Klöster in Baden-Württemberg
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Kapuzinerkloster Wangen - Geschichte
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Die erste Initiative zur Gründung eines Kapuzinerklosters in der katholischen Reichsstadt Wangen ging von der 1611 verstorbenen Barbara Neser, der Witwe des Stadtschreibers Georg Neser, aus. Die Wangener Bürgerin hatte zur Klostergründung ein ansehnliches Legat ausgeworfen und Johann Jakob Vogt von Alt-Summerau zu Prassberg als Testamentsvollstrecker bestimmt. Diesem gelang es nicht, den hinhaltenden Widerstand der Stadt gegen eine Kapuzinerniederlassung zu durchbrechen, so dass das Legat auf die Intervention einer kaiserlichen Kommission hin schließlich 1624 für die Gründung eines Kapuzinerklosters in Ravensburg verwendet wurde. Dass der Rat der Stadt 1640 einstimmig beschloss, ein Kapuzinerkloster in Wangen zu begründen, zeugt für einen grundsätzlichen, wohl auch auf die Beschwernisse des 30-jährigen Krieges zurückzuführenden Sinneswandel. Die Schweizerische Kapuzinerprovinz reagierte 1641 auf das Angebot der Stadt durch die Entsendung der ersten Patres, die im Hinderofenhaus, dem späteren Sitz der Stadtkanzlei wohnten. Als Standort für das zu errichtende Kapuzinerkloster war ein Platz vor dem Lindauer Tor ausersehen worden. Es kam dort zwar noch 1641 zur Grundsteinlegung, aber wegen der die Stadt in den 40er Jahren verstärkt erfassenden Kriegswirren musste der Bau eingestellt werden. Erst 1654 konnte mit Genehmigung des Ordensgenerals der von der Stadt Wangen und zahlreichen Spendern finanzierte Klosterbau fortgesetzt werden. Die fertiggestellte Klosterkirche wurde 1655 vom Konstanzer Bischof zu Ehren der heiligen Schutzengel konsekriert. Der Einzug der Kapuziner in das außerhalb der Stadtmauern errichtete, an der Straße nach Lindau und Bregenz gelegene Kloster wurde 1657 im Rahmen einer feierlichen Prozession begangen. Im städtischen Hospital betrieben die Kapuziner Krankenseelsorge und predigten an Sonn- und Feiertagen in der dazugehörigen Hospital- sowie in der Stadtpfarrkirche. Das Wirkungsfeld der Bettelmönche beschränkte sich nicht auf die Reichsstadt, sondern erstreckte sich auch auf die umliegenden Herrschaften. Die 1668 vollzogene Gründung einer Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz brachte die Erhebung Wangens zur Kustodie mit sich, der die vier Vorarlberger Klöster sowie jene in Immenstadt, Biberach und Ravensburg unterstanden. Als nicht österreichisches Kloster musste sich Wangen 1781 der neugeschaffenen Schwäbischen Kapuzinerprovinz eingliedern. Der Einzug kurfürstlich-bayerischer Truppen besiegelte 1802 die Reichsfreiheit Wangens. Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wies das Kapuzinerkloster zwischenzeitlich dem Deutschen Orden zu. Im Jahr 1810 ging die Stadt Wangen von Bayern an den württembergischen Staat über, der die Wangener Kapuzinerniederlassung als Zentralkloster für die Kustodie Wangen nutzte. Zur Aufhebung des zu seinen besten Zeiten über 20 Ordensangehörige zählenden Klosters und zur Schließung der Klosterkirche kam es 1829. Durch den 1835 erfolgten Verkauf des Klostergebäudes an einen Privatmann wurde selbiges einer profanen Nutzung zugeführt. Zugleich erfolgte der Abriss der Klosterkirche sowie der ihr angebauten Kapelle zu Ehren des hl. Fidelis von Sigmaringen. Das ab 1850 zeitweise von den Wangener Protestanten genutzte Gebäude wurde von der Stadt schließlich zu Armenwohnungen ausgebaut.
MATTHIAS ILG     
LITERATUR
-<Württ. Klosterbuch> 498f. (M. ILG)
- <KDW Wangen> 65.
- M. GRIMM: Geschichte der ehemaligen Reichsstadt Wangen im Allgäu von Anbeginn bis auf den heutigen Tag. Wangen 1868, 108-112.
- B. MAYER OFMCap.: Die Kapuzinerklöster Vorderösterreichs. In: Helvetia Franciscana 12 (1977) 382-393.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 221 I Bü 2968: Finanzministerium I
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart E 31 Bü 129: Geheimer Rat I
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