Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerkloster Hedingen - Geschichte
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Fürst Johann von Hohenzollern-Sigmaringen, Sohn des Grafen Karl, der die Aufhebung des Dominikanerinnenklosters Hedingen bewirkt hatte, wollte hier wieder ein Kloster entstehen lassen. In Frage kam nur ein Bettelkloster, da der Grundbesitz des früheren Klosters verteilt worden war. Die Bemühungen, zu Ehren des 1622 ermordeten P. Fidelis von Sigmaringen eine Niederlassung der Kapuziner zu errichteten, scheiterten. Es gelang aber, Franziskaner der von der Straßburger Provinz abgetrennten, neu errichteten Bayerischen Reformatenprovinz zu gewinnen. Am 14. September 1624 richtete P. Ambrosius von Galbiato in Gegenwart des Fürsten und des Kardinals Eitelfriedrich von Hohenzollern in Hedingen zum Zeichen der Besitznahme das Kreuz auf. 1773 wechselte Hedingen von der Bayerischen zur Tiroler Franziskanerprovinz. Letztere hatte mit dem Fürsten in Sigmaringen, der sich wiederholt in die Auswahl der Oberen und die innere Klosterverfassung einmischte, manchen Streit. Die Personalstärke lag anfangs bei etwa 15 Mönchen und stieg bis auf 29 an. 1776 reduzierte der Fürst den Konvent auf 20 Personen. 1783 wechselte das Kloster in die vorderösterreichische Provinz und erhielt 15 Patres sowie fünf Brüder.
Erst 1816 vollzog der Fürst von Hohenzollern die Aufhebung (Säkularisation) des Klosters, die Mönche bekamen eine Pension. Viele Patres verließen das Kloster und wirkten fortan als Weltgeistliche. Die Brüder traten ebenfalls freiwillig aus und zogen zu Verwandten. Mit dem Tod des letzten Guardians, P. Xaver Walter, am 7. Dezember 1824 in Hedingen, erlosch der Konvent. Von 1818 bis 1893 befand sich im ehemaligen Klostergebäude das fürstliche, seit 1850 preußische Gymnasium, aus dem das heutige Hohenzollern-Gymnasium hervorgegangen ist. Danach fand das Klostergebäude Verwendung für fürstliche Behörden und Wohnungen.
Die Franziskaner leisteten von Anfang an Aushilfe in Sigmaringen, weiteren Pfarreien der Umgebung und vor allem in Pfullendorf. Von 1715 bis 1765 unterhielt der Konvent ein Philosophiestudium in Hedingen - auch mit weltlichen Studenten - und betrieb seit 1770 eine öffentliche Lateinschule, die 1776 zum Gymnasium ausgebaut wurde und bis 1806 bestand. Das Kloster hatte eine Bibliothek mit theologischen, philosophischen und geschichtlichen Werken, deren Reste über die Kapitelsbibliothek Sigmaringen in die Erzabtei Beuron gelangten.
Als die Franziskaner 1624 einzogen, stand noch die mittelalterliche Klosteranlage. Der Fürst ließ eine Antoniuskapelle mit fürstlicher Gruft anbauen. Nach Abbruch der Kapelle 1680 wurde die Gruft unter den Hochaltar verlegt. 1680-1682 ließen die Franziskaner mit finanzieller Unterstützung der Hohenzollern und weiterer Wohltäter durch den Sigmaringer Hofmaurer Hans Dürrheimer im Geist des Bettelordens die neue Kirche St. Johann Baptist errichten. Matthäus Zehender aus Mergentheim schuf drei Altarbilder. Die 1715 an die Kirche angebaute Marienkapelle wurde 1747 von Johann Martin Schneider aus Baach/Zwiefalten erneuert, von Nikolaus Schüz aus Landsberg/Lech stuckiert und vom Sigmaringer Bildhauer Franz Magnus Hops ausgestattet. Ab 1859 nahmen die Sigmaringer Baumeister Wilhelm und Josef Laur im Auftrag des Fürsten einen Umbau der Kirche mit Erstellung von drei Altären vor, die vom Horber Altarbauer Johann Nepomuk Meintel stammten. Gleichzeitig erhielt die Kirche das neue St. Fidelis-Patrozinium. 1867 fertigte der Düsseldorfer Historienmaler Heinrich Mücke eine für das Haus Hohenzollern bedeutsame Bildfolge. Wegen der beengten Verhältnisse in der Gruft ließ der Fürst ab 1889 nach Renaissance-Vorbildern in Italien durch Hofbaurat Johannes de Pay und den Münchner Architekten Emanuel von Seidl den barocken Chor durch einen mächtigen Kuppelbau ersetzen, unter dem sich die neue fürstliche Gruft befindet. Den Hochaltar aus Carrara-Marmon fertigte Francesco Dorigo aus Venedig. Gleichzeitig wechselte das Patrozinium zur "Erlöser-Kirche". Der Kuppelraum besticht heute noch durch seine prachtvolle Mosaiktechnik.
KARL WERNER STEIM     
LITERATUR
-<AFA> 9 (1963) 29-66 (M. HEINRICHSPERGER).
- K. W. STEIM: Das Kloster Hedingen (Sigmaringen). In: E. E. WEBER: Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen, Band 9). Lindenberg 2005, 501-549.
- P. KEMPF: Hedinger Kirche Sigmaringen. Sigmaringen 2011.
QUELLEN
-Staatsarchiv Sigmaringen FAS DS 32 T 1: Kloster Hedingen
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