Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Weil der Stadt - Geschichte
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Die Gründung des Klosters erfolgte 1640 durch die Schweizerische Kapuzinerprovinz auf Bitten des Stadtpräfekten Johann Holzing mit Antrag des Magistrats unter Zustimmung der Bürgerschaft der Reichsstadt. Der Provinzialminister Matthias von Herbstheim von Reichenau entsandte zwei Brüder nach Weil der Stadt. Dort erhielten die Kapuziner einen Garten, wo ihnen zunächst ein hölzernes Häuschen als Hospiz diente, als Geschenk 1640 von Freifrau Anna Adelheid von Au und 1665 von Baronin Jakobea von Laemingen, geborene Freifrau von Au. Bei der Brandschatzung der Stadt 1648 durch die Franzosen blieb das Hospiz verschont. Nach der erfolglosen Einmischung des lutherischen Herzogs von Württemberg beim Wiederaufbau der Stadt erhob Papst Innozenz X. 1650 das Hospiz zur apostolischen Missionsstation und die in Weil der Stadt stationierten Patres zu apostolischen Missionaren. 1668 wurde die Niederlassung der neu gebildeten Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz zugeteilt. Bau und Ausstattung des Hospizes und der Kirche waren bescheiden. Bauliche Erweiterungen geschahen 1701-1703. Der Einbau der Seitenaltäre in der vergrößerten Kirche erfolgte 1715.
Den Kapuzinern oblagen der Konvertitenunterricht, die Predigt und die Orts- und Diasporaseelsorge in Stadt und weiter Umgebung, nicht zuletzt im Sinne der Missionierung unter dem Aspekt der Rekatholisierung unter den Lutheranern. Bei kriegerischen und epidemischen Heimsuchungen der Stadt übten Kapuziner Kranken- und Militärseelsorge aus. 1663 vermittelten sie Weil der Stadt eine Rosenkranzbruderschaft.
Den Kapuzinern waren die in der Nähe bereits im Mittelalter niedergelassenen Augustiner-Eremiten unfreundlich eingestellt. Diese versuchten Erweiterung und Renovation von Hospiz und Kirche sowie die Vermehrung des Personalbestandes von 1667 bis 1715 zu verhindern. Die Römische Kongregation "De Propaganda Fide" entschied mit Unterstützung des Diözesanbischofs von Speyer zu Gunsten der Kapuziner. Auf Befehl von Kaiser Joseph II. wurde 1781 das Missionshospiz aus der Vorderösterreichischen Ordensprovinz herausgenommen und der neuen Schwäbischen Kapuzinerprovinz zugewiesen. 1802 verlor Weil der Stadt den Titel einer freien Reichsstadt. Dies bedeutete 1810 das Ende des Hospizes aufgrund des Aufhebungsbeschlusses der württembergischen Regierung. Noch im gleichen Jahr reisten die zwei letzten Patres nach Neckarsulm ins dortige Kapuzinerkloster. Das Kloster kam in Privatbesitz und die Kirche wurde in eine Scheune umgewandelt. Teilbestände der Kapuzinerbibliothek gelangten nach Stuttgart in die königliche Landesbibliothek.
CHRISTIAN SCHWEIZER     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 280.
- <Württ. Klosterbuch> 503 (CHR. SCHWEIZER).
- <KDW I> OA Leonberg, 310.
- B. MAYER: Kapuzinerhospiz Weil der Stadt. In: Helvetia Franciscana 12 (1973-1977) 394-402.
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