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Franziskanerinnenkloster Weingarten - Geschichte
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Das Einkünfteverzeichnis der Benediktinerabtei Weingarten von 1269 nennt drei Schwesternkonvente in Altdorf (heute Weingarten): Das Kloster in Langenlachen, die Schwestern im Toggenried und den Konvent hinter dem Friedhof. Wahrscheinlich handelte es sich hierbei um Beginengemeinschaften. Diese drei Gemeinschaften wurden im Steuerverzeichnis des Jahres 1275 nicht mehr erwähnt, sondern nur noch ein einziges Frauenkloster in Altdorf, dessen Ordenszugehörigkeit - wie ausdrücklich in der Quelle vermerkt - zu diesem Zeitpunkt noch nicht geklärt war. Als Gründer galt später der Abt des Klosters Weingarten Hermann von Bichtenweiler (1266-1299). Wie es scheint, wurden die drei Beginengemeinschaften durch ihn zu einer regulierten Sammlung zusammengeführt. Als der Konvent 1284 ein Haus an der Scherzach kaufte, hatte er sich bereits dem Franziskanerorden angeschlossen. Um 1320 wurde die Dritte Regel des Franziskanerordens förmlich angenommen.
Die Schwestern entstammten zumindest im 13. und 14. Jh. teilweise auch dem Niederadel. Bis zu 16 Schwestern lebten in der Klause. Für die Pfarrkirche erledigten die Schwestern die Wäsche. Außerdem wird vom Handel mit Kerzen berichtet. Das Terziarinnenkloster wurde von einer Meisterin, Mutter genannt, geleitet. Es unterstand zunächst der Seekustodie der Straßburger Franziskanerprovinz und nach dem Bauernkrieg dem Konstanzer Bischof. Der Beichtvater des Klosters gehörte anfangs den Franziskanern von Lindau an. Mit der geistlichen Betreuung wurde 1534 die Abtei Weingarten vom Konstanzer Bischof beauftragt, als 1528 die letzten Minoriten aus dem reformierten Lindau weggezogen waren.
Der Grundbesitz der Sammlung war bescheiden. Als einziges bedeutenderes Gut lässt sich ein Hof bei Ottershofen nachweisen, welcher aber schon 1482 wieder verkauft werden musste. Das 1527 angelegte Güterverzeichnis weist nur wenig Grundbesitz und geringe Zinseinkünfte aus. Die meisten Äcker wurden ab 1596 der Abtei Weingarten zur Verwaltung überlassen. Die Sammlung war in das Dorf Altdorf integriert und wurde dort zur Steuer herangezogen.
Während des Bauernkrieges mit seinen klosterfeindlichen Strömungen flohen die Schwestern und verstarben im Exil. Die Wiederbelebung der Klause musste vom Abt des Klosters Weingarten und vom Konstanzer Bischof gegen den Willen des Altdorfer Magistrats und der Landvogtei in Schwaben durchgesetzt werden. Im Jahr 1527 bezogen vier Schwestern aus Konstanz und aus Bergheim den verlassenen Konvent. In einem Vertrag mit der neuen Meisterin bei deren Eintreffen 1527 sicherte sich die Landvogtei und der Rat von Altdorf umfassende Rechte über die wieder neu begründete Klause. Erst durch kirchliche Strafmaßnahmen des Bischofs gegen den Altdorfer Magistrat und durch Fürsprache Erzherzog Ferdinands konnte die Sammlung mit einem neuen Vertrag im Jahr 1588 von dem sie einengenden Vertrag von 1527 befreit werden.
Die Sammlung fiel im Jahr 1782 den josephinischen Klosteraufhebungen zum Opfer. Die Schwestern, die mit einer kleinen Rente abgefunden wurden, mussten ausziehen. Die Gebäude wurden an Altdorfer Bürger versteigert. Der Erlös wurde in einem Religionsfonds angelegt. Am 10. Februar 1830 starb die letzte ehemalige Schwester der Altdorfer Franziskaner-Terziarinnen.
Ein kleines, bescheidenes Kirchlein wurde 1608 erstellt und in der ersten Hälfte des 18. Jh. schön ausgestattet. Das erneuerte Klausurgebäude wurde 1686 fertiggestellt. Um das Jahr 1770 wurde ein Gasthaus im Garten hinter der Sammlung und ein dreistöckiges Dienstbotenhaus an der Ostseite des Klosters errichtet. Die Gebäude und die Kapelle wurden nach der Säkularisation zu Wohnhäusern umgewandelt. Im Jahr 1947 brannte das Sammlungsgebäude teilweise nieder und wurde von der Stadt Weingarten treuhänderisch wieder aufgebaut.
ANDREAS BUTZ     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 505f. (A. BUTZ).
- <AFA> 8 (1962) 132-179.
- <KDW Ravensburg> 155.
- A. WILTS: Beginen im Bodenseeraum (Bodensee-Bibliothek 37). Sigmaringen 1994, 302-305.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 556 a: Sammlung Altdorf
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 219: Lagerbücher der Klöster und Stifte: Allerheiligen-Augsburg
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