Klöster in Baden-Württemberg
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Dominikanerinnenkloster Engen - Geschichte
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Seit wann in Engen im Hegau eine geistliche Frauengemeinschaft bestand, ist nicht exakt zu ermitteln. Die erste urkundlich gesicherte Nachricht stammt von 1320. Demnach hatten die "Sammlung und die Frauen zu Engen" ein Gut der Benediktiner von St. Georgen im Schwarzwald zu Neuhausen inne, das nun an Heinrich Cramer zu Erbrecht verliehen wurde. Der Wechsel des Pächters mag darauf hindeuten, dass sich die Sammlung zu Engen - vielleicht im Zusammenhang mit der päpstlichen Anordnung zu Auflösung der Beginengemeinschaften 1312 - getrennt hatte. Doch bereits wenige Jahre später kam es zu einer Wiederbelebung: 1335 wird ein Vertrag unterzeichnet, aus dem hervorgeht, dass vier Jungfrauen, "die den conuent angevangen haint ze Engen", eine neue Gemeinschaft gegründet hatten, die sich der dritten Regel des hl. Dominik angeschlossen hatte. Unklar blieb dabei bis in das 18. Jahrhundert, ob der unter dem Vorsitz einer Priorin stehende Konvent dem Dominikanerorden inkorporiert war oder unter bischöflicher Jurisdiktion stand. Erst 1725 wurden die Schwestern nach einem Rechtsstreit dem Predigerorden unterstellt, wobei sie im selben Jahr auch die zweite Regel angenommen hatten: aus der Sammlung war ein Kloster geworden. Die junge Gemeinschaft benannte sich nach dem hl. Wolfgang, nachdem der Deutschordensritter und Deutschmeister Graf Wolfram von Ellenburg für die Errettung aus großer Gefahr ein Gelübde ablegte, für die Engener Schwestern einen Altar zu Ehren des heiligen Regensburger Bischofs Wolfgang zu errichten.
Da sich kein reicher Stifter für den Konvent fand, waren die Besitzverhältnisse bescheiden. Vergrößerung erfuhr das Vermögen durch die Mitgiften neu eintretender Frauen, die dem näheren Umland entstammten, und durch kleinere Legatstiftungen. Schon 1333 kauften die Schwestern ein Haus an der Stadtmauer (die sogenannte "erste Sammlung", heute Sammlungsgasse 11), das bis 1335 mit einer Kapelle und weiteren Umbauten soweit hergerichtet war, dass es dem gemeinsamen Leben dienen konnte. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts erwarb der Konvent sukzessive weitere angrenzende Häuser. 1640 erlitten Engen und der Konvent St. Wolfgang schwere Beschädigungen, sodass die Schwestern kurzzeitig Zuflucht bei den Dominikanerinnen in St. Katharinental bei Dießhofen suchen mussten. Über die Schrecken des 30-jährigen Krieges berichtet die Priorin Verena Reiter in ihrer die Jahre 1592 bis 1653 umfassenden Chronik, die ein einzigartiges Zeugnis für das gemeinschaftliche Leben der Schwestern darstellt. Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts stand im Zeichen des Wiederaufbaus und der Erweiterung der Sammlungsgebäude. Mit der Erhebung zum Kloster 1725 setzten umfängliche Baumaßnahmen ein: Das an die "alte Sammlung" angrenzende 1493 erworbene Kaplaneigebäude wurde zur Kirche umgebaut und ein Großteil der einzelnen Häuser unter einem einzigen Giebel vereint.
Stellten bereits die weitreichenden Baumaßnahmen eine erhebliche finanzielle Belastung dar, verschlimmerte sich die Lage, als 1796 französische Truppen das Kloster Engen besetzten und große Schäden hinterließen. Diese zwangen die Schwestern, Kredite aufzunehmen, um Reparaturen vorzunehmen und ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Das Ende kam für die 14 Engener Dominikanerinnen und ihre zwei Laienschwestern formal mit dem Reichsdeputationsausschluss vom Februar 1803. Bereits im Dezember 1802 vollzog eine fürstenbergische Kommission die definitive Inbesitznahme des Klosters und aus den Schwestern wurden Pensionärinnen des Staates, die indes weiterhin im Kloster wohnen durften, solange sie keine Novizinnen aufnahmen. Erst 1840 zog die letzte Dominikanerin aus. Die Gebäude und den Garten führte die fürstenbergische Regierung dem Landesspitalfond zur Errichtung eines Krankenhauses zu. Die Pläne zerschlugen sich und 1839 kaufte die Stadt Engen den Komplex, den sie wiederum 1841 an den Badischen Staat übergab. Dieser baute sie zur Schule um. Heute beherbergen die zentralen Räume des ehemaligen Klosters St. Wolfgang das städtische Museum Engen + Galerie.
ANDREAS SCHMIDT     
LITERATUR
-L. REICH (Hg.): Eine Farbenskizze aus den Zeiten des dreißigjährigen Krieges. In: Badenia oder das badische Land und Volk 1 (1859), 500-259.
- J. HOTZ: Die Bau- und Kunstdenkmäler. In: Engen im Hegau. Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, Bd. 1. Hg. von Herbert Bener. Sigmaringen 1983, 169-319, 211-214.
- A. BAADER: Geschichte des Gotteshauses St. Wolfgang in Engen, in: Engen im Hegau. Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, Bd. 2. Hg. von Herbert Bener. Sigmaringen 1990, S.99-198.
- W. BLANK: Geistliches Leben in der Engener "Sammlung von St. Wolfgang". In: Engen im Hegau. Mittelpunkt und Amtsstadt der Herrschaft Hewen, Bd. 2. Hg. von Herbert Bener. Sigmaringen 1990, 199-216.
- http://www.bauforschung-bw.de/objekt/id/401219389282/
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