Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Ravensburg - Geschichte
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Nach anfänglich massiven Vorbehalten stimmte der Magistrat der Reichsstadt Ravensburg im Jahr 1624 der Errichtung eines Kapuzinerklosters in Ravensburg zu und stellte dafür einen Bauplatz außerhalb der Stadtmauer auf der Kuppelnau zur Verfügung. 1629 konnte das Kloster eingeweiht werden. Die Kapuziner wurden unter vogteiliche Oberhoheit der Stadt gestellt, die geistliche Zuständigkeit lag beim Orden, zu dessen Schweizer, ab 1668 vorderösterreichischen und schließlich ab 1782 schwäbischen Provinz der Ravensburger Konvent gehörte. Der Westfälische Friede sah die Aufhebung des Klosters vor, welche der evangelische Teil des Rats auch mit Vehemenz einforderte. Dieselbe erfolgte nach nur 20-jährigem Bestehen 1649, der Abbruch der Klostergebäude 1650. Aufgrund eines Vergleichs zwischen Katholiken und Protestanten konnte das Kapuzinerkloster 1660 jedoch wieder restituiert werden und sich bis zum Ende des Alten Reichs als geachtete und in ihrer Existenz nicht mehr infrage gestellte Einrichtung etablieren.
Im Jahre 1803 bestand der Ravensburger Kapuzinerkonvent aus zehn Patres und vier Laienbrüdern; 1779 waren es noch 19 Patres inklusive den Theologiestudenten und drei Laienbrüdern gewesen. Gemäß ihrer Ordenskonstitutionen, die die Betonung der Predigt und das dafür nötige Studium in den Mittelpunkt stellten, wirkte der Ravensburger Konvent bis zum Ende des 18. Jh. erfolgreich als Seelsorgeorden. Er leistete sowohl im Herrschaftsbereich der Landvogtei, der Fürsten von Wolfegg, der Reichsabteien Weingarten und Weißenau sowie in der Deutschordenskommende Altshausen seelsorgerliche Aushilfe. Zudem wirkte ein Pater als Prediger an der Stadtpfarrkirche Liebfrauen in Ravensburg. Da die Ravensburger Kapuziner nach dem Gründungsstatut über keinen Grundbesitz verfügen sollten, genossen sie auch keine Einnahmen aus grundherrschaftlichen Objekten. Sie verfügten lediglich über die Klostergebäude, die sich aus der Kirche, dem Konventsbau mit 33 Zellen sowie einem umfangreichen Garten zusammensetzten. Ihren Unterhalt bestritten sie durch Almosen und Spenden, die sie von denjenigen Herrschaften erhielten, in deren Hoheitsbereich sie seelsorgerlich tätig waren. Die mit Abstand umfangreichsten Einnahmen flossen ihnen vom Kloster Weingarten zu.
1803 fiel das Kapuzinerkloster als Entschädigungsmasse an den Deutschen Orden, von dem es am 21. März 1803 vorläufig in Besitz genommen wurde. 1805 fiel das Kloster an Bayern, das es am 5. März 1806 auflöste. Noch 1806 hatten die Brüder das Kloster zu verlassen. Nur wenige Monate nach Abzug der Kapuziner wurden im Dezember 1806 die Ausstattung der Konventsgebäude und im April 1807 die Klostergebäude, die Kircheneinrichtung mit mehreren Altären und die Bibliothek mit rund 2.000 Bänden öffentlich versteigert. Nachdem die erste Versteigerung aufgrund zu geringer Gebote misslang, wurde nach einem weiteren Anlauf schließlich das Klostergebäude samt Inventar und Bibliothek um 7.600 Gulden veräußert. Die kirchlichen Gerätschaften erwarben überwiegend die umliegenden Pfarrkirchen. Im August 1807 wurde das ehemalige Kloster der Zerstörung preisgegeben, indem Steine, Holz, Fenster, Türen und Dachplatten als Baumaterialien an kaufwillige Ravensburger veräußert wurden.
ANDREAS SCHMAUDER     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 337.
- <Württ. Klosterbuch> 389f. (A. SCHMAUDER).
- <KDW Ravensburg> 52.
- P. B. ZIERLER: Das Kapuzinerkloster in Ravensburg. Ravensburg 1910.
- A. SCHMAUDER: Die Säkularisation der Ravensburger Stadtklöster. In: <Alte Klöster - neue Herren>.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 198 I: Ravensburg, Reichsstadt
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