Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerinnenkloster Laiz - Geschichte
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Abbildung  Button Ansicht der Klosteranlage 1782, Rekonstruktionszeichnung.
Einer zweifelhaften Überlieferung zufolge soll das Kloster 1308 von den Grafen von Montfort gegründet worden sein. Urkundlich erstmals belegt ist die direkt neben der Pfarrkirche in Laiz gelegene Klause 1356. Die Frauen waren wohl anfänglich Beginen und nahmen später die Regel des Dritten Ordens der Franziskaner an. Spätestens im 15. Jh. trat dieser Prozess der Verklösterlichung ein, während dessen die Klausur eingeführt wurde. Die seelsorgerische Betreuung übernahm der Laizer, nach 1480, als Laiz zu einem Filial von Sigmaringen wurde, der Sigmaringer Pfarrer, wobei die enge Bindung an die Pfarrei zu wiederholten Konflikten führte. Die Klause war im 15. Jh. offenbar den Minoriten in Überlingen zugeordnet. Im 17. Jh. und vermutlich auch schon früher unterstand Laiz den Franziskanern der Straßburger Provinz (oberdeutsche Minoritenprovinz) und gehörte damit zu den Konventualen. Ab 1663 kam der Beichtvater für die Frauenklöster in Laiz und Gorheim wieder vom Überlinger Franziskanerkloster, nach 1671 war der Gorheimer Beichtvater auch für Laiz zuständig. Ab 1761 waren die Konventualinnen vertraglich Pfarrkinder des Sigmaringer Stadtpfarrers.
Die Vogtei hatte wohl von Anfang an der Inhaber der Herrschaft bzw. Grafschaft Sigmaringen inne; ab 1535 waren dies die Grafen von Zollern.
Bereits 1440 erscheint der Konvent in Klausnerinnen und Vorschwestern aufgespaltet. Damals wurde die Anzahl der Schwestern zwar auf zwölf beschränkt, doch befanden sich später auch mehr Frauen im Kloster (1687: 17 Schwestern, eine Novizin; 1782: 13 Chorfrauen, zwei Laienschwestern, eine Novizin). Im 16. Jh. lassen sich auch niederadelige Schwestern im Konvent nachweisen, im 17./18. Jh. stammten die Frauen aus bürgerlichen und bäuerlichen Schichten. 1782 kamen die meisten Schwestern aus dem bayrischen Raum, dem Allgäu und aus Oberschwaben. Frauen aus Hohenzollern befanden sich damals nicht im Kloster.
Die Schwestern unterhielten eine "ewige Andacht". In der zweiten Hälfte des 18. Jh. werden 43 Stiftungsmessen genannt, die jährlich gelesen werden mussten. Noch bei der Aufhebung des Klosters 1782 wurde die Musikpflege besonders hervorgehoben, die Klosterbibliothek jedoch als wenig wertvoll eingestuft. Die Schriften im Archiv waren wohl im Wesentlichen Schenkungs- und Erwerbsurkunden. 1440 kann ein Klostersiegel nachgewiesen werden.
Graf Felix von Werdenberg und seine Gemahlin tätigten 1527 eine umfangreiche Stiftung. 1782 besaß das Kloster rund 48 Jauchert Ackerfeld, 12 Mannsmahd Wiesen, 92 Jauchert Wälder, einen Baum- und Krautgarten, sodann sieben Lehenhöfe in der näheren Umgebung, 19 Hofstätten Reben in Sipplingen sowie einige weitere Wein-, Frucht- und Geldgefälle. Die eigene Landwirtschaft mit Viehhaltung bildete nachweislich im 18. Jh. die Lebensgrundlage des Klosters, die von den Vorschwestern und dem Dienstpersonal besorgt wurde. Zudem war der so genannte Gundelfinger Hof von den Truchsessen von Waldburg gepachtet.
Unter Kaiser Joseph II. wurde das in der österreichisch lehenbaren Grafschaft Sigmaringen gelegene Kloster Laiz Anfang des Jahres 1782 aufgehoben, wobei Habsburg demonstrativ seine landeshoheitlichen Ansprüche durchsetzte. Mobilien und Liegenschaften wurden versteigert. Die Frauen gingen teils in ein als "Institut" bezeichnetes Absterbekloster nach Gorheim, teils begaben sie sich "in die Welt" und nahmen Wohnung bei Geistlichen in der Umgebung oder kehrten zu ihren Familien zurück. Ihre Pensionen erhielten sie zunächst aus dem österreichischen Religionsfonds, später vom Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen.
Das Klostergebäude war vermutlich vor 1426/1440 und vor 1526 durch Brände zerstört worden. 1586 wurde ein aus dem aufgehobenen Franziskaner-Terziarinnen Kloster Ebingen stammendes Gnadenbild der schmerzhaften Muttergottes aufgestellt, zu dem sich im 17. Jh. eine gut besuchte Wallfahrt entwickelte. 1665 erfolgte ein Neubau des Klosters, 1687 ein Um- und Erweiterungsbau der Kirche. 1765-1768 wurde die Kirche nochmals umgebaut und baulich stark verändert. Damals malte der Sigmaringer Maler Meinrad von Au die Kirche neu aus. Der Bildhauer Johann Baptist Hops II. und der Kunstschreiner Franz Xaver Gogel, beides Sigmaringer, schufen 1771 einen Altar für das Gnadenbild auf der unteren Empore. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch die Orgel, die Eigentum des Klosters war. Nach der Aufhebung des Klosters ersteigerte Fürst Karl Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen 1783 das Klostergebäude, veräußerte es aber bald an den Laizer Schultheißen. 1845 wurde das Gebäude von Privatpersonen bewohnt. Reste des Klostergebäudes sind noch vorhanden.
ANDREAS ZEKORN     
LITERATUR
-<AFA> 14 (1970) 111-123 (M. HEINRICHSPERGER).
- <KDH Sigmaringen> 219-228.
- M. KUHN-REHFUS: Laiz. In: DIES. (Hg.): Sigmaringen. Sigmaringendorf 1989, 210-216. (Neuauflage: W. KUHN (Hg.): Sigmaringen, Sigmaringen 2003, 216-222).
- A. ZEKORN: Das Kloster Laiz. In: <Klöster im Landkreis Sigmaringen> 213-237.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 82: Konstanz Generalia (Hochstift)
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