Klöster in Baden-Württemberg
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Augustinerkloster Esslingen - Geschichte
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Der Gründungszeitpunkt des Klosters ist unklar. Eine frühneuzeitliche Quelle nennt 1264, der erste sichere Beleg ist jedoch eine Ablassurkunde des Bischofs Hartmann von Augsburg von 1282. Vermutlich übernahmen die Augustiner die örtliche Niederlassung der Sackbrüder.
Die wirtschaftliche Lage des Klosters war eher bescheiden. Der Besitz umfasste Höfe in Neckarweihingen, dazu kamen Einnahmen aus Cannstatt und einigen Filderorten. In Geislingen sowie auf den Fildern verfügte das Kloster offenbar über Termineien. 1435 musste der Rat den Provinzial bitten, durch die Einsetzung eines befähigten Vorstehers die wirtschaftliche Situation des Klosters zu verbessern.
Das dem hl. Augustinus geweihte Kloster gehörte zu den weniger bedeutsamen Niederlassungen der rheinisch-schwäbischen Ordensprovinz. Diemo von Gomaringen wird zwischen 1337 und 1341 als erster Prior bezeugt. 1378 leitete der Esslinger Lektor ein Grammatikstudium der Provinz. Für eine enge Bindung zu Vertretern des Esslinger Handwerks zeugt die Gründung einer Weingärtnerbruderschaft (1418).
1484 wurde der Konvent mit Einverständnis der Stadt durch den Generalvikar Andreas Proles der regulierten Observanz zugeführt. Nach längeren Auseinandersetzungen bildete das Kloster ab 1512 mit vier weiteren schwäbischen Reformkonventen eine eigene Einheit in der Reformkongregation. 1521 gliederten sich die Klöster unter einem eigenen Vikar erneut der rheinisch-schwäbischen Provinz an. 1522 musste Michael Stiefel (1487 [?] - 1567), ein Anhänger Luthers und später bedeutender Mathematiker, den Konvent verlassen und aus Esslingen fliehen.
Die Klosteranlage befand sich nördlich der Kernstadt in beengter Hanglage zwischen Burgberg und innerer Stadtmauer, unweit des Lantelentors. 1333 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer, eine durch das Kloster führende Gasse zu bebauen. Von dem dreiflügeligen Komplex haben sich nur geringste Reste erhalten. Frühneuzeitliche Stadtansichten stellen im Westen der Anlage den hohen, wohl im 14. Jh. in gotischen Formen errichteten Chor der turmlosen Kirche dar. 1379 und 1467 waren erhebliche Renovierungsarbeiten notwendig, die 1481 für die Kirche (mit Altären der hll. Augustinus, Ursula, Maria Magdalena und Petronella) einen Abschluss fanden.
Nach der Einführung der Reformation (1531) wurde das Kloster aufgehoben, die verbliebenen Brüder im Franziskanerkloster einquartiert. Die Klosterkirche diente seit 1550 als städtisches Zeughaus, wurde 1688 von den Franzosen weitgehend zerstört und das gesamte Gelände 1716 vom Rat verkauft.
JOACHIM J. HALBEKANN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 237f. (J. J. HALBEKAMM).
- <KB Esslingen> I, 462-465.
- <KDW I> OA Esslingen, 201.
- R. UHLAND: Die Esslinger Klöster im Mittelalter. In: Esslinger Studien 8 (1961) 7-42, hier 25-29.
- K.FAST (Hg.): Zwischen Himmel und Erde. Klöster und Pfleghöfe in Esslingen : eine Ausstellung der Städtischen Museen und des Stadtarchivs Esslingen am Neckar in der Franziskanerkirche Esslingen, 27. September 2009 bis 31. Januar 2010. Begleitpublikation im Namen der Stadt Esslingen am Neckar. Petersberg 2009.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 116: Lagerbücher fremder Herrschaften über Recht in württembergischen Ortschaften
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 169: Esslingen, Reichsstadt
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