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Franziskanerinnenkloster "Mittlere Sammlung" Horb - Geschichte
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Abbildung  Button Franziskanerinnenkloster "Mittlere Sammlung". Aufriss von 1771/76.
Wohl als Beginenhaus entstanden, wird die mittlere Sammlung bereits 1293 ("priorissa et medicus conventus sororum penitentum sancti Francisci iuxta Neckarum") dem Franziskanerorden zugeordnet. 1321 befreite Rudolf von Hohenberg die "mittel Samenunge bi dem Nekker" von allen Steuern und Diensten - ein Privileg, welches auch die nachfolgenden habsburgischen Herrscher immer wieder erneuerten. Das Sammlungshaus befand sich ursprünglich in der "Nekergaßen", bevor man 1408 in ein Haus in der Nähe der Stiftskirche umzog.
Die dürftige Überlieferung gibt meist nur Auskunft über den Gütertransfer der Gemeinschaft und kaum über das Leben im Konvent. Die Sammlung gilt 1293 als den Tübinger Franziskanern und somit der Straßburger Minoritenprovinz unterstellt und soll 1464, von den Tübinger Franziskanern reformiert, zur Observanz übergegangen sein. 1580 wurden die Schwestern der neu errichteten Tiroler Observantenprovinz eingegliedert. Die seelsorgerische Betreuung scheint zunächst durch Horber Stiftsherren, mit der Ansiedlung der Franziskaner Mitte des 17. Jh. durch diese erfolgt zu sein.
Die Zeit der Reformation erlebten die Horber Terziarinnen als Krise. 1527 beschreiben sie sich als "irrig und zweiflig" und äußern den Wunsch nach Austritt aus dem Kloster. In diesem Zusammenhang weisen sie darauf hin, dass sie keine feierlichen Gelübde abgelegt, sondern sich nur zum Gehorsam gegenüber der Priorin verpflichtet hätten. Trotz der Krisenzeit kann die Sammlung ihre Niederlassung durch Ankäufe vergrößern. Die Zeit des 30-jährigen Krieges brachte einen finanziellen, aber auch personellen Notstand, so dass die Provinzleitung 1642 die Untere Horber Sammlung mit der Mittleren vereinigte. 1643 wird auch die Nordstetter Klause nach Horb verlegt. Dennoch belief sich die Zahl der Konventsmitglieder 1645 auf nur neun Schwestern. Die Zeit nach dem Krieg brachte einen wirtschaftlichen Aufschwung, der sich in einer regen Bautätigkeit und Erwerbspolitik niederschlug - so konnte die Sammlung das Nachbarhaus (Rotensteinsches Haus), einen größeren Waldbestand sowie Teile des Zehnts in Ahldorf und Betra erwerben. Auch die Funktion als "Darlehenskasse" wurde ausgebaut, so dass das klösterliche Einkommen aus der Stadt hauptsächlich aus Kapitalzinsen bestand. 1709 erfolgte die Einrichtung einer eigenen Kapelle, die zu Ehren des hl. Joseph, der Seitenaltar der hl. Margarita von Cortona geweiht wurden.
Die in der Geschichte des Konventes immer wieder anklingenden Klagen über das "weltliche" Verhalten der Klosterfrauen traten ab der Mitte des 18. Jh. erneut in den Vordergrund. Doch nicht der bisher immer wieder angeführte "sittliche Verfall" der Sammlung führte 1780 zur Zusammenlegung des Horber Konventes mit dem Konvent der Oberen Klause in Rottenburg, sondern ein von den Horber Klosterfrauen 1769 geplanter Klosterneubau sowie die schwierige Lage des Rottenburger Konventes. Sie bildeten für die vorderösterreichischen Behörden den Anlass für die Zusammenlegung beider Konvente im Vorfeld der 1782 einsetzenden Klosteraufhebungspolitik Josephs II. Der Konvent bestand bei seiner Transferierung aus zehn Frauen, mit einem Altersdurchschnitt von fünfzig Jahren. Die Mitglieder stammten meist aus den angrenzenden reichsritterschaftlichen Gebieten und kaum noch aus Horb selbst. Das Vermögen der Sammlung wurde nach Rottenburg transferiert, das Klostergebäude an das Horber Chorherrenstift verkauft. Nach dessen Aufhebung befand sich das Gebäude im 19. Jh. in Privatbesitz, bis die Stadt Horb es 1919 erwarb und als "sozialen Wohnungsraum" nutzte. Der 1985 drohende Abriss konnte durch den "Förderverein zur Rettung und Erhaltung des ehemaligen Franziskanerinnenklosters" abgewendet und eine fachgerechte Sanierung durchgesetzt werden. Das Gebäude dient heute als soziokulturelles Zentrum.
UTE STRÖBELE     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 289-291 (U. STRÖBELE).
- <AFA> 10 (1964) 104-110, 114-122. (M. HEINRICHSPERGER).
- H. P. MÜLLER: Franziskanerinnenklöster. In: J. LIPP (Hg.): Horb am Neckar. Natur und Geschichte erleben. Horb 1997, 132ff.
- M. ZERHUSEN: Wie rette ich ein Kloster? Horber Anleitung zum Denkmalschutz. Stuttgart 2001.
- U. STRÖBELE. In: <Alte Klöster - neue Herren>.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 46: Horb, Franziskanerinnenklöster des Dritten Ordens
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 154: Diplomatare
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 225: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Habsthal-Horb a.N.
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