Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster Weiler - Geschichte
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Abbildung  Button Das ehemalige Dominikanerinnenkloster in Weil auf einer Karte von 1741.
1230 ließ sich eine Gruppe von Laienschwestern aus Esslingen im nahegelegenen Weiler nieder, um dort ein Kloster zu errichten. Ihr Vorhaben wurde wahrscheinlich von einer adligen Stifterpersönlichkeit unterstützt, die in den Quellen aber nicht hervortritt. Im Jahr 1236 stellte Gregor IX. das Kloster unter den Schutz des Hl. Stuhls. 1240 nahm König Konrad IV. die Neugründung in den Schirm des Reiches und beauftragte den Schultheiß von Esslingen und den Vogt der Achalm mit der Ausübung. Am 9. September 1245 wurde das nach der Augustinerregel lebende Kloster von Papst Innozenz IV. dem Predigerorden inkorporiert und der Aufsicht des Priors von Esslingen unterstellt. Im folgenden Jahr erteilte Bischof Konrad von Konstanz die Erlaubnis für eine eigene Kaplanei. Die bescheidene Grundausstattung des Klosters konnte im Verlauf des 13. und 14. Jh. durch Zuwendungen von Seiten des Adels und des Esslinger Patriziats erweitert werden. Die Schwestern kamen vorwiegend aus Familien des Niederadels und des Esslinger Bürgertums. Auf Geheiß der Ordensleitung musste 1362 ihre Höchstzahl auf 70 beschränkt werden. Infolge der Rivalität zwischen der Reichsstadt Esslingen und dem Haus Württemberg war das Kloster in seiner Entwicklung zeitweilig stark beeinträchtigt. Spätestens zu Beginn des 15. Jh. befand sich Weiler unter württembergischer Schirmherrschaft. Zur Festigung der Aufsichtsrechte über seine Klöster unterstützten die Grafen von Württemberg die Reformbemühungen der observanten Richtung im Predigerorden. Nachdem in Weiler 1447 ein erster Versuch am Widerstand der Esslinger Prediger gescheitert war, brachte 1473 die Gründung des observanten Predigerkonvents in Stuttgart durch Graf Ulrich den Umschwung. 1476-1478 wurde Weiler von Stuttgart aus der Reform zugeführt. Der bekannte Ordenschronist Johannes Meyer war zuständig für die Auswahl geeigneter Schwestern aus dem Straßburger Kloster St. Margaretha. Unter ihrer Leitung erlebte Weiler eine kurze Blütezeit, von der drei Handschriften der Landesbibliothek Stuttgart Zeugnis ablegen. Das so genannte Weiler Schwesternbuch hingegen, eine um 1450 überlieferte Textsammlung über die Begnadung einzelner Schwestern aus der Anfangszeit des Klosters, hat sich in Weiler selbst nicht erhalten. 1553 gab Herzog Christoph gegen den Willen der Schwestern den Befehl zu Annahme der Reformation, 1592 verstarb die letzte Klosterfrau, Priorin Barbara Morlockin.
MARTINA WEHRLI-JOHNS     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 504f. (M. WEHRLI-JOHNS).
- <KB Esslingen> I, 474-479.
- <WLB> Cod. fol. hist. 230; Cod. brev. 59; Cod. theol. et phil. 23.
- S. UHRLE: Das Dominikanerinnenkloster Weiler bei Esslingen (1230-1571/92) (<VKBW.B> 49). Stuttgart 1968.
- Esslingen im Mittelalter, Katalog der Ausstellung des Stadtarchivs Esslingen im Alten Rathaus. Esslingen 1976, 57-60.
- D. STIEVERMANN: Landesherrschaft und Klosterwesen im spätmittelalterlichen Württemberg. Sigmaringen 1989.
- P. DINZELBACHER: 'Weiler Schwesternbuch'. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. <Verfasserlexikon> 10 (1998) 801-803.
- K.FAST (Hg.): Zwischen Himmel und Erde. Klöster und Pfleghöfe in Esslingen : eine Ausstellung der Städtischen Museen und des Stadtarchivs Esslingen am Neckar in der Franziskanerkirche Esslingen, 27. September 2009 bis 31. Januar 2010. Begleitpublikation im Namen der Stadt Esslingen am Neckar. Petersberg 2009.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 539: Weil
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 102/81: Geistliche Lagerbücher: Kloster Weil (Weiler) bei Esslingen
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 250: Diplomatare
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 169: Esslingen, Reichsstadt
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