Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Kleinkomburg - Geschichte
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Die Kirche St. Ägidien (St. Gilgen, St. Ilgen) wurde 1108 von Graf Heinrich von Komburg-Rothenburg, einem Bruder des Gründers von Kloster Komburg, gestiftet. Der noch bestehende Bau bestätigt dieses Gründungsjahr. Sehr unsichere Überlieferungen des 16. Jh., aber auch eine Urkunde von 1291, sprechen von einem Frauenkloster ("magistra, dominae") in Kleinkomburg. Bauliche Hinweise darauf gibt es nicht. Denkbar aber ist, dass zeitweise einzelne Frauen oder kleine Frauengruppen dort lebten.
Schon 1248 bestand eine komburgische Propstei ("ecclesia") Kleinkomburg, bei der 1265 ein Jahrmarkt abgehalten wurde. Acht Komburger Mönche werden als Pröpste genannt. Die Einrichtung des Chorherrenstifts Komburg 1488 bedeutete das Ende der Propstei Kleinkomburg. Der Komburger Dekan Erasmus Neustetter stiftete 1594 hier ein kleines Spital für "arme, ehrliche und fleißige" Stiftsuntertanen.
1682 holte Dekan Johann Heinrich von Ostein Kapuzinermönche nach Komburg und überließ ihnen 1684 die Kirche und die dazugehörenden Bauten in Kleinkomburg als Hospiz. Das Kapuzinerhospiz wurde 1713 zum Kloster erhoben, das keinen Eigenbesitz hatte, sondern seinen Unterhalt vom Ritterstift bezog. Die Hauptaufgabe der Kapuziner bestand in Predigt und Seelsorge zur Unterstützung der Geistlichen in den komburgischen Pfarreien, vor allem in der weit ausgedehnten Pfarrei Steinbach. Sie wirkten außerdem als Prediger und Beichtväter für die Angehörigen des Ritterstifts. Hinzu kam die Betreuung der Wallfahrt auf dem Einkorn und ganz allgemein die Rückgewinnung der Menschen in der Umgebung des Stifts für den katholischen Glauben.
Bei seiner Aufhebung 1803 bestand der Konvent aus sieben Patres und vier Brüdern, die in der Mehrzahl im Sammelkloster in Ellwangen unterkamen. Die Gebäude fielen zunächst an Württemberg und nach 1821 an die katholische Kirchenstiftung Steinbach. Sie dienten 1849-1867 als Mutterhaus einer Schwesternkongregation und bilden seit 1867 einen Teil der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall.
Die Kirche von Kleinkomburg, im ersten Viertel des 12. Jh. nach dem Vorbild von St. Aurelius in Hirsau errichtet, gehört zu den hervorragendsten romanischen Sakralbauten im Land. Unbekannt blieb bisher, welche Gebäude sich unmittelbar an die Kirche anschlossen. Der um 1450 als Wohnung des Propstes von Kleinkomburg konzipierte so genannte Offiziantenbau wurde 1684 für die Kapuziner aufgestockt. Gleichzeitig bekam die Kirche eine neue barocke Innenausstattung. Das wohl von Johann Heinrich Schönfeld (1609-1684) geschaffene Hochaltarblatt überstand als einziges barockes Kunstwerk die Reromanisierung der Kirche 1877. Eine große Stiftung des Komburger Chorherren Ignaz von Pfürdt ermöglichte den Kapuzinern 1711-1713 einen Klosterneubau auf der Nordseite der Kirche. Als Architekt wirkte Josef Greissing, der Erbauer der Stiftskirche Komburg. Die gründliche Sanierung und sorgfältige Restaurierung der gesamten Anlage in den Jahren 1966-1972 versetzte Kleinkomburg in den heutigen hervorragenden Bauzustand.
RAINER JOOSS     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 315f. (R. JOOSS).
- <GermBen> V, 351-358 (R. JOOSS).
- <KB Schwäbisch Hall> I, 121f.
- <KDW III/1> OA Hall, 635-645.
- H. MÜLLER: Geschichte des Ritterstifts Komburg. In: <WJbb> 1/1901, 11-39.
- E. HAUSE: Die Geschichte der Kleinkomburg und das Bauen des Kapuziner-Ordens. Stuttgart 1974.
- R. JOOSS: Kloster Komburg im Mittelalter. Studien zur Verfassungs-, Besitz- und Sozialgeschichte einer fränkischen Benediktinerabtei. Sigmaringen 1987.
- E. SCHRAUT (Hg.): Die Comburg. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Sigmaringen 1989.
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