Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster St. Agnes Freiburg - Geschichte
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Nach der Klosterüberlieferung war St. Agnes von Berchta, einer frommen Frau aus Breisach, gestiftet worden. Von ihr wird berichtet, sie sei mit einer Anzahl gleich gesinnter Frauen nach Freiburg in die Lehener Vorstadt gekommen, um dort ein Kloster zu gründen. Dieser "Berchta von Freiburg" hatte der Ordenschronist und Reformer Johannes Meyer OP (+ 1485) eine Lebensbeschreibung gewidmet, die leider verloren ist. In seinem "Buch über die berühmten Männer des Predigerordens" (1466) wird sie im sechsten Teil unter die heilig lebenden Schwestern des Ordens eingereiht. Am 27. Oktober 1271 kam das Kloster in den Genuss einer Bulle Gregors X., deren Original allerdings gleichfalls verloren ist. Die Inkorporation in den Dominikanerorden muss vor 1284 erfolgt sein, denn das Kloster St. Agnes wird in diesem Jahr vom Provinzial der deutschen Ordensprovinz als ein Frauenkloster des Ordens aufgeführt. In diesem Schreiben vom 3. Februar 1284 legte der Provinzial die erlaubte Höchstzahl der Konventsmitglieder von St. Agnes auf 40 Nonnen fest. Ein solcher Numerus clausus wurde in Relation zu den wirtschaftlichen Möglichkeiten eines Klosters bestimmt. Auf Wunsch der Schwestern von St. Agnes bestätigte am 4. November 1287 Kardinallegat Johannes Boccamazzi die Inkorporation in den Predigerorden. Im 14. Jh. zählte St. Agnes neben Adelhausen und St. Klara zu den vornehmeren Frauenklöstern der Stadt Freiburg. Es gelang den Schwestern, ihr Klosterareal in der Lehener Vorstadt zu arrondieren und ihren Besitz durch agrarisch nutzbares Gebiet in der Umgebung zu erweitern. Die Bewirtschaftung des Klosterbesitzes geschah mit Hilfe von Laienbrüdern. Für die geistliche Betreuung der Schwestern war ein Weltgeistlicher als Klosterkaplan eingesetzt. Die Freiburger Dominikaner waren für die Visitation und die Abnahme der Beichte zuständig. In der Klosterkirche zu St. Agnes predigten gelegentlich auch auswärtige Dominikaner, wie der berühmte Dominikanertheologe Nikolaus von Strassburg (+ nach 1331). Wie alle Freiburger Frauenklöster stand St. Agnes seit dem 14. Jh. unter dem Schutz und Schirm der Stadt Freiburg, die das Institut der städtischen Klosterpflegschaft einsetzte, um eine gewisse Aufsicht über die Klöster auf ihrem Gebiet auszuüben. Gegen den Willen der Freiburger Dominikaner, aber mit Unterstützung des Erzherzog Sigmunds von Österreich und der österreichische Stadtregierung wurden 1465 die drei Frauenklöster St. Agnes, Adelhausen und St. Maria Magdalena der dominikanischen Observanz zugeführt. Zur Unterweisung des Konvents von St. Agnes ließ Johannes Meyer als der eigentliche Promotor der Reform fünf Schwestern aus dem Kloster St. Maria Magdalena zu den Steinen in Basel kommen. Johannes Meyer stammte selber aus dem observanten Basler Predigerkonvent. Er wirkte in vielen reformierten Klöstern des Ordens als Beichtvater und beschloss sein Leben in Adelhausen. Eines seiner Reformwerke, das so genannte "Ämterbuch" ist auch in einer Handschrift aus St. Agnes überliefert.
Im Zeitalter der Glaubenskämpfe ordnete der Rat 1527 an, dass die dominikanischen Beichtväter in den Frauenklöstern durch Weltgeistliche ersetzt werden sollten. Nach dem Konzil von Trient wurden auch gegen St. Agnes Klagen über Missstände im Kloster vorgebracht. Als die kaiserliche Stadt Freiburg im 30-jährigen Krieg 1644 von den Schweden belagert wurde, verbrannte das Kloster St. Agnes von Grund auf. Die Schwestern mussten sich in das ebenfalls stark mitgenommene Kloster Adelhausen flüchten. Über diese Vorgänge liegt ein bewegender Bericht der letzten Priorin Apollonia Cabelisin vor. 1651 wurden die beiden Klöster zusammengelegt. 1677 fiel das vereinigte Kloster Adelhausen / St. Agnes dem Festungsbau von Vauban zum Opfer. Gemeinsam mit St. Katharina / St. Maria Magdalena dachte man nun an den Bau eines neuen Klosters in der Schnecken-Vorstadt. 1694 bezogen beide Konvente das dort errichtete "Neukloster" Adelhausen.
MARTINA WEHRLI-JOHNS     
LITERATUR
-<KB Freiburg> I/2, 925.
- E. A. ERDIN: Das Kloster der Reuerinnen Sancta Maria Madalena an den Steinen zu Basel. Diss. Freiburg in der Schweiz 1956, 70.
- 750 Jahre Dominikanerinnenkloster Adelhausen, Freiburg im Breisgau. Hrsg. v. der Adelhausenstiftung Freiburg im Breisgau. Freiburg i. Br. 1985.
- W. HAGENMAIER: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek und die mittelalterlichen Handschriften anderer öffentlicher Sammlungen. Wiesbaden 1988, XXXVII-XL.
- S. BOCK: Der Inventar- und Ausstattungsbestand des säkularisierten Dominikaner-Neuklosters Adelhausen in Freiburg im Breisgau. Diss. Freiburg i. Br. 1995.
- U. DENNE: Die Frauenklöster im spätmittelalterlichen Freiburg im Breisgau (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 39). Freiburg/München 1997.
- B. HENZE: Die Entstehung der Stadt und die Gründung der Bettelordensklöster im 13. Jahrhundert. In: <Eine Stadt braucht Klöster> 10-21.
- Sebastian BOCK: Vom Nonnenkloster zur weltlichen Stiftung. Die Geschichte der Dominikanerinnen und der Adelhausenstiftung in Freiburg i. Br. Rostock 2016, 20-22.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 119: Ortenau, Landvogtei
-Generallandesarchiv Karlsruhe 200: Freiburg, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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