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Zisterzienserinnenkloster Billigheim - Geschichte
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Wie die Auswertung eines Billigheimer Nekrologs aus dem 13. Jh. wahrscheinlich macht, geht das 1166 erstmals erwähnte Kloster im Tal der Schefflenz auf eine Stiftung des Edelfreien Dietmar von Lauda zurück, der danach Konrad III. auf dem 2. Kreuzzug begleitete. Durch archäologische und baugeschichtliche Forschungen konnte nachgewiesen werden, dass die gesamte Klosteranlage so sehr dem von den Bauten der Zisterzienserinnen her bekannten Schema entspricht, dass die frühere Vermutung, das Nonnenkloster sei zunächst als Benediktinerinnenkonvent gegründet und erst zu Beginn des 13. Jh. in eine Zisterze umgewandelt worden, ausscheiden kann.
Eine 1238 durch Hermann von Lobdeburg, Bischof von Würzburg, erfolgte Reform führte schließlich 1239 zur offiziellen Aufnahme des nach den Gewohnheiten der Zisterzienser lebenden Konvents in den Orden von Cîteaux, wofür sich auch König Konrad IV. beim Generalkapitel eingesetzt hatte. Der im Inkorporationsstatut aufscheinende Name Marienbrunn setzte sich allerdings nicht durch. Die Unterstellung unter das weit entfernte Ebrach im Steigerwald bestätigte bestehende Verhältnisse, zumal die in größerer Nähe gelegene Abtei Schöntal selbst erst im Gründungszeitraum Billigheims gestiftet wurde. Schöntal, auf das die Paternität 1410 dann überging, nahm aber bereits Ende des 13. Jh. die "cura monialium" dort wahr. Billigheim, das als eines der ältesten Zisterzienserinnenklöster im deutschen Südwesten gelten kann, erfreute sich 1225 der Förderung durch Heinrich (VII.), der einen Klosterhof in Heilbronn von Abgaben befreite, zu dem weit über 300 Morgen Grundbesitz zählten. Hinzukamen Höfe in Buch, Ödheim, Sulzbach, Waldmühlbach und im Dorf Billigheim, wo das Kloster auch über eine Mühle und eine Badstube verfügte. 1327 erfolgte die Inkorporation der Billigheimer Pfarrei, die von einem Klosterkaplan aus Schöntal versehen wurde. Insgesamt verfügte das Kloster über Güter und Rechte in 44 Orten, wobei sich der Besitz auf die unmittelbare Umgebung konzentrierte und nur vereinzelt bis in den Kraichgau, an die Tauber oder nach Schwäbisch Hall ausgriff. Mitte des 14. Jh. geriet Billigheim in eine schwere wirtschaftliche Krise, in der Kaiser Karl IV. die Vogtei über das Kloster samt dem Dorf Billigheim an Engelhard von Hirschhorn verpfändete. 1361 wurde das Pfand vom Erzstift Mainz ausgelöst. Drei Jahre später ist die Weihe zweier Altäre zu Ehren des Erzengels Michael und des hl. Bernhard belegt. Vom geistigen Leben in Billigheim zeugen ein Codex des 13. Jh. (Stuttgart HB I 64), der ein Kalendar, einen Nekrolog und ein Martyrologium (Verzeichnis der Märtyrer und Heiligen) umfasst, und ein Martyrolog des 14. Jh. (Stuttgart, Cod. Brev. 131). Ein Antiphonar (Sammlung von liturgischen Wechselgesängen) aus dem 15. Jh. (Stuttgart HB XVII 17), in dem sich die Nonne Alheidis Quidenbeumen als Schreiberin und Illuminatorin zu erkennen gibt, deutet auf ein in Billigheim vorhandenes Skriptorium hin.
Die Klosterfrauen entstammten vornehmlich dem Odenwälder, Bauländer und Kraichgauer Niederadel, von dem nur die Familien Rüdt, Talheim, Gemmingen und Treschklingen genannt seien, sowie dem Heilbronner und Haller Patriziat. Wegen stetigen wirtschaftlichen Niedergangs hob der Erzbischof von Mainz beim Tod der Äbtissin Katharina II. von Günderode im Jahr 1584 die Zisterze, in der sich nur noch eine Nonne befand, gegen den Widerstand des Schöntaler Abtes auf. Das Klostergut wurde der mainzischen Amtskellerei Allfeld zugewiesen, bis es in der Säkulariation 1803 an die Grafen von Leiningen fiel. Während die Konventsgebäude weitgehend abgerissen wurden und einem 1902 abgebrannten Schloss der Grafen von Leiningen weichen mussten, wurde die Klosterkirche zur Pfarrkirche, weshalb sie bis heute mit ihrem originalen Dachstuhl von 1180/90 erhalten blieb. Sie stellt nicht nur das älteste Beispiel einer Kirche nach dem fränkischen Zisterzienserinnenkirchen-Schema dar, sondern ihr langgestrecktes hohes Schiff mit Flachdecke, die halbkreisförmige Apsis und ergrabene Säulenreste der Nonnenempore legen ein beredtes Zeugnis romanischer Baukunst ab.
MARIA M. RÜCKERT     
LITERATUR
-<KB Neckar-Odenwald-Kreis> I, 572-574.
- <KDB IV/4> 6-8.
- K. H. MISTELE: Kalendar und Nekrolog des Klosters Billigheim. In: <CistChr> 69 (1962) 55-68.
- DERS.: Beziehungen, Probleme und Aspekte eines Frauenklosters im 12. Jahrhundert. In: Jahrbuch für schwäbisch-fränkische Geschichte 26 (1969) 115-131.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 125: Ritterkanton Kraichgau
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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