Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerinnenkloster Leutkirch - Geschichte
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Die Terziarinnengemeinschaft in der Reichsstadt Leutkirch ist wohl erst im 14. Jh. gegründet worden. Von Leutkirch aus wurde 1444 das Memminger Schwesternhaus Maria Garten errichtet. Als der Leutkircher Konvent dann vor 1486 ausstarb, wurde er durch eine Memminger Schwester neu besiedelt. Dieser Schwester bestätigte Bischof Otto IV. von Konstanz am 16. Mai 1486 die vollzogene Neugründung in Leutkirch und die Befolgung der Drittordensregel. 1494 erhielten die Leutkircher Schwestern die päpstliche Bestätigung als Terziarinnen.
Dass es zwischen 1281 und 1350 einen Leutkircher Augustinerinnenkonvent als Vorläufer der franziskanischen Terziarinnenklause gab, ist aufgrund der Forschungen von Wilts eher unwahrscheinlich. Die Berichte in den Chroniken des 17. und 18. Jh. dürften wohl die Geschichte des Memminger (Augustinerinnen) und Leutkircher (Franziskaner-Terziarinnen) Konvents auf Grund der dichten Beziehungen zwischen den beiden Gemeinschaften vermengt haben.
Die Geschichte der Leutkircher Schwesterngemeinschaft stand von Anfang an im Zeichen der Reformbewegung innerhalb des Franziskanerordens. Sie unterstand dem Männerkloster in Lenzfried bei Kempten. Die Schwestern lebten streng in Klausur und übernahmen keine Aufgaben in der Krankenpflege. Seelsorger und Beichtvater war der Leutkircher Pfarrer. In weltlicher Hinsicht unterstanden die Schwestern seit Beginn des 16. Jh. der Aufsicht der Stadt Leutkirch (1503). Obwohl sich die Reichsstadt 1546 der Reformation anschloss, konnte sich die Klause in dieser Zeit behaupten. In den ersten beiden Jahren, als die Martinskirche protestantisch war, geriet sie jedoch in große Bedrängnis. Die Schwestern konnten während dieser Zeit keine Messe mehr mitfeiern und waren aufgefordert, die evangelischen Predigten zu besuchen. Allerdings konnten sie ungestört in ihrem Kloster bleiben. Im 30-jährigen Krieg litt das Kloster vor allem unter den Verlusten durch die Pestjahre 1628 und 1635. Die Zahl der Schwestern reduzierte sich in dieser Zeit von 17 auf fünf.
Bei der Säkularisation 1803 fiel das Kloster an den Deutschen Orden, der es dem Bereich seiner Kommende Altshausen einfügte. Leutkirch hatte inzwischen auch seine Unabhängigkeit verloren und war an Bayern gefallen. Der neue Landesherr hob 1804 das Kloster auf. Die Schwestern bekamen eine bescheidene Pension und durften noch bis 1812 im Kloster wohnen. Dann mussten sie, Leutkirch war 1810 württembergisch geworden, aus dem Kloster ausziehen.
Die Klause lag unmittelbar neben der Kirche und war mit dieser durch einen Gang verbunden. Das Haus wurde bald zu klein, so dass nach 1503 ein größeres Klostergebäude erstellt werden musste, das 1617/18 erweitert wurde. Die Pläne für den heute noch bestehenden neuen, größeren Klosterbau der Jahre 1688/89 stammen von dem Vorarlberger Baumeister Jodocus Beer. Nach seinem Tod übernahm sein Bruder Franz Beer die Durchführung des Baus mit einigen Abänderungen. In der Martinskirche erhielten die Klosterfrauen über der Sakristei einen eigenen Andachtsraum, der mit dem Kloster durch einen Gang zum ersten Stock direkt verbunden war. Nach der Säkularisation wurde das ehemalige Kloster als Wohn- und Schulgebäude genutzt. Heute befinden sich darin altengerechte Wohnungen.
NICOLA SIEGLOCH     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 339f.
- <Württ. Klosterbuch> 322f. (N. SIEGLOCH).
- <KDW Leutkirch> 26.
- A. ANGST: Das ehemalige Frauenkloster in Leutkirch. Leutkirch 1989.
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum (Bodensee-Bibliothek 37). Sigmaringen 1994, 366-369.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 195: Leuthkirch, Reichsstadt
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