Klöster in Baden-Württemberg
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Schwesternsammlung Möhringen - Geschichte
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Einen erstmaligen Hinweis auf die Existenz einer Frauenklause in Möhringen erhalten wir in einer Urkunde des Jahres 1373: Peter der Meringer gibt an Unseren-Frauen-Altar zu Möhringen in der Kirche ein Malter Kernen Zins und ebenso viel einem Leutpriester daselbst von seinem Eigengut zu Emmingen. Aus diesem Gut. Aus diesem Gut bezieht seine Schwester Margareth, die Klausnerin, ein Scheffel Kernen Vorzins. Diese Erwähnung ist allerdings nicht mit absoluter Sicherheit mit der Klause in der Stadt Möhringen in Verbindung zu bringen. Denn im 13. und 14. Jh. bestand auch ein Kloster Brunnen an der Gemarkungsgrenze Möhringen-Hattingen.
Aus dem Jahr 1399 datiert die erste Erwähnung, die sich eindeutig auf die Möhringer Klause bezieht, als den Klausnerinnen zu Möhringen, für deren Klause ein Gut zu Hattingen verkauft wird.
Ein Jahr später kaufte die Möhringer Klause ein Eigengut vom Altar im Beinhaus in Villingen und die "Closnerinnen" erwarben einen Getreidezins. Ein Zinsverzeichnis der Möhringer Klause von 1462 führt Besitzungen und daraus fließende Zinseinkünfte in Möhringen, Hattingen, Aulfingen, Biesendorf und anderen Orten auf. Ein Urbar vom Folgejahr zählt auch Vieh zum Besitz der Möhringer Klause. Demnach gehörte ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb zur Klause und waren die Konventsmitglieder auf Selbstversorgung aus. Der 1463 erwähnte Besitz an Vieh (ein Ochse, drei Kühe, zwei Kälber, sieben Schafe) lässt eher auf eine kleine Gemeinschaft in der Klause Möhringen schließen. Und die Bezeichnung "Klösterlein" in einer Urkunde des Jahres 1530 macht dies noch deutlicher.
Im Laufe des Spätmittelalters lässt sich eine Annäherung der Klause an den Orden der Dominikaner beobachten. Die Stiftung eines "Gotteshauses der Sammlungsschwestern des Heiligen Vaters St. Dominicus" durch Caspar von Klingenberg anno 1489 und dessen geordnete Artikel für die Möhringer Frauenklause belegen eine enge Anlehnung an die Rottweiler Dominikaner. Der Rottweiler Prior Martin Rath war es, der im genannten Jahr die Weihe und Einsegnung der Klausnerin Ursula Schmid vornahm. Die zu diesem Zeitpunkt deutlich erkennbare hierarchische Struktur der Klause mit einer Vorsteherin bzw. einer Priorin an der Spitze ist ein weiteres Indiz einer derartigen institutionellen Verfestigung und Anlehnung an den Dominikanerorden.
Im Jahr 1510 und 1530 erfolgten weitere urkundliche Nennungen in Kaufbriefen, so verkaufte 1510 Conrat Ackermann einen Baumgarten in Möhringen an die Klause, für die stellvertretend die Priorin Ursula im Kaufbrief genannt wurde. Der Möhringer Konvent wurde damals als "Klösterlein und Frauenklause" bezeichnet. Die Zahl der frommen Schwestern war offenbar bereits stark zusammengeschrumpft. 1570 verstarb die letzte Klosterfrau in dieser "Clausur- oder Schwesternsammlung", Katharina Keller.
Die Hinterlassenschaft der Klause fiel 1570 den Grafen von Fürstenberg zu. Im Folgejahr befasste sich die fürstenbergische Regierung mit der Zukunft der Möhringer Frauenklause und beschloss "des Klösterleins und der Klause halber, dass man das Haus besehe und dann weitere Notdurft zur Beförderung der Ehre Gottes vornehme". Ein Weg zur Weiterexistenz der Klause wurde offensichtlich aber nicht gefunden. Denn in Zinsverschreibungen vom Ende des 16. Jh. ist von der "alt Clusen" die Rede. Und in Quellen des 17. Jh. wird die "Clausur" Möhringen als "erödet" bezeichnet. In einem Vergleich zwischen Graf Franz Christoph Frobenius Maria zu Fürstenberg und den Dominikanern in Konstanz vom Jahre 1662 ist von der "längst extinguierten (ausgelöschten) Clausur" die Rede. Sie sei "schon über 90 Jahr hero ... völlig deseriert (verlassen)".
Wo die Wohnung der Klausnerinnen stand und was mit ihr geschah, entzieht sich unserer Kenntnis. Eine Schuldverschreibung vom Jahr 1602 deutet darauf hin, dass sich die Klause in der so genannten Margasse (Marktgasse) befand. Das über mindestens zwei Jahrhunderte angesammelte Vermögen bildete auch noch im 18. Jh. den Grundstock für gemeinnützige und wohltätige Einrichtungen, wie das Landesspital und die Armenfürsorge, und diente als Kreditgeber für Bürger Möhringens und der umliegenden Orte.
HANS-JOACHIM SCHUSTER     
LITERATUR
-<StadtA> Möhringen, Urkunden, Akten IV 3/32 und XVI/ 19-24.
- <FFADS> Ecclesiastica 149 A Vol. I, Fasc. 1-13.
- F. BÜHLER: Heimatbuch Möhringen. Karlsruhe 1958.
- Klöster und Ordensgemeinschaften im Landkreis Tuttlingen. Hrsg. v. Landkreis Tuttlingen (Schriftenreihe des Kreisarchivs Tuttlingen 6). Tuttlingen 2003.
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