Klöster in Baden-Württemberg
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Franziskanerinnenkloster St. Ludwig Schwäbisch Gmünd - Geschichte
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Um 1400 bestand auf dem Areal des heutigen "Klösterles" wahrscheinlich bereits ein Beginenhaus. Das eigentliche Gründungsdatum ist auf den 15. Dezember 1445 festzusetzen, als Anna Hammerstätter, die Witwe von Hans Berit, mit Wissen und Erlaubnis des Rates der Reichsstadt ihr Haus und Hofraite hinter dem Augustinerkloster an der inneren Stadtmauer am Wildeck zu einem Seelhaus für vier Frauen stiftete und als Aufgabe Krankenpflege und Beistand beim Sterben vorschrieb. Bereits 1447 oder aber erst 1476 nahmen die Frauen die Drittordensregel des hl. Franziskus an.
Im Jahr 1658 erfolgte ein erster Teilumbau des Konventsgebäudes durch Mutter Eva Schmid. Ins Jahr 1700 fällt die Errichtung einer zusätzlichen Kapelle, in der am 24. Dezember feierlich die erste Messe gelesen und die am 26. Juni 1719 durch den Augsburger Weihbischof Jakob Mayr geweiht wurde. Am 22. Juni 1733 kauften die Nonnen den an ihr Klosterareal angrenzenden Platz am Pulverturm von der Stadt.
Nachdem das alte Kloster in Partien abgerissen worden war, begann am 9. Mai 1765 mit der Grundsteinlegung der Stadtbaumeister Johann Michael Keller mit dem teilweisen Neubau des Klosters, der 1768 noch nicht fertiggestellt war.
Am 17. Januar 1803 wurde das Franziskanerinnenkloster und die dazu gehörige Kirche geschlossen, am 18. Januar alles Gold und Silber nach Ludwigsburg verfrachtet. Zur Zeit der Auflösung befanden sich zwölf Frauen im Konvent, die sich im Wesentlichen durch Handarbeit und aus dem Verkauf aus ihrem großen Klostergarten ernährten. Das Kloster selbst verfügte über 26.665 Gulden Kapital. Davon waren aber 22.000 Gulden unwiederbringlich verloren, die die Schwestern beim fürstlichen Haus in Oettingen angelegt hatten und von dem sie schon seit über 30 Jahre keine Zinsen mehr bekamen. Die Schwestern selbst sollten zu den Dominikanerinnen nach Gotteszell ziehen, was sie aber ablehnten. Nach einem Zwischenspiel - in das Kloster zogen der Oberamtmann und die Steuereinnehmerei - durften die Frauen am 30. Juli 1803 wieder in ihr Kloster zurückkehren, wo sie bis 1825 Handarbeitsunterricht für Mädchen gaben. Ihre Kirche blieb geschlossen und wurde seit 1838 als Turnhalle genutzt, das Konventsgebäude später als Innenstadtschule. Die ehemalige Klosterkirche ist ein langgestreckter, schmaler Bau mit kurzem, eingezogenem Polygonchor; erhalten hat sich bis heute eine barocke Gruftanlage mit je drei Gruftreihen.
KLAUS-JÜRGEN HERRMANN     
LITERATUR
-<ERZBERGER> 267.
- <Württ. Klosterbuch> 450f. (K. J. HERRMANN).
- <KDW III/1> OA Gmünd, 410f.
- M. MILLER: Das Franziskanerinnenkloster St. Ludwig in Schwäbisch Gmünd als Mädchen- und Industrieschule vor 125 Jahren. In: Gmünder Heimatblätter 1 (1928) 65-68, 73-76.
- M. SCHNEIDER: Baugeschichte der Horst-Wessel-Schule. In: Gmünder Heimatblätter 9 (1936) 65-71.
- A. DANGEL: Gmünd wird württembergisch (III). Das Klösterle St. Ludwig. In: Ostalb 82 (1967) 305-308.
- H. H. DIETERICH: Vom Seelhaus zum St. Ludwigs-Kloster. In: Gmünder Studien 2 (1979) 115-129.
- R. STROBEL: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Band II : Kirchen der Altstadt, München 1995, 174-184 mit Abb.
QUELLEN
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 L: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
-Staatsarchiv Ludwigsburg B 177 S: Schwäbisch Gmünd, Reichsstadt
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