronn, Reichsstadt: Klöster und Klosterhöfe
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 189 VI: Heilbronn, Reichsstadt: Rechnungen
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