Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerinnenkloster Wittengasse/Konstanz - Geschichte
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Um 1240 trafen Franziskaner in Konstanz ein und gründeten einen Konvent. Unter dem Eindruck ihrer Predigt schlossen sich Frauen zu einer Schwesterngemeinschaft zusammen. Um 1253 tauschten die Franziskaner und die Schwestern ihre Hofstätten, sie übernahmen die bisherige Niederlassung der Franziskaner mit einer Kapelle in der Wittengasse. Die Schwestern waren zunächst nur informell mit den Franziskanern verbunden. Die Brüder betreuten die Schwestern seelsorgerlich und leisteten ihnen als Zeugen und Rechtsvertreter Hilfestellung. Die Schwestern wiederum fungierten im 13. Jahrhundert als Besitzverwalter der Brüder, die so die Armutsvorschriften des Ordens umgehen konnten. Die Schwestern konnten ohne Klausur in der Stadt verkehren, pflegten Kranke und lebten von Handarbeit. Erzwungen durch die Beginenverfolgung übernahmen sie um 1321die franziskanische Drittordensregel und 1326 Statuten des oberdeutschen Franziskanerprovinzials. Zunächst wurden die bisherigen Freiräume kaum eingeengt und blieb die Rolle der Ordensoberen auf Rat und Vollstreckung beschränkt.
Ende des 14. Jahrhunderts hatte sich die Gemeinschaft aber zu einem kontemplativen Konvent gewandelt ohne Aktivitäten nach außen. Von regelgerechten Frauenklöstern unterschied sie die Verfügung über Privatbesitz durch die Schwestern, bloße Gelöbnisse der Regel statt feierlicher Gelübde und die Möglichkeit des Austritts aus dem Kloster. 1476 stiftete ihnen ein Chorherr eine tägliche Messe in der Klosterkapelle, so dass die Schwestern nicht mehr die Franziskanerkirche aufsuchen mussten. Den Gottesdienst hielt ein Konstanzer Franziskanerpater. Die Schwestern erhielten nun in größerem Umfang Jahrzeitstiftungen, so dass sie nicht mehr auf Handarbeit angewiesen waren. Sie bezogen Geldzinsen und nicht unbeträchtliche Naturalabgaben. Sie stammten aus der bessersituierten Mittelschicht und dem kleinstädtischen Bürgertum des Umlands. Um die klösterliche Zucht stand es vor der Reformation nicht zum Besten, das Kloster wurde zum Versorgungsinstitut unverheirateter wohlhabender Frauen. Nach 1527 bestand der Konvent noch eine Zeit lang als evangelische Gemeinschaft weiter. 1537 verzichteten die verbliebenen vier Schwestern auf das Klostervermögen gegen Leibgedinge. Das Gebäude wurde als Schule genutzt.
ELMAR L. KUHN     
LITERATUR
-<HelvSac IX/2>, 416-428 (A. WILTS).
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum (Bodensee-Bibliothek 37). Sigmaringen 1994, 177-185, 361.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 209: Konstanz, Stadt
-Generallandesarchiv Karlsruhe 82: Konstanz Generalia (Hochstift)
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