Klöster in Baden-Württemberg
Orden   Ritterorden   Johanniter   Klöster im Landkreis Schwäbisch Hall   
Johanniterkommende Schwäbisch Hall - Geschichte
  Zurück
Die Johanniterkommende in Schwäbisch Hall wurde wahrscheinlich im letzten Jahrzehnt des 12. Jh., im Anschluss an den Dritten Kreuzzug, gegründet. Genaue Nachrichten allerdings fehlen. Auch die baugeschichtliche Untersuchung der Johanniterkirche weist erst in die Anfangsjahre des 13. Jahrhunderts.
1249 übernahm die Kommende das 1228 erstmals erwähnte städtische Spital, wobei sich die Johanniter zur Aufnahme von maximal 20 Kranken verpflichteten, dauerhaft Behinderte (wie Blinde und Lahme) sowie chronisch Kranke waren von der Versorgung ausgeschlossen. Im Gegenzug erhielt die Kommende das Vermögen des Spitals, worunter vor allem die Nutzungsrechte an zwei Sieden erwähnenswert waren.
In den folgenden Jahren bekam die Kommende zahlreiche Zuwendungen von den adligen Familien der näheren und weiteren Umgebung (u. a. Herren von Krautheim, von Hohenlohe, von Bielriet, von Limpurg, von Heimberg), die zu einer erheblichen Ausweitung ihres Besitzes führten. Zukunftsweisend wurde der Erwerb des Patronats über Affaltrach 1289 von den Herren von Walldürn bzw. den Grafen von Löwenstein, mit dem die Haller Kommende in einer Gegend Fuß fasste, in der später der Schwerpunkt ihrer Besitzungen liegen sollte. Weitere Erwerbungen in Affaltrach und Umgebung folgten unmittelbar. Auch in Hall und seinem Umland gelangen weitere Erwerbungen - so besonders in Gottwollshausen, Gliemen und Eltershofen.
Die Kommende unterhielt enge Beziehungen zum fränkischen Adel und zu den adligen Familien der Stadt Schwäbisch Hall, zu deren bevorzugtem Begräbnisplatz die Johanniterkirche wurde.
Die Kommende Hall gehörte zum Großpräzeptorat Franken und unterstand der "Ordenszunge" Deutschland. Die Leitung der Kommende lag bei den Komturen, deren Namen ab 1249 überliefert sind. In seiner Abwesenheit amtierte ein Prior als Leiter. 1249 gehörten anscheinend drei Brüder der Kommende an, 1317 waren es zehn.
Im 15. Jh. sind drei ständige Geistliche an der Johanniterkirche bezeugt, die aus dem Orden selbst stammten. Drei war auch die Zahl der nachweisbaren Altäre in der Kirche, die St. Johann Baptist, St. Johann Evangelist, Michael, Georg und Katharina geweiht waren.
1317 wurde das Spital in städtische Regie übernommen. Die 1249 von der Stadt an die Johanniter übergebenen zwei Siederechte erhielt die Kommune zurück.
Neben der schon erwähnten Rolle der Johanniterkirche als einer der bevorzugten Begräbnisplätze des Haller Adels waren Jahrtagsstiftungen bedeutend. Das Anniversar der Kommende vom Ende des 15. Jh. umfasste 226 Eintragungen aus einem Zeitraum von knapp 200 Jahren. Durch ein Privileg Kaiser Karl IV. hatte die Kommende Asylrecht erhalten.
1495 lebten außer dem Komtur noch drei Ordenskapläne in der Kommende. Als Bedienstete waren ein Koch und ein Diener angestellt. Der jährliche Gewinn betrug 213 Gulden, von denen 38 Gulden als Ordenssteuer nach Rhodos abgeführt wurden.
Die spätmittelalterliche Entwicklung der Kommende verlief in ruhigen Bahnen, was sich erst mit dem Übergang der Stadt zur Reformation änderte. 1534 schloss der Rat der nunmehr protestantischen Stadt die Johanniterkirche für den katholischen Gottesdienst, der bis dahin noch regen Zulauf vor allem aus den Reihen der "Geschlechter" gefunden hatte. 1543 wurde ein evangelischer Pfarrer an St. Johann (und Gottwollshausen) eingesetzt. Um 1600 verlegten nach erneuten Streitigkeiten mit der Stadt die Komture ihren Sitz nach Affaltrach, wobei die Kommende nun den Namen Hall-Affaltrach annahm. 1805 übernahm Württemberg auch diese Besitzungen der Johanniter.
Die Kirche der Johanniterkommende in Hall war ursprünglich Filial der Kirche in Gottwollshausen, die dem Orden inkorporiert war, und wurde erst später zur Pfarrkirche erhoben. Eine erste Kirche dürfte in den ersten Jahrzehnten des 13. Jh. errichtet worden sein. 1385 bis 1404 wurde St. Johann in gotischem Stil erneuert. 1495 gehörten nur 50 Kommunikanten zur Kirche. Bis 1812 blieb St. Johann Pfarrkirche, wurde dann profaniert, von der Stadt angekauft und in ein Magazin verwandelt. Später diente sie als Turnhalle und Vortragssaal. Heute dient sie als Probenraum für die Freilichtspiele und es finden Ausstellungen in ihr statt.
Das Gebäude der Kommende wurde 1502 durch den Komtur Friedrich von Enzberg erneuert. Baulichkeiten und Garten wurden 1810 vom Staat an einen Privatmann verkauft, der im Hauptgebäude die Gastwirtschaft zum "Ritter" einrichtete. Der Garten wurde im Laufe des 19. und 20. Jh. mit Brauereigebäuden überbaut. Heute steht ein Ladenzentrum an Stelle des Gartens, im Hauptgebäude ist ein Kaufhaus untergebracht.
ANDREAS MAISCH     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 451f. (A. MAISCH).
- <KB Schwäbisch Hall> II, 354.
- <KDW III/1> OA Hall, 529f., 715, 719.
- W. G. RÖDEL: Ehemalige Ordenshäuser der Johanniter in Baden-Württemberg: Schwäbisch Hall. In: Der Johanniterorden in Baden-Württemberg 76 (1988) 12-18.
- E. KAUM: Das Johannesspital in Schwäbisch Hall bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Schwäbisch Hall 9). Schwäbisch Hall 1998.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 352: Johanniterorden, Selektbestand
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 354: Hall-Affaltrach, Johanniterkommende
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 360: Johanniterorden, Amtsbücher
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 218: Lagerbücher des Johanniterordens
-Generallandesarchiv Karlsruhe 89: Heitersheim Generalia
Seitenanfang