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Dominikanerinnenkloster Hl. Kreuz Rangendingen - Geschichte
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Abbildung  Button Chor der Hl. Kreuz Kirche, erbaut von Johann Michael Fischer, 2005.
Die Frauenklause bei der alten Pfarrkirche von Rangendingen soll bereits 1302 gegründet worden sein, nachgewiesen ist sie erstmals in einer Urkunde vom 23. Januar 1431. Die Urkunde wurde vom Haigerlocher Schulmeister Christian Roßhaupter geschrieben und hält fest, dass die Priorin und ihre Mitschwestern eine Reihe von landwirtschaftlichen Gütern an Benz Mösing von Rangendingen zu Erblehen verliehen haben. Die Klause wurde demnach zu diesem Zeitpunkt von einer Priorin geleitet, was auf eine Verbindung zu den Dominikanern schließen lässt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Schwestern die Drittordensregel der Dominikaner von 1405 angenommen hätten. Die Klause wird nochmals 1454 erwähnt, danach verlieren sich ihre Spuren.
Im Zuge der Katholischen Reform fasste Graf Eitelfriedrich IV. von Hohenzollern-Hechingen 1580 den Plan, die abgegangene Klause des Dominikanerordens in Rangendingen zu erneuern. Bis 1604 ließen er und seine zweite Gattin Sybille von Zimmern das Kloster wieder instand setzen und statteten es neu mit Gütern aus. In einem Freiheitsbrief vom 8. April 1604 befreite er das Kloster von allen Abgaben und Lasten, gleichzeitig verpflichtete er die Klosterfrauen für seine Familie Fürbitte zu leisten und errichtete dafür eine ewige Jahrzeitstiftung. Auch während der Wirren des 30-jährigen Krieges durften die Schwestern auf die Hilfe des Landesherrn zählen. Gegen die Ausrichtung einer weiteren Jahrzeitstiftung verzichtete er auf die Zahlung von fünf Gulden Frongeld. 1650 konnten die Klostergebäude erweitert und in den darauf folgenden Jahrzehnten das Klostervermögen durch Zukäufe vergrößert werden.
Das Kloster Rangendingen wird im 18. Jh. in den Akten der süddeutschen ("sächsischen") Provinz des Dominikanerordens als eine Kongregation des Dritten Ordens des hl. Dominikus aufgeführt. Um der Zugehörigkeit zum Dominikanerorden auch sichtbaren Ausdruck zu verleihen, entschloss sich das Kloster zum Bau einer eigenen Klosterkirche. Die heute noch bestehende Kirche zum hl. Kreuz wurde in den Jahren 1752/54 errichtet und 1762 nach Fertigstellung der Innenausstattung von Weihbischof Graf Fugger feierlich konsekriert. Die Bauleitung war Christian Großbayer aus Haigerloch anvertraut worden. Er arbeitete möglicherweise nach Plänen des bayrischen Barockarchitekten Johann Michael Fischer (1691-1766), nach dessen Vorstellungen Großbayer die Wallfahrtskirche St. Anna in Haigerloch gebaut hatte. Die Kirche bildete den westlichen Flügel der Klostergebäude. An das rechteckige Kirchenschiff von gleicher Höhe wie Breite schließt gegen Süden der eingezogene Dreisechstel-Chor an. Im Dachstock des Kirchenschiffes waren die Zellen der Schwestern eingebaut. Dieser Zellentrakt war durch einen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden. Die Gestaltung des Innenraumes der Kirche erfolgte nach einem einheitlichen Gesamtentwurf. Er gehört zu den schönsten Beispielen der süddeutschen Kunst des Rokoko. Für die Stuckarbeiten zog man wahrscheinlich die Werkstatt des Wessobrunner Stuckators Johann Michael Feichtmayr aus Augsburg heran, für die geschnitzten Holzarbeiten, die aus Sparsamkeitsgründen nicht mehr marmoriert oder vergoldet wurden, den Sigmaringer Hofbildhauer Franz Magnus Hobs. Besonders hervorzuheben sind das geschnitzte Muschelwerkgitter der Nonnenempore, die Kanzel an der östlichen Langhauswand sowie das Schnitzwerk der Seitenaltäre. Das dominikanisch inspirierte Bildprogramm darf als repräsentativ für das Selbstverständnis der 1709 gegründeten süddeutschen (sächsischen) Ordensprovinz gelten. Die Kreuzigung Christi auf dem Bild des Hauptaltars nimmt Bezug auf den Titel der Kirche, die beiden Seitenaltäre zeigen einerseits die Rosenkranzspende der Mutter Gottes an den Ordenstifter Dominikus und die hl. Katharina von Siena als Patronin des Dritten Ordens, andererseits den hl. Thomas von Aquin zu Füssen der Mutter Gottes. Dargestellt sind auch die beiden anderen Ordensheiligen Petrus Martyr und Vinzenz Ferrer sowie der in Süddeutschland besonders verehrte Mystiker Heinrich Seuse mit dem Rosenkranznimbus. Mit Ausnahme der Tafel des Hochaltars sind alle diese Bilder signiert vom Maler F.C. Lederer.
Das schöne Bauwerk überstieg bei weitem die finanziellen Mittel des Klosters. Zur Abzahlung der Schulden musste Geld aufgenommen werden, Hofgüter verpfändet und 1774 sogar der Ordensgeneral um ein Darlehen von 5.000-6.000 Gulden angegangen werden, damit sich die Klosterfrauen weiterhin einen Beichtvater aus dem Orden halten konnte. Trotzdem wurde am 25. Februar 1775 auf Betreiben des Landesfürsten die Beichtvaterstelle aufgehoben. Der Provinzialmeister der süddeutschen ("sächsischen") Provinz unterstellte daraufhin die Schwestern der Seelsorge des zuständigen Ortspfarrers von Rangendingen. Die Verschuldung nahm aber weiter zu, obwohl die Provinzialleitung immer wieder zu Hilfe kam. 1782 ernannte die Ordensleitung den Prior von Gmünd und späteren Beichtvater der Dominikanerinnen von Stetten als Wirtschaftsverwalter. Dies hatte zur Folge, dass Rangendingen von nun an als ein Zubehör zu Stetten angesehen wurde, was wiederum den Schwestern missfiel. Sie baten ihren Landesherrn in einem Schreiben vom 4. April 1798, er möge sie von der "Dominikaner-Herrschaft" befreien und ihnen gestatten, in Rangendingen zu bleiben und nicht nach Stetten gebracht zu werden. Diesem Wunsch wurde aber nicht entsprochen. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 hatte den Landesherren den Einzug geistlicher Besitzungen gestattet. Gestützt darauf schritt Fürst Hermann Friedrich Otto von Hohenzollern-Hechingen am 25. November gleichen Jahres zur endgültigen Besitznahme des Klosters Rangendingen. Die Schwestern wurden mit Pensionen abgefunden und am 18. September 1804 nach Stetten überführt. Die leer stehenden Klostergebäude gingen 1807 für 1.600 Gulden an die Gemeinde Rangendingen über, die sie gleich wieder an Privatleute veräußerte. 1812 kaufte die Gemeinde jedoch die zum Abbruch freigegebenen Baulichkeiten wieder zurück. Heute bilden die 1976-1978 renovierte Klosterkirche und das zum Rathaus umgebaute Konventgebäude den baulichen Mittelpunkt der Gemeinde.
MARTINA WEHRLI-JOHNS     
LITERATUR
-<KDH Hechingen> 252, 254-259.
- A. WALZ: Statistisches über die Süddeutsche Ordensprovinz (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutschland 23). Leipzig 1927, 13, 18, 40.
- F. HAUG / J. A. KRAUS: Urkunden aus dem Kloster Gandental. In: <HJh> 16 (1956), II. Teil.
- DIES.: Urkunden aus dem Kloster Gnadental. In: <HJh> 17 (1957), Schluss.
- Klosterkirche Rangendingen. Hrsg. v. der Gemeindeverwaltung Rangendingen. O. O. 1980.
- 1200 Jahre Rangendingen. Heimatbuch. Hrsg. v. der Gemeinde Rangendingen. Hechingen 1995, 198-201.
- O. WERNER: Die Säkularisation der Klöster Stetten im Gnadental und Zum Heiligen Kreuz in Rangendingen. In: <ZHG> 38/39 (2002/2003) 203-293.
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