Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster Steinheim - Geschichte
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Die Gründung des Kloster geht auf eine Initiative von Graf Ulrich I. von Württemberg zurück. Sein Vasall Bertold von Blankenstein versprach 1251 Papst Innozenz IV. die Stiftung eines Klosters, um mit Elisabeth von Steinheim die Ehe schließen zu dürfen. 1254 bestätigte Bischof Heinrich von Speyer die Gründung des Nonnenklosters Mariental im Dorf Steinheim; der Konvent erhält die Augustinusregel. Die damals wohl schon vorgesehene Inkorporation in den Dominikanerorden wurde 1261 von Papst Urban IV. verfügt; das an der Gründung bereits beteiligte Esslinger Dominikanerkloster erhielt die Paternität. Das Gründungsgut, darunter das Patronat der Pfarrkirche Steinheim, stammte aus dem Besitz der Elisabeth von Steinheim. Markgraf Rudolf von Baden verkaufte 1255 den Freihof Steinheim an das neu gegründete Kloster.
Das Kloster erwarb umfangreiche Güter in der näheren Umgebung, 1271 auch die Vogtei über den Ort Steinheim. Zur Abwehr der württembergischen Ansprüche begab sich der Konvent 1294 unter den Schutz des Reichs; König Adolf von Nassau erhob auch den Ort Steinheim zur Reichsstadt. 1303 erklärte Papst Benedikt XI. das Kloster für exemt. Die Reichsvogtei wechselte ab etwa 1340 durch Verpfändung, 1422 gelangte sie an die Grafen von Hohenlohe.
Die Vorsteherin des Konvents führte den Titel der Priorin, an weiteren Ämtern waren nur die Subpriorin und die Schafferin belegt. Die Nonnen entstammten niederadligen und bürgerlichen Familien vornehmlich des mittleren Neckerraums.
1478 wurde das Kloster durch den Stuttgarter Dominikaner Johannes Pruser reformiert. Damals bestand der Konvent aus 14 Nonnen. Aus Unterlinden in Colmar kamen weitere Nonnen, darunter die neue Priorin Ursula von Ramstein. 1525 war Steinheim das zweitreichste Frauenkloster der Region.
Herzog Christoph von Württemberg versuchte ab 1552, seinen Herrschaftsanspruch auf Kloster und Ort Steinheim militärisch durchzusetzen und die Reformation einzuführen. Konvent und Bürgerschaft leisteten Widerstand; jedoch blieb auch ein Schutzbrief Kaiser Ferdinands I. von 1559 ohne Wirkung. Bei der gewaltsamen Einführung der württembergischen Klosterverwaltung 1559/60 bestand der Konvent aus 25 Nonnen und sieben Laienschwestern, er blieb weiterhin katholisch. 1571 lebten noch 18 Konventualinnen und drei Novizinnen in Steinheim. Erst nach 1574 verließen die meisten Nonnen das Kloster, 1582 blieb es nach dem Tod der letzten, verbliebenen Dominikanerin unbewohnt.
Die württembergische Klosterhofmeisterei benutzte nur die Wirtschaftsbauten. Die Kirche wurde zunächst Lagerraum, nach einem Hochwasserschaden 1595 diente sie bis 1643 als evangelische Pfarrkirche. Die Restitution des Klosters an Österreich 1629-1631 führte nicht zur Wiederbesiedlung durch Ordensleute. 1643 brannten Kirche und innere Klausur nach dem Abzug einer militärischen Besatzung bis auf geringe Mauerreste ab. Die württembergische Verwaltung ließ 1650 lediglich den Ostflügel wieder aufbauen.
Nach der Auflösung der Klosterhofmeisterei 1807 wurde das gesamte Areal parzelliert und mit Wohnhäusern überbaut; von den Wirtschaftsgebäuden ist heute nur noch die Kelter erhalten. 1983-1988 fanden umfangreiche Grabungen statt, die zuvor geplante Überbauung von Kreuzgang und Klausur unterblieb. 1999 wurde in der neu überbauten Kirchenruine das »Museum für Kloster- und Stadtgeschichte« eröffnet.
Das Kloster übernahm 1254 die monumentalen Gebäude des markgräflichen Freihofs am Westrand von Steinheim und erweiterte sie zur vierseitigen Klausur. Die frühgotische Klosterkirche ist deshalb nicht genau nach Osten ausgerichtet. Es war eine schlichte, langgestreckte Saalkirche mit polygonalem, von Strebepfeilern gegliederten Altarhaus; der Chor der Nonnen befand sich im Langhaus und wurde erst im Spätmittelalter auf eine Empore verlegt. Der Kreuzgang war ungewöhnlich groß. Umfangreiche Baumaßnahmen fanden nach der Klosterreform von 1478 statt; 1500/03 wurde das Dormitorium mit 55 Zellen neugebaut. Nach 1643 weitgehende Niederlegung der Brandruinen, 1980 Abbruch des 1650 wieder aufgebauten Ostflügels. Nur von der Kirche blieben schmucklose Mauerreste bewahrt. Zahlreiche Grabplatten sind erhalten oder überliefert. Die Ausgrabungen haben aussagekräftige Befunde zur Baugeschichte, zur Nutzung des Klausurwestflügels, zur Wasserversorgung (Fernwasserleitung) und zu ungewöhnlichen Heizanlagen erbracht; wichtig ist auch ein großer Komplex von spätmittelalterlichen Glasgefäßen.
MATTHIAS UNTERMANN     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 463f. (M. UNTERMANN).
- <KDW I> OA Marbach, 407.
- K. SENFTLEBER: Die Geschichte des Klosters Marienthal zu Steinheim an der Murr. Zulassungsarbeit 1953. Manuskript im Stadtarchiv Steinheim. Beiträge zur Heimatkunde, Steinheim.
- B. THEIL: Steinheim vom 8. bis zum 18. Jahrhundert. In: Steinheim an der Murr. Steinheim 1980, 53-146.
- M. UNTERMANN: Kloster Mariental in Steinheim an der Murr (Führer zu archäologischen Denkmälern in Baden-Württemberg 13). Stuttgart 1991.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart A 524: Steinheim
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 102/71: Heistliche Lagerbücher: Kloster Steinheim an der Murr
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 14 Bd. 237: Diplomatare
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