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Johanniterkommende Rottweil - Geschichte
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Nach der Zimmerschen Chronik erfolgte die Gründung der Kommende Rottweil des Johanniterordens 1247 unter Hans von Schwenningen als erstem Meister des Hauses. Vermutlich ging das Haus wie die Kommende Villingen auf das später aufgegebene Ordenshaus in Schwenningen zurück. Urkunden der Rottweiler Johanniterniederlassung sind seit etwa 1250 erwähnt und seit 1274 erhalten. Auf Grund der Lage der Rottweiler Kommende an der Südostecke der Stadt über dem Neckartal ist an einen hochadeligen Gründer aus der Umgebung der staufischen Stadtherren zu denken.
Der Aufbau der Johanniterkommende Rottweil erfolgte unter Komtur Konrad von Egesheim (1274-1300) und seinen unmittelbaren Nachfolgern. Die Ritterbrüder der Niederlassung rekrutierten sich damals aus dem Niederadel der Rottweiler Umgebung und dem Patriziat der Reichsstadt. Ein Ordenskapitel der deutschen Johanniter ist in Rottweil schon für 1429 nachzuweisen. Die Rottweiler Büchsenschützen wurden 1454 durch Großmeister Jacques de Milly korporativ in den Johanniterorden aufgenommen.
Die auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte 1564 wiedergegebene Johanniterkirche ist bereits für 1274 anzunehmen und hatte neben dem Hauptaltar 1312 einen Marien- und 1323 einen Katharinen-Altar. Der Johanniterturm an der Südostecke von Kommende und Stadt könnte auf den Bergfried einer Vorgängerburg zurückgehen. Bis zum 30-jährigen Krieg wies die Kommende besondere Gebäude für den Komtur, Ritterbrüder und Ordensgeistliche sowie die Verwaltung des Rottweiler Ordensbesitzes auf. Unmittelbar westlich schloss sich eine Badstube an das Areal der Rottweiler Johanniter an. An Besitz konnte die Kommende die reiche Johannser-Mühle am Neckar vor den Toren von Rottweil sowie den Pfarrsatz in Isingen (1299), Aldingen (1356), Villingendorf (1360) und Betzingen bei Reutlingen (1365 zusammen mit Villingen) erwerben. Von erheblicher Bedeutung war schon im Spätmittelalter das Asylrecht der Rottweiler Johanniter, das mit Privilegien des Ordens aus der Zeit Friedrich Barbarossas begründet wurde. Wie Georg von Ow 1480 waren Rottweiler Komture verschiedentlich an den Kämpfen mit den Osmanen um Rhodos beteiligt. Bei der Visitation des Jahres 1495 zeigte sich die Kommende Rottweil auch im Vergleich zu den benachbarten Ordenshäusern von Villingen und Überlingen in recht befriedigendem Zustand.
In der Reformationszeit spielte das Rottweiler Johanniterhaus für die Reichsstadt keine besondere Rolle. Komtur Leonhard Gyß (1512-1538) vertrat allerdings einen offenbar eindeutig katholischen Standpunkt und sorgte für die hochwertige spätgotische Ausstattung "seiner" Kommendekirche mit Altären und einem Heiligen Grab.
Seit der Mitte des 16. Jh. weilten die Rottweiler Komture nur noch selten in ihrem Ordenshaus. An die Stelle von Klerikern aus dem Orden traten zunehmend Weltgeistliche. Einen Konvent von Ritterbrüdern gab es nicht mehr. So wurde die Kommende äußerlich eher zu einem Klosterhof zur Verwaltung des Johanniterbesitzes in der Rottweiler Gegend. 1643 wurde die Kommende schwer beschädigt und nach dem Krieg in bescheidenerer Form wieder aufgebaut. 1653 fand hier immerhin nochmals ein Ordenskapitel der deutschen Johanniter statt. 1799 war der französische General Saint-Cyr in der Rottweiler Kommende einquartiert.
Die Kommende überlebte zunächst das Ende der Reichsstadt Rottweil. 1804 wurde zunächst ihr Asylrecht aufgehoben. 1805 nahm Württemberg Besitz von der Kommende, die unter württembergischer Herrschaft vorläufig weiterbestand und mit Johann Joseph von Bodman sogar nochmals einen Komtur erhielt. 1809 wurde auch die Kommende selbst aufgehoben, und der letzte Komtur verließ sie 1811. Die Kommendekirche wurde 1810 geschlossen und 1826 abgebrochen, nachdem sie zeitweilig als Synagoge für die Rottweiler Juden im Gespräch war. Das Komtureigebäude ging an die württembergische Kameral-Verwaltung.
WINFRIED HECHT     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 278.
- <Württ. Klosterbuch> 419f. (W. HECHT).
- W. HECHT: Die Johanniterkommende Rottweil (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Rottweil 2). Rottweil 1971.
- H. SCHMID: Die Meliorationsvisitation der Rottweiler St. Johann-Kommende im Jahr 1781. Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Malteser-Ordens. In: <ZWLG> 44 (1985) 205-226.
QUELLEN
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 352: Johanniterorden, Selektbestand
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 358: Rottweil, Johanniterkommende
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart B 360: Johanniterorden, Amtsbücher
-Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 218: Lagerbücher des Johanniterordens
-Generallandesarchiv Karlsruhe 89: Heitersheim Generalia
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