Klöster in Baden-Württemberg
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Augustiner-Chorfrauen vom Heiligen Grab Baden-Baden - Geschichte
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Markgräfin Maria Franziska von Baden gewann die Chorfrauen vom Heiligen Grab in Lüttich (Sepulchrinerinnen), die sich der Mädchenerziehung widmeten, für eine Gründung in Baden-Baden, um Mädchen eine höhere Bildung zu ermöglichen. Als die Schwestern am 15. Oktober 1670 kamen, brachten sie auch die spezifische Frömmigkeit des Ordens mit, in deren Mitte Kreuz und Auferstehung Jesu Christi stehen. Eine engere Verbindung mit der Bevölkerung entstand durch die 1672 gegründete Josefsbruderschaft. Nach Ausstellung des Stiftungsbriefes 1674 eröffneten die Schwestern ein Pensionat und eine höhere Schule für externe Schülerinnen, 1685 eine Elementarschule für die Mädchen der Stadt. 1689 wurde das Kloster sowie das fast fertig gestellte neue Gebäude unterhalb des Schlosses (heutiger Standort) durch französische Truppen zerstört. Die Schwestern flohen und wirkten bis 1700 in Rottenburg a. N. als Lehrerinnen. Der Verkauf eines Teiles des Trümmergrundstücks ermöglichte den Wiederaufbau des Hauptgebäudes. 1811 mussten die Schwestern, um der Aufhebung zu entgehen, wie alle auf Grund ihrer schulischen Tätigkeit noch bestehenden Frauenklöster Badens, das von der badischen Regierung erlassene "Regulativ" annehmen. Daraus ergab sich eine erhebliche Beeinträchtigung des klösterlichen Lebens. Außerdem unterlag die Zulassung von Ordenskandidatinnen und die Wahl der Oberin staatlicher Genehmigung. Die Überlieferung zeigt, dass die Schwestern, soweit möglich, an den Ordensregeln festhielten. Um den Fortbestand des Klosters zu sichern, unterrichteten sie an der 1876 eingeführten christlichen Simultanschule, ausfallende Ordensfrauen durften aber nicht ersetzt werden. Die 1852 in Bruchsal errichtete Filiale wurde 1877 aufgegeben. Die Rückkehr der 15 Schwestern ermöglichte den Ausbau der höheren Schule. An die zehnklassige höhere Töchterschule schloss sich ein dreijähriger Kurs zur Vorbereitung auf das Lehrerinnenexamen an. Seit 1927 bestand eine höhere Handelsschule. Die gesamte Schule wurde, wie alle Ordensschulen Deutschlands, 1940 geschlossen. Angesichts der politischen Lage gründete das Kloster 1936 eine Niederlassung bei Nimwegen (Niederlande). 1945 konnte die Schule mit 150 Schülerinnen, Klasse 5 bis 10, wieder eröffnet werden. Seit 1952 staatlich anerkanntes Progymnasium wurde sie unter dem ersten weltlichen Schulleiter 1970 Gymnasium mit mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung. Seit 1982 werden auch Jungen aufgenommen. 1991 übernahm die Schulstiftung der Erzdiözese Freiburg die Trägerschaft der Schule. Fehlender Ordensnachwuchs führte im Herbst 2001 zur Schließung des Klosters. Das Gebäude wird für die Schule genutzt. Als Erinnerung an die Chorfrauen vom Heiligen Grab blieb das wertvoll ausgestattete Sprechzimmer des Klosters bestehen. Von der Kirchenausstattung aus der ersten Hälfte des 18. Jh. sind zwei Statuen am Hochaltar (hll. Joachim und Anna), Chorgitter, Gitter des Nonnenchors (Westempore), Orgelprospekt, Chorgestühl und Kirchenbänke erhalten.
M. DOROTHEA KULD     
LITERATUR
-<KB Baden-Baden> 426.
- <KDB XI/1> 166-179.
- Festschrift zum 300jährigen Jubiläum von Kloster und Schule vom Hl. Grab in Baden-Baden. O. O. 1970.
- W. MÜLLER: Das Kloster vom Heiligen Grab in Baden-Baden. In: Die Ortenau 58 (1978) 545-563.
- Festschrift zum 325jährigen Jubiläum von Kloster und Schule vom Hl. Grab in Baden-Baden. O. O. 1995.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 195: Baden-Baden, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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