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Franziskanerinnenkloster Moosheim - Geschichte
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Abbildung  Button Ansicht des Franziskanerinnenklosters Moosheim aus der Vogelperspektive. Federzeichnung 1782.
1387 übergab Ulrich Humpis, ein Angehöriger der wohlhabenden Ravensburger Patrizierfamilie, drei namentlich genannten "ehrsamen geistlichen Schwestern" seine Hofstatt bei der Kirche in Moosheim zum Bau einer Klause auf der Kirchenmauer. Sie lebten bisher "nach dem Rat geistlicher Leute", aber anscheinend in einem Privathaus. Die Gründung erfolgte nach Ausweis der Urkunde vom 17. September 1387 mit Einwilligung und auf Rat des Kirchherrn Heinrich Bokk, der auch als Mitsiegler auftrat und der auch den Klausenbau mit seinem Leibgeding förderte. Ulrich Humpis war erst kurz vorher Patronatsherr der Kirche geworden war. In der Klause sollten neun Schwestern leben, sechs davon "eingeschlossen". Die Statuten werden genannt. "Kellerinnen" sollen das gestiftete Gemeinvermögen verwalten. 1420 forderte die Stifterin des Terziarinnenklosters in Riedlingen von den Klausen in Moosheim, Oggelsbeuren und Unlingen Schwestern an. 1435 erleichterte der Generalminister des Franziskanerordens Guillelmus de Cassali die bisherigen Klausurbestimmungen und nahm zugleich die Klausnerinnen in die Gebetsverbrüderung der Franziskaner und Klarissen auf. 1465 genehmigte der Bischof eine "Hauskapelle". Vorher nahmen die Schwestern auf einer Empore im Chor der Pfarrkirche, zu der von der Klause ein geschlossener Gang führte, am Gottesdienst teil. Über Stufen konnten sie am Altar die Kommunion empfangen.
1701 ließen die Schwestern ihr baufälliges Haus abbrechen und vom Baumeister Ulrich Beer, einem Franziskaner-Laienbruder, ein neues Kloster bauen. Das dreistöckige Gebäude wurde 1703 bezugsfertig, in den folgenden Jahren dann noch erweitert. Im Erdgeschoss enthielt es auch Handwerksstuben zur Flachsbearbeitung, für Spinnen und Weben. 1736 wurde eine Kapelle errichtet und wie das Kloster dem hl. Antonius von Padua geweiht.
1782 fiel das Kloster unter das Aufhebungsedikt Kaiser Josephs II. Eine Kommission unter dem Nellenburger Landrichter von Krafft beschlagnahmte im Februar 1782 alle Besitzungen, nachdem ein penibles Inventar angelegt worden war. Aus der Klosterbibliothek gelangten 60 Bücher 1782 in die Universitätsbibliothek Freiburg, darunter auch das "Granat-Apfelbuch" des Johann Geiler von Kaysersberg vom Jahr 1510, das als Schenkung des Pfarrers von Veringen 1546 in Besitz des Klosters gekommen war.
Die Terziarinnen mussten das Kloster verlassen. Ein Brief an den Bischof bezeugt ihre Gewissensnöte. Zum Kloster gehörten das "Beichtvaterhaus", eine Scheune mit Viehstall und ein Kräutergarten innerhalb der Dorfmarkung, etwa 20 Hektar selbstbewirtschaftete Felder, eine Getreidemühle, vier Lehenshöfe, ein Rebgarten und etwa 40 Hektar Waldungen. Die 17 Schwestern aus Oberschwaben und Bayrisch-Schwaben hatten nachweislich 15.000 Gulden als Heiratsgut eingebracht. Kommissar Krafft schätzte den Wert der Klosterbesitzungen auf 37.000 Gulden. Bei der Versteigerung 1783 fanden sich für die Liegenschaften rasch Käufer. Das Klostergebäude konnte erst 1785 an einen auswärtigen Handwerker um 1.600 Gulden verkauft werden. 1786 wurde die Klosterkapelle um 350 Gulden veräußert und bald danach abgebrochen, nachdem die österreichische Regierung in ihr Gottesdienste verboten hat. Weil dem Klostergebäude auch ein Abbruch drohte, kaufte es die Gemeinde Moosheim. Das Heilig-Geistspital in Saulgau erwarb 1787 einen Gebäudeteil zur Einrichtung einer Zehntscheuer. Sie wurde 1862 abgebrochen. Auf dem Grundstück legte ein auswärtiger Gutsbesitzer einen privaten Friedhof an. 1793 kaufte ein Moosheimer Bürger ein weiteres Teilstück und baute es zu einem Wohnhaus mit Scheune und Stall um. Die Gemeinde verwendete das ehemalige "Refektorium" als Dienstzimmer für den Amtmann und Gemeindevogt. Die ehemaligen Nonnenzellen im zweiten Geschoss dienten zeitweilig als Armenheim.
Seitdem die Gemeinde nach 1805 unter württembergische Verwaltung gekommen war, war in dem nun "Rathaus" genannten Gebäude das Schultheißen-Amt. 1928 folgten der Einbau einer Rahmstation und einer Gemeinde-Backstube und Gemeinde-Waschküche. Während des Krieges waren darin französische Kriegsgefangene, danach Heimatvertriebene untergebracht.
Nach der Eingemeindung in die Stadt Saulgau 1975 wurde das "Rathaus" grundlegend saniert. Dabei entstanden Räume für die örtlichen Vereine und ein Bürgersaal, der 1989 eingeweiht wurde. Das anschließende Wohnhaus dient seit dem Umbau der Gemeindeverwaltung. In seinem Erdgeschoss wurde zum Friedhof hin eine Leichenhalle eingerichtet.
ANTON LUTZ     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 355f. (A. LUTZ).
- <KDW Saulgau> 114.
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum (Bodensee-Bibliothek 37). Sigmaringen 1994, 386f.
- H. BRENDLE: Das Kloster Moosheim. In: <Klöster im Landkreis Sigmaringen> 307-335.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 556 d: Sammlung Moosheim
-Generallandesarchiv Karlsruhe 118: Nellenburg
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