Klöster in Baden-Württemberg
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Augustinerkloster Wollmatingen - Geschichte
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Ob das Kloster, auf einer Lichtung zwischen Wollmatingen und der Insel Mainau gelegen, tatsächlich um 1260 gegründet wurde, ist nicht sicher. Die Echtheit zweier Urkunden von 1260 und 1263 gilt in der Forschung als fragwürdig. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass auf dieser Lichtung im 13. Jh. Einsiedler lebten, vermutlich einzelne Brüder von der Reichenau. Darauf nimmt die als gesichert geltende Urkunde von 1324 Bezug: Abt Diethelm von Reichenau verlieh dem Konversen Burkhard Adelun von Wurmlingen das Bruderhaus im Wald bei Wollmatingen samt zugehöriger Kapelle, verschiedenen Gütern und allen Rechten, wie sie zuvor Bruder Konrad Wurster und sein Vorgänger innegehabt hatten. Das ganze 14. Jh. hindurch haben wohl nur einzelne Eremiten in dem kleinen Kloster gelebt, dessen Wald über Jahrhunderte hinweg "Wursterwald" genannt wurde. Noch 1375 wird nur ein einzelner Bruder "Johannes" erwähnt.
Eine Urkunde aus dem Jahr 1368 weist auf ein Patrozinium hin; der Reichenauer Abt Eberhard beurkundet, dass der verstorbene Ritter Heinrich von Dettingen der "im Walde stehenden Katharinenkapelle" 100 Pfund Heller vermachte. Eine weitere Urkunde von 1419 gibt Auskunft über den weltlichen Status des Bruderhauses und diese Urkunde ist der letzte Beleg für eine Brudergemeinschaft. Wenige Jahre später wurden die Eremiten durch eine Frauengemeinschaft ersetzt, nachweislich lebten spätestens seit 1436 Klosterfrauen in St. Katharina, die sich dem Augustiner-Eremitenorden anschlossen. In kirchlicher und geistlicher Hinsicht war St. Katharina den Augustiner-Eremiten in Konstanz unterstellt und wurde von der Pfarrei St. Martin Wollmatingen betreut, die weltliche Herrschaft mit Gerichtsbarkeit hatte spätestens seit 1563/67 die Kommende Mainau des Deutschen Ordens inne.
Das kleine Kloster, dessen Kapelle wohl 1470 umgebaut oder repariert wurde, hatte nie viel Besitz. Er stammte weitgehend noch vom ehemaligen Bruderhaus und bestand neben dem Klosterkomplex aus Weiderechten der Umgebung und Einkünften aus den umliegenden Ortschaften. Im Jahr 1495 kauften die Augustinerinnen das Gut Straußberg, das sie aber schon 1563 gegen ein näher gelegenes Grundstück eintauschten.
In der Frühen Neuzeit lebten nur wenige Klosterfrauen in St. Katharina, einzelne Namen sind belegt. Im Zuge einer Reform wurde 1667 ihre Zahl auf 12 erhöht, im 18. Jh. lebten etwa 15-16 Nonnen hier. Während der Reformationswirren, 1542, kam St. Katharina in den Besitz eines wundertätigen Kruzifixes, das aus Bernrain im Thurgau stammte und zur Sicherheit über Jahrzehnte im Mainauwald blieb, bis es 1664 nach Bernrain zurückkehrte. Um diese Zeit wurde die Klosteranlage umfassend aus- und umgebaut. Es ist davon auszugehen, dass die Klosterfrauen durch die mit dem "Wunderkreuz" verbundene Wallfahrt Einnahmen hatten und sich die Baumaßnahme von 1667 in wirtschaftlich schweren Zeiten leisten konnten.
Das Ende für St. Katharina kam mit der Säkularisation. Das Kloster wurde 1781 vom Augustinerorden getrennt und dem bischöflichen Ordinariat unterstellt,1803 provisorisch aufgehoben und dem Deutschen Orden zugesprochen. Nachdem die Kommende Mainau 1806 badisch geworden war, wurde St. Katharina 1808 aufgelöst und der Besitz zugunsten des Großherzogs von Baden enteignet. Die verbliebenen Nonnen mussten das Kloster verlassen.
Der Ordensbesitz wurde versteigert und das Anwesen an privat verkauft. Die Kirchenbänke und ein Beichtstuhl kamen nach Litzelstetten, ein Seitenaltar in die Josefskapelle von Egg (ebenfalls Konstanz), eine Glocke des Dachreiters nach Langenrain und der Hochaltar in die thurgauische Gemeinde Altnau.
Nachdem der Großherzog von Baden den übrig gebliebenen Gebäudekomplex zurück gekauft hatte, wurde St. Katharina in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. als Gastwirtschaft verpachtet und entwickelte sich zu einem beliebten Ausflugslokal der näheren Umgebung. 1965 musste die Gastwirtschaft schließen, bis 1989 wohnten die letzten Pächter, zwei Schwestern, noch im "Wursterwald". Im Jahr 1990 wurde das verbliebene Gebäude - der ehemalige Westflügel, der daran angebaute Westteil der ehemaligen Klosterkirche sowie Teile der Nordmauer - notdürftig repariert. Derzeit plant die Lennart-Bernadotte-Stiftung der 1974 gegründeten Mainau GmbH bei St. Katharina einen Erlebnispark mit Hochseilgarten. Der erste Bauabschnitt soll 2013 fertig sein.
HILDEGARD BIBBY     
LITERATUR
-<KB Konstanz> 459, 461.
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum. Sigmaringen 1994.
- F. HOFMANN: "Früher Kloster, dann Ausflugsstätte, morgen Ruine?" - Das ehemalige Kloster St. Katharina im Mainauwald bei Konstanz. In: Jb. HEGAU 61/2004, 23-38.
- F. LOEBBECKE: Bauhistorische Voruntersuchung Konstanz, St. Katharina. Untersuchungsbericht, Auswertung und Dokumentation. Konstanz 2011. (http://www.stadt.konstanz.de/ris/www/getfile.php?at_id=1003833).
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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