Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Markdorf - Geschichte
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Als die Kapuziner 1649 aus Ravensburg vertrieben worden, konkurrierten der Bischof von Konstanz und der Graf von Montfort, ihnen eine neue Niederlassung anzubieten. Der Bischof von Konstanz setzte sich durch und 1652 legte der Bischof selbst den Grundstein für den Bau des neuen Klosters in Markdorf am Bildbach westlich vor der Stadt. Dort befand sich eine um 1450 erbaute Wallfahrtskirche mit einem viel verehrten Gnadenbild der Schutzmantelmadonna und einer großen Bruderschaft. Die Kirche war der unbefleckten Empfängnis Mariens geweiht. Gegen Widerstände der Bürgerschaft wurde diese Wallfahrtskirche nun Klosterkirche der Kapuziner. Die spätgotischen Schreinaltäre wurden entfernt, die Kirche völlig neu ausgestattet. Der Glockenturm, der den Bauvorschriften der Kapuziner nicht entsprach, musste durch einen Dachreiter ersetzt werden. Ab 1655 weilten Kapuziner in Markdorf, 1659 gilt als offizielles Gründungsdatum. Im Kloster lebten stets zehn bis zwölf Patres, die die Wallfahrt an ihrer Kirche betreuten, in der Stadt und in 22 Orten der Umgebung in der Seelsorge aushalfen, jeden Samstag in der Wallfahrtskirche Allerheiligen auf dem Gehrenberg den Gottesdienst feierten und alle zwei Wochen einen Beichtvater in das Priesterseminar Meersburg entsandten. Die Markdorfer Kapuziner erreichten, dass die Franziskanerinnen-Terziarinnen in Bergheim die Regel der Kapuzinerinnen-Terziarinnen annahmen und 1692 in ihr neuerbautes Kloster in Markdorf übersiedelten. Die Kapuzinerpatres stellten fortan die Beichtväter und Visitatoren. Bis 1697 wurden die Novizen der Provinz in Markdorf ausgebildet. Da sie in diesem Kloster aber von allzu teuflischen Anfechtungen heimgesucht wurden, musste das Noviziat nach Waldshut verlegt werden. 1739 konnte es wieder nach Markdorf zurückkehren.
Einige regional bekannte Kapuziner wirkten in Markdorf, darunter der 1697 verstorbene Bruder des Konstanzer Bischofs Marquard Rudolf von Rodt, sowie ein seinerzeit bekannter Exorzist und mehrere Verfasser von erbaulichen Büchern. Einen Guardian des Klosters lobte der Ordenschronist, er sei "auf der Kanzel wie ein Paulus, auf dem Lehrstuhle als Lektor wie ein Thomas von Aquin, im Gebete wie ein Seraph, als Vorgesetzter wie ein Moses, als Definitor wie ein Salomon".
Nach einer Verordnung Josephs II. mussten 1781 aus der Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz alle Klöster ausscheiden, die nicht in vorderösterreichischen Territorien lagen. Sie schlossen sich zur Schwäbischen Provinz zusammen, der auch das im Hochstift Konstanz gelegene Markdorf angehörte. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss fiel auch das Kapuzinerkloster in Markdorf an den Deutschen Orden. Dessen Kommissar traf 1803 13 Patres und zwei Laienbrüder an, die regelmäßigen Jahreseinnahmen betrugen nur 790 Gulden, das Vermögen wurde auf knapp 6.000 Gulden geschätzt. Das Großherzogtum Baden hob das Kloster nicht auf, verbot aber Neueintritte. 1817 starb der letzte Pater, der letzte Laienbruder wurde 1821 in das Kapuzinerkloster Radolfzell versetzt. 1818 wurde die Kirche exsekriert, nach 1820 wurden Kirche und Kloster abgebrochen, das Gnadenbild der Schutzmantelmadonna kam auf den Hochaltar der nun Schutzmantelkapelle genannten Seitenkapelle der Pfarrkirche. Das vom Konstanzer Bischof gestiftete Hochaltarblatt der Klosterkirche hängt heute in der alten St. Vitus-Pfarrkirche in Friedrichshafen-Fischbach. Es zeigt die heilige Familie, die auch im Siegel des Klosters geführt wurde. Der hl. Josef verweist auf dem Altarblatt auf eine allerdings sehr gedunkelte Ansicht der Stadt Markdorf mit dem Kapuzinerkloster. An weiteren Teilen gelangten aus der Klosterkirche der Tabernakel in die Pfarrkirche Hasenweiler, in die Pfarrkirche Markdorf die Monstranz, in die dortige Mauritiuskapelle das Antependium des Hochaltars.
ELMAR L. KUHN     
LITERATUR
-R. STOCKACENSIS: Historia provinciae anterioris Austriae fratrum minorum capucinorum. Kempten 1747.
- B. STENGELE: Linzgovia Sacra. Beiträge zur Geschichte der ehemaligen Klöster und Wallfahrtsorte des jetzigen Landkapitels Linzgau. Überlingen 1887, 62-71.
- M. WETZEL: Markdorf in Wort und Bild. Konstanz 1910, 155-157.
- P. ZIERLER: Das Kapuzinerkloster in Markdorf. In: Birnauer Kalender (1928) 137-146.
- H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1822. Überlingen 1980, 79-82.
- G. SPAHR: Oberschwäbische Barockstraße V. Weingarten 1984, 148-152.
- H. FREYAS: Die Geschichte der Kath. Pfarrei St. Nikolaus. In: Stadt Markdorf (Hg.): Markdorf. Geschichte und Gegenwart. Markdorf 1990, 182-184.
- H. VOGEL: Zur Geschichte des barocken Hochaltars der einstigen Markdorfer Kapuzinerkirche. In: Förderverein zur Erhaltung der Kulturdenkmäler Markdorfs e. V. (Hg.): Markdorfer Geschichte und Geschichten. Markdorf 2007, 5-13.
QUELLEN
-Generallandesarchiv Karlsruhe 229: Spezialakten der kleineren Ämter und Orte
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