Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Meßkirch - Geschichte
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Das Kapuzinerkloster Meßkirch war die letzte Gründung der sich ab 1668 in zwei Provinzen aufspaltenden Schweizer Kapuzinerprovinz auf schwäbischem Boden. Das Muster der bisherigen, sich auf Reichsstädte oder landsässig-österreichische Städte konzentrierenden Niederlassungspolitik wurde insofern durchbrochen, als Meßkirch den Sitz einer gräflichen Dynastie vorstellte. Diese versuchte in Gestalt des Wratislaus II. von Fürstenberg-Meßkirch (1601-1642) bereits 1628, die Schweizer Kapuzinerprovinz zu einer Klostergründung in der Stadt zu bewegen. Die auch von anderen Territorialherren Schwabens mit Gründungsofferten bedrängte Provinzleitung sah sich unter Verweis auf die Kriegsläufe jedoch dazu veranlasst, dem Dynasten eine Absage zu erteilen. Franz Christoph von Fürstenberg-Meßkirch (1625-1671) knüpfte 1657 an die väterlichen Gründungspläne an, indem er der Schweizer Kapuzinerprovinz ein neues Angebot zu einer Meßkircher Niederlassung unterbreitete. Nachdem der Ordensgeneral und der Konstanzer Fürstbischof 1659 in das Projekt eingewilligt hatten, fanden sich zunächst vier in einer Privatwohnung untergebrachte Kapuziner in der Residenzstadt ein. Ihre Aufgabe war es, die anstehenden Bauarbeiten im Auftrag ihrer Provinz zu begleiten. Am 4. Oktober 1661 konnte die feierliche Grundsteinlegung durch den Abt der Benediktinerabtei Zwiefalten vorgenommen werden. Für den Klosterbau mussten einige benachbarte Anwesen erworben werden, da der zugewiesene innerstädtische Bauplatz nicht die erforderliche Größe hatte. Einen glücklichen Zielpunkt fand das in erster Linie von der regierenden Meßkircher Linie finanzierte Bauprojekt durch die Weihe der neu entstandenen Klosterkirche, welche am 21. September 1665 durch den Konstanzer Fürstbischof Franz Johann von Praßberg zu Ehren des heiligen Franz von Assisi durchgeführt wurde. Im Jahre 1668 wurde das Meßkircher Kloster der damals aus der Taufe gehobenen Vorderösterreichischen Provinz inkorporiert, welche die nördlich des Bodensees gelegenen schwäbischen Gebiete seelsorgerlich betreute.
Maria Theresia von Arenberg, die sich dem Meßkircher Konvent stets als besondere Gönnerin erweisende Witwe Franz Christophs von Fürstenberg-Meßkirch, stiftete dem Kloster 1676 eine Loretokapelle. Dieses am 5. September 1677 vom Konstanzer Weihbischof Georg Sigismund Müller geweihte Gotteshaus stellte eine maßstabsgetreue architektonische Kopie eines im Mittelpunkt einer berühmten italienischen Marienwallfahrt stehenden Heiligtums dar. Das direkte Vorbild für die einen kampfbereiten Katholizismus signalisierende Kapelle dürfte freilich das von der Stühlinger Linie des Hauses Fürstenberg bereits 1660 mit einer solchen Architekturkopie beschenkte Kapuzinerkloster Haslach abgegeben haben. Eine weitere Kapelle wurde der klösterlichen Anlage 1743 durch Karl Friedrich Nikolaus von Fürstenberg-Meßkirch (1714-1744) angefügt. Sie wurde zu Ehren des 1729 beatifizierten schwäbischen Kapuzinermärtyrers Fidelis von Sigmaringen geweiht.
Das Jahr 1781 brachte für den Meßkircher Konvent einen tiefen Einschnitt mit sich. Ein Dekret Kaiser Josephs II. zog damals das Ausscheiden aller nicht unter habsburgischer Landeshoheit stehenden Konvente aus der Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz und die Gründung einer neuen Schwäbischen Kapuzinerprovinz nach sich. Zu letzterer zählte neben den anderen fürstenbergischen Kapuzinerkonventen auch die Meßkircher Niederlassung.
Das eine solide personelle Substanz aufweisende Kloster wurde im Herbst des Jahres 1802 von der regierenden Dynastie unter dem Zugeständnis eines Bleiberechts aufgehoben. Letzteres wurde auch durch den sich 1806 vollziehenden Anfall des Fürstentums Fürstenberg an den badischen Staat nicht in Frage gestellt. Nachdem 1826 der letzte Kapuzinerpater verstorben war, wurde das Kloster Anfang des Jahres 1827 gegen einen geringen Betrag verkauft und bald darauf samt der Kapuzinerkirche und den beiden Kapellen vollständig abgebrochen.
MATTHIAS ILG     
LITERATUR
-<KDB I> 400.
- B. MAYER O.F.M. Cap.: Die Kapuzinerklöster Vorderösterreichs. In: Helvetia Franciscana 12 (1973-77) 265-270.
- E. FLÖGEL: Die Loretokapellen in Baden-Württemberg, Bayern und der Republik Österreich. München 1984.
- A. HEIM: Unter Berücksichtigung des höchst lobenswerthen Seeleneifers ... Das Ende des Kapuzinerklosters in Meßkirch. In: H. U. RUDOLF (Hg.): _Alte Klöster - Neue Herren% Bd. 2/1, 659-668.
- A. HEIM: Das Kapuzinerkloster Meßkirch. In: <Klöster im Landkreis Sigmaringen> 281-306.
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