Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerkloster Freiburg - Geschichte
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Schon 1229 wird eine Niederlassung der Franziskaner bei Freiburg erwähnt. Aber erst 1246 gelang es den Barfüßern, in der Stadt selbst Fuß zu fassen. Dabei wurden sie vom Stadtherrn, Graf Konrad von Freiburg, der ihnen die Kapelle des hl Martin samt Patronatsrecht überließ, und durch Almosenstiftungen aus der Bürgerschaft, die den Kauf von Hofstätten bei dem Kirchlein durch Ratsherren als Prokuratoren ermöglichten, unterstützt.
Der mit päpstlichen Ablassbriefen geförderte Bau des Klosters und einer flachgedeckten Basilika, die nach der Schenkung eines angrenzenden Geländes durch Graf Konrad 1262 um einen gewölbten Chor erweitert wurde, begann 1247. Um 1318 muss der Bau der gesamten Anlage weitgehend abgeschlossen gewesen sein, denn die Franziskaner sind zu diesem Zeitpunkt bereit, auf zusätzlichen Grunderwerb zur Erweiterung des Klosterareals zu verzichten.
Finanzielle und materielle Unterstützung, die den Barfüßern aus der Bürgerschaft als Gegenleistung für pastorale Betreuung zuflossen, sicherten nicht nur die Existenz des Klosters, das ins Bürgerrecht aufgenommen und dessen Wirtschaftsführung seit 1353 durch vom Rat der Stadt ernannte Pfleger kontrolliert wurde, sondern zeigen auch seine zunehmende Verankerung in der Bevölkerung. Zu den Wohltätern des Klosters gehörten vor allem Angehörige des Patriziats und des Stadtadels, deren Namen in einem Anniversar überliefert sind. Die seelsorgerische Tätigkeit der Barfüßer wurde gerne in Anspruch genommen. Gleichwohl kam es darüber zu Auseinandersetzungen vor allem mit dem Pfarrklerus, bei denen sich die Franziskaner 1378 gemeinsam mit den anderen Bettelordensklöstern der Stadt zur Wehr setzten.
Als 1457 die Universität gegründet wurde, gewann das Kloster an Ansehen und Attraktivität. Brüder aus anderen Klöstern, die zum Studium nach Freiburg kamen, wurden beherbergt. Darunter auch der Humanist Thomas Murner, der 1506 zum Doktor der Theologie promovierte, aber im Kloster auch lateinische Dichtkunst lehrte und in der Stadt mit seinen Predigten ein zwiespältiges Echo hervorrief. Dafür dass auch Berthold Schwarz, der angebliche Erfinder des Schießpulvers, ein Freiburger Franziskaner gewesen sei, gibt es keinen sicheren Beleg.
Beim Reformstreit der Franziskaner im 15. Jh. schlossen sich die Freiburger Minoriten nicht der Observanten-Bewegung an, sondern verblieben im Verband der Konventualen. Eine 1514 von Papst Leo X. verordnete Selbstreform des Konventes wegen Auflösung des klösterlichen Lebens, Ärgernis erregenden Mangels an Klosterzucht, Vernachlässigung des Gottesdienstes und Verschleuderung des Besitzes genügte der Stadt nicht, die entschieden die Einführung der Observanz forderte und dafür bei Kaiser Maximilian I. Unterstützung fand.
Die schließlich gegen den Widerstand der Konventsmehrheit verfügte strikte Reform wurde 1515 durchgeführt. Auswärtige Observanten übernahmen die Klosterämter. Die reformunwilligen Brüder wichen unter Protest. Ihr Versuch, das Rad zurück zu drehen, scheiterte 1516 endgültig nach einer Intervention Maximilians I. Der nun observante Konvent überließ Besitz und feste Einkünfte der Stadt, die sich verpflichtete, den Unterhalt der Brüder und des Klosters aus dem ehemaligen Klostervermögen zu finanzieren.
Mit Hilfe der Stadt wurden nach dem 30-jährigen Krieg Kirche und Kloster instand gesetzt. Dabei begann die Barockisierung der Gebäude, die beim Wiederaufbau nach Beschädigung durch Artilleriebeschuss im Spanischen Erbfolgekrieg 1713 fortgesetzt wurde. Diese Phase der Klostergeschichte ist gekennzeichnet durch gute Beziehungen zwischen Konvent und Bürgerschaft und die Gründung einer Niederlassung in Kenzingen.
Das Ende der Franziskaner kam in der klosterfeindlichen Aufklärungszeit unter Kaiser Joseph II.: 1781 wurde die Konventsgröße limitiert; 1782 erfolgte die Unterstellung unter die Aufsicht des Diözesanbischofs. 1784 mussten die Brüder bei der Errichtung einer zweiten Pfarrei in der Stadt ihre Kirche abgeben und ins geräumte Augustinerkloster umziehen.
Nur kurz war das Zwischenspiel des Freiburger Franziskanerklosters als Sitz einer vorderösterreichischen Ordensprovinz nach der 1783 durchgeführten Teilung der Tiroler Provinz, zu der die Freiburger Franziskaner seit 1580 gehört hatten. Nach dem Übergang der Landesherrschaft an Baden wird der Konvent 1821 in das Kapuzinerkloster, dessen Bewohner in ihr Staufener Ordenshaus verdrängt worden waren, umgesetzt. Zwar war 1822 nochmals die Rückkehr ins alte Franziskanerkloster möglich, doch kam es schon 1832 zur Auflösung des Konvents und zur staatlichen Zwangspensionierung der wenigen verbliebenen Brüder.
Durch den Abbruch der im Süden an die Klosterkirche angrenzenden Konventsgebäude wurde 1845 der heutige Rathausplatz geschaffen. Mit der Errichtung eines Glockenturms anstelle des bei Bettelordenskirchen sonst üblichen Dachreiters sollte 1890/93 die Rolle St. Martins als zweiter Pfarrkirche der Stadt unterstrichen werden. Schwere Schäden erlitt die Kirche beim großen Luftangriff auf Freiburg am 27. November 1944. Lediglich der Chor und die angrenzende Marienkapelle blieben unzerstört. Das Langhaus wurde bis auf die Außenwände der Seitenschiffe und den Westgiebel vernichtet. Der Wiederaufbau erfolgte 1949-1951.
ULRICH P. ECKER     
LITERATUR
-<KB Freiburg> I/2, 920f.
- H. HANSJAKOB: St. Martin zu Freiburg als Kloster und Pfarrei. Freiburg i. Br. 1890.
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- K. S. FRANK OFM: Die Franziskaner bei St. Martin in Freiburg. In: St. Martin in Freiburg i. Br. Hrsg. vom katholischen Pfarramt St. Martin Freiburg i. Br. anlässlich des 200jährigen Bestehens der Pfarrei St. Martin. München/Zürich 1985, 26-124.
- P. SCHMIDT-THOMÉ: Zur mittelalterlichen Baugeschichte der ehemaligen Franziskanerklosterkirche St. Martin in Freiburg. In: St. Martin in Freiburg i. Br. Hg. vom katholischen Pfarramt St. Martin i. Br. anlässlich des 200jährigen Bestehens der Pfarrei St. Martin. München/Zürich 1985, 125-137.
- P. ROHDE: Die Freiburger Klöster zwischen Reformation und Auflösung. In: H. SCHADEK / H. HAUMANN (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg i. Br. Bd. 2. Stuttgart 1994, 418-445.
- H. SCHADEK / J. TREFFEISEN: Klöster im spätmittelalterlichen Freiburg - Frühgeschichte, Sozialstruktur, Bürgerpflichten. In: H. SCHADEK / H. HAUMANN (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg i. Br. Bd. 1. Stuttgart 1996, S. 421-467.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 200: Freiburg, Stadt
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