Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerinnenkloster Reute - Geschichte
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Die Anfänge der Klause in Reute liegen nicht im Dorf Reute selbst, sondern im benachbarten Waldsee, wo durch den Augustiner-Chorherren Konrad Kügelin einige Franziskaner-Terziarinnen betreut wurden. Die Gründung geschah außerhalb Waldsees in dem Dorf Reute, da sich dort nach Kügelins Meinung das geistliche Leben besser verwirklichen ließ als in der Stadt. Mit tatkräftiger Hilfe des Waldseer Stiftspropstes Jakob von Metsch, der das benötigte Grundstück freigab und Bettelbriefe ausstellte, sowie mit Unterstützung von weltlichen Herren, die namhafte Beträge spendeten oder für das Vorhaben sammelten, wurde 1402/03 unmittelbar neben der Pfarrkirche von Reute ein Konventsgebäude für die ersten fünf Schwestern errichtet. Vom Konvent führte ein eigener Durchgang zu einem kleinen Schwesternchor in der Pfarrkirche. Wie bei anderen Terziarinnengemeinschaften diente auch hier die Pfarrkirche als Klosterkirche und der Pfarrer wurde zum Klosterkaplan. Die Schwestern wurden in Klausnerinnen und in Vorschwestern, welche die äußeren Geschäfte zu erledigen hatten, unterteilt. Ihren Lebensunterhalt erwarben sich die Schwestern hauptsächlich durch Handarbeit und Bettelei. Ihre Herkunft war kleinbürgerlich. Eine der Klausnerinnen sollte von den anderen Klausnerinnen zur Mutter der Gemeinschaft gewählt werden. Soweit überliefert, bewegte sich die Konventsstärke ab 1421 ungefähr bei 20 Schwestern.
Im Jahr 1406 wurde die kleine Gemeinschaft der Dritten Regel des Franziskanerordens der oberdeutschen Franziskanerprovinz unterstellt, auf die Statuten des Ordens verpflichtet und zum Frauenkloster erhoben. Schon von der Gründung des Konventes an stand die Gemeinschaft in besonders enger Bindung zu dem Augustiner-Chorherrenstift Waldsee, während die Bindung zum Franziskanerorden zunächst eher eine formelle war und in den ersten Jahrzehnten auch keine Visitationstätigkeit durch den Orden nachzuweisen ist. Zu Beginn des 17. Jh. kam es zu einem Streit zwischen dem Augustiner-Chorherrenstift und dem Franziskanerprovinzial wegen der Neuwahl einer Mutter und des Visitationsrechtes. Erst 1698 kam es zu einer Vereinbarung, die feststellte, dass der Provinzial das Recht hatte, die Neuwahl einer Mutter zu bestätigen und dieser Wahl vorzustehen.
Zu den ersten Klausnerinnen gehörte die im Jahr 1767 selig gesprochene Elisabeth Achler (1386-1420), die so genannte Gute Beth von Reute. Kügelin, der bereits die 14-jährige als Beichtvater zu einem geistlichen Leben hinführte, sie für die Schwesternschaft warb und sie dann die 20 Jahre bis zu ihrem Tod geistlich begleitete, verfasste bald nach ihrem Tod ihre Vita. Sie lebte drei Jahre ohne Speise, erlebte Ekstasen und Visionen und empfing die Wundmale Christi. Nach ihrem Tod begann eine bis heute andauernde Wallfahrt an ihr Grab.
1786 wurde der Konvent durch Kaiser Joseph II. aufgehoben. Die Aufhebung betraf die Mutter Oberin und 18 Schwestern, die mit einer Pension abgefunden wurden. Bei der Versteigerung zugunsten des Religionsfonds im Jahr 1787 wurden die Liegenschaften dem Haus Wolfegg zugeschlagen. In dem Gebäude wurden ein Revierförster und pensionierte Beamte untergebracht. Seit 1870 ist das Mutterhaus der Franziskanerinnen (von Reute) hier zu Hause.
Über die ersten Konventsgebäude ist wenig bekannt. Nach einem Brand im Jahr 1653 wurde an der Stelle der alten Klause mit eigenem Geld und Spenden ein neuer Bau errichtet. Ein Erweiterungsbau wurde im Jahr 1745 fertiggestellt.
ANDREAS BUTZ     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 393f. (A, BUTZ).
- <AFA> 7 (1961) 193-229 (M. HEINRICHSPERGER).
- <KDW Waldsee> 201f.
- A. BORST: Mönche am Bodensee. Sigmaringen 1991, 301-319.
- Franziskanerinnen Kloster Reute. Bad Waldsee. 1994.
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum (Bodensee-Bibliothek 37). Sigmaringen 1994, 240-246.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 32 Bü 273: Österreichische Lehen in Württemberg II (ohne Hohenberg)
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 60 Bü 1120 (b): Vorderösterreichische Regierung betr. Landvogtei Schwaben
-Generallandesarchiv Karlsruhe 82: Konstanz Generalia (Hochstift)
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